CoronavirusLuxemburgs Krankenhäuser schalten in den Corona-Modus – Pflegekräfte in Isolation oder Quarantäne

Coronavirus / Luxemburgs Krankenhäuser schalten in den Corona-Modus – Pflegekräfte in Isolation oder Quarantäne
Bald leere Flure in Luxemburgs Krankenhäusern? Der Personalmangel bereitet den Kliniken ernsthafte Sorgen. Symbolbild: Editpress/Tania Feller

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Luxemburgs Krankenhäuser sind wegen der steigenden Fallzahlen zusehends besorgt und ergreifen Maßnahmen. Entgegen den Problemen zu Beginn der Pandemie sind es keine Lieferengpässe beim Material, die die Versorgung der Patienten bedroht. Die Achillesferse des Gesundheitssystems ist das Personal – denn immer mehr Mitarbeiter stecken sich mit dem Virus an.

14 Personen in Isolation, 22 in Quarantäne – die Personalsituation in den „Hôpitaux Robert Schuman“ ist kritisch.  Ähnlich sehe es auch im CHL aus: 30 Mitarbeiter sollen sich mit dem Coronavirus infiziert haben, 60 würden sich mittlerweile in Quarantäne befinden. Die „Hôpitaux Robert Schuman“ reduzieren ab Freitag, 23. Oktober, ihre stationären Aktivitäten um 50 Prozent. Das berichtet das Online-Magazin Reporter.lu. Die Krankenhausleitung bedarf laut einem internen Memo der personellen Ressourcen, um die Versorgung der Covid-19-Patienten zu garantieren. Die Notaufnahme und die Onkologie sollen ihren Betrieb allerdings beibehalten.

Auch das CHEM hat nach dem Bericht von Reporter.lu einen Teil ihrer Orthopädie-Abteilung mit 30 Betten zu einer Corona-Station umfunktioniert. Im CHL will man so weit noch nicht gehen. Hier würde bei Kapazitätsengpässen noch im Einzelfall geprüft, zitiert das Online-Magazin einen Sprecher des städtischen Krankenhauses. In der Phase 3 sei man noch nicht angelangt – Phase 3 beschreibt den Fall, dass klinische Kapazitäten strukturell umgeschichtet werden, um Platz für Covid-19-Patienten zu schaffen.

Der vergleichsweise niedrige Anstieg der Krankenhausaufenthalte hatte Gesundheitsministerin Paulette Lenert bei einer Pressekonferenz am Mittwoch bereits unter anderem mit der Altersstruktur der Neuinfizierten erklärt. Dr. Emile Bock ergänzt bei Reporter.lu, dass sich seit Beginn der Pandemie auch neue Erkenntnisse eingestellt haben: Patienten mit schweren Verläufen würden nicht mehr systematisch intubiert, Patienten mit leichten Symptomen könne man heute auch zu Hause isolieren, da man das individuelle Risiko und die notwendige Behandlung besser einschätzen könne.

Obwohl die „Santé“ mit allen Krankenhäusern in Kontakt steht und sich zweimal täglich nach der aktuellen Situation erkundigt, könnte die Koordination wohl besser laufen. Die „Hôpitaux Robert Schuman“ hatten das Gesundheitsministerium vor der Pressekonferenz am Mittwoch nicht informiert, dass sie eine Umschichtung der Kapazitäten planten. Auch im Interview mit dem Radiosender 100,7 am Donnerstagmorgen erwähnte HRS-Direktor Claude Schummer das Vorgehen seiner Krankenhaus-Gruppe nicht. Das Ministerium überwacht laut Reporter.lu primär die Bettenkapazitäten – Lageberichte sind für die Krankenhäuser nicht verpflichtend.

Personalengpässe

Im Gegensatz zum Beginn der Pandemie, wo die Kapazitäten des Gesundheitssystems primär durch fehlendes Material eingeschränkt wurden, steht zurzeit eine andere Gefahr ins Haus. Die Überlastung der Versorgung könnte sich laut Schummer heute aus der personellen Aufstellung der Krankenhäuser ergeben. Um alle Aktivitäten aufrechtzuerhalten und zugleich die Corona-Patienten zu betreuen, fehle es nämlich an Ärzten und Pflegekräften.

Die eingangs erwähnten Erkrankungen beim Personal tragen ihren Teil zur Verschärfung der Situation bei. Die Anstrengungen, denen die Krankenhausmitarbeiter ausgesetzt sind, tun ihr Übriges: Die Versorgung von Covid-19-Patienten sei überaus personalintensiv, die Erschöpfung bei den Pflegern und Ärzten entsprechend ein weiterer Risikofaktor. „Ich vermute, dass das noch mehrere Monate so weitergeht. Das wird an unseren Kräften zehren“, sagt auch Emil Bock gegenüber Reporter.lu.

Eine dritte Gefahr kommt von außen: die Entscheidung der Nachbarstaaten. „Wenn Belgien und Frankreich beschließen sollten, die Schulen erneut zu schließen, könnte uns das Personal ausgehen“, sagt Romain Nati vom CHL dem Online-Magazin. Denn dann müssten die im Ausland ansässigen Pfleger teilweise zu Hause bleiben, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Die Forderung von Schummer an die Regierung war deshalb bei 100,7 klar: ein höheres Personalbudget.

„Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit hält das indes für unwahrscheinlich – zwar haben die Krankenkassen den Kliniken weitere 78,5 Vollzeitstellen für die Behandlung von Patienten zugesichert. Es sei jedoch nicht klar, ob man in der jetzigen Lage überhaupt noch Krankenpfleger finde. Die Infektionszahlen seien schließlich überall am Steigen.

Die Krankenhäuser des Landes treffen sich zurzeit mit der „Santé“-Direktion, um über die momentane Lage zu beraten. Das hat ein Sprecher des Escher CHEM gegenüber dem Tageblatt bestätigt.

Caro
22. Oktober 2020 - 23.43

Ë bessi méi differenzéiert berichten wier dem investigativen Journalismus no