Die Berichterstattung des Rupert-Murdoch-Senders Fox News in den USA wird derzeit weltweit diskutiert. Doch der australisch-amerikanische Medienmogul ist bei Weitem nicht nur Eigentümer des umstrittenen US-Senders, der wesentlich zum Aufstieg Donald Trumps beigetragen hat.
Auch in seinem Heimatland Australien besitzt der 89-jährige Murdoch eine Reihe prominenter Medien, darunter die Tageszeitungen Herald Sun und Daily Telegraph, den Sender Sky News Australia und das Nachrichtenmedium News.com.au. Insgesamt gehören Murdoch 14 der 21 großen Tages- und Wochenzeitungen im Land. Ende Mai – also mitten in der Corona-Krise – kaufte Murdoch zudem auf einen Schlag 112 lokale und regionale Zeitungen in Australien und stellte sie entweder komplett ein oder stellte sie auf digital um.
Der einstige australische Premierminister Kevin Rudd sieht dadurch die Medienvielfalt und die öffentliche Debatte im Land gefährdet. Zudem werden einigen Murdoch-Medien falsche oder zumindest nachlässige Berichterstattung sowie Stimmungsmache vorgeworfen. Zuletzt veröffentlichte die Murdoch-Presse in Australien einige irreführende Artikel über das Coronavirus und spielte die Buschfeuer-Katastrophe um die Jahreswende herunter.
„Nette“ Themen statt Krisenberichterstattung
Denn als sich über Silvester und Neujahr Tausende vor den herannahenden Flammen an die Strände flüchten mussten und die anderen australischen Medien – darunter die ABC, die australische Ausgabe des Guardian oder der Sydney Morning Herald – auf ihren Webseiten in Live-Blogs und in den Printausgaben mit ausführlichen Leitartikeln berichteten, ging es in einem Murdoch-Medium um die „nette Picknick-Atmosphäre“ bei einem Pferderennen, um ein geplantes Alkoholverbot in indigenen Gemeinden und einen Riffwissenschaftler. Die Buschfeuer kamen erst auf Seite vier zur Sprache.
Auch der Klimawandel wird bei den Murdoch-Medien gerne ignoriert oder gar ins Lächerliche gezogen. So bezeichneten Moderatoren des Senders Sky News Australia die Debatte um die Rolle des Klimawandels bei den Bränden als „dumm“, „rücksichtslos“ und „offensiv“. Klimaaktivistin Greta Thunberg war zuvor bereits als „zutiefst verstört“ und „seltsam“ verhöhnt worden.
Vermischung von Meinung mit Nachrichten
Der Sozialdemokrat Rudd betrachtet all dies als eine Gefährdung der Demokratie. Deswegen hat er eine Petition ins Leben gerufen, die eine offizielle Untersuchung fordert. So will Rudd gegen die Übermacht Murdochs im australischen Mediengeschäft vorgehen. Eine halbe Million Menschen hat die Petition unterzeichnet – eine stattliche Summe in Australien, das insgesamt nur etwas über 25 Millionen Einwohner zählt. Es ist wahrscheinlich, dass die Petition dem australischen Parlament vorgelegt wird – dieses ist jedoch nicht verpflichtet, darauf zu reagieren.
„Unsere Demokratie hängt von verschiedenen Quellen zuverlässiger, genauer und unabhängiger Nachrichten ab“, heißt es in der Petition. Murdoch-Medien würden ihre Macht „routinemäßig“ nutzen, um Gegner in Wirtschaft und Politik anzugreifen, „indem die redaktionelle Meinung mit der Berichterstattung von Nachrichten kombiniert wird“. Australier, die gegensätzliche Ansichten vertreten würden, würden sich „eingeschüchtert“ fühlen. „Diese Tatsachen beeinträchtigen die Redefreiheit und untergraben die öffentliche Debatte.“
„Krebsgeschwür an unserer Demokratie“
Rudd, der von 2007 bis 2010 und 2013 Premierminister in Australien war, ist ein langjähriger Kritiker Murdochs und seiner Zeitungen, die sich gegen seine Wiederwahl ausgesprochen haben und auch in den vergangenen Wochen wenig schmeichelnde Artikel über ihn veröffentlichten. Rudd nannte Murdoch und seinen Einfluss laut der BBC einst ein „Krebsgeschwür an unserer Demokratie“.
Auf Twitter schrieb der Sozialdemokrat diese Woche, dass er angesichts der öffentlichen Resonanz auf seine Petition „dankbar und überwältigt“ sei. Er betonte, dass eine Untersuchungskommission notwendig sei, um „das Herzblut unserer Demokratie zu schützen“. Unter den Unterzeichnern der Petition ist auch der einstige konservative Premierminister Malcolm Turnbull. Auch der britische Schauspieler Hugh Grant schrieb auf Twitter: „Liebes Australien, ich finde, Kevin Rudd tut da etwas Gutes. Ich würde unterschreiben, wenn ich könnte.“
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