„Der derzeitige Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume der wildlebenden Pflanzen- und Tierarten ist in hohem Maße besorgniserregend. Wenn wir nicht schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergreifen, werden viele Tier- und Pflanzenarten in Luxemburg in den kommenden Jahren aussterben“, warnt François Benoy, Präsident des „Observatoire de l’environnement naturel“. Der nationale Bericht über den Erhaltungszustand von Lebensräumen und Arten wird alle sechs Jahre auf wissenschaftlicher Grundlage und nach europäischen Richtlinien erstellt.
Zwei Drittel der natürlichen Lebensräume in Luxemburg sind in einem „unzureichenden“ beziehungsweise „schlechten“ Erhaltungszustand. Nur bei einem Drittel kann man noch von einem „günstigen“ Zustand sprechen. Insbesondere Feuchtgebiete, aber auch viele Habitate des Offenlands sind immer seltener in einem guten Zustand. Bei den wildlebenden Tier- und Pflanzenarten ist die Situation noch dramatischer: 80 Prozent sind in einem prekären Erhaltungszustand. Mehr als ein Viertel der 153 heimischen Vogelarten in Luxemburg verzeichneten in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang oder sind bereits ausgestorben. Als Beispiele kann man hier das Rebhuhn oder auch den Steinkauz nennen. „Mittlerweile gibt es nur noch 12 bis 24 Brutpaare des Steinkauzes in Luxemburg. Mit gezielten Maßnahmen konnte das Aussterben des Steinkauzes vorläufig noch verhindert werden. Dank verschiedener Wiederansiedlungsprogramme konnten sich einige Bestände wie die des Bibers oder des Laubfrosches auch wieder etwas erholen“, erklärt Gilles Biver, Regierungsberater im Umweltministerium und Mitglied des „Observatoire“.
Als Hauptgründe für den Rückgang der Biodiversität in Luxemburg sieht der gestern vorgestellte Bericht die Landwirtschaft und die verwendeten Pestizide, aber auch die fortlaufende Urbanisierung. „Der Klimawandel hingegen zeigt heute noch verhältnismäßig wenige Auswirkungen. Seine Bedeutung steigt jedoch von Jahr zu Jahr“, so Nora Elvinger, Sekretärin des „Observatoire de l’environnement naturel“.
Um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, fordert der Präsident der Beobachtungsstelle einen grundlegenden Wandel. „Wir müssen mit und nicht gegen die Natur wirtschaften und weg vom reinen Profitdenken. Die Landwirtschaft muss umweltfreundlicher funktionieren. Der Gebrauch von Dünger und Pestiziden muss eingeschränkt werden.“ Doch auch die Naturschutzgebiete müssten ausgeweitet werden. Öffentliche Fördergelder dürften nicht mehr nach der Fläche, sondern nach den Gemeinwohlleistungen vergeben werden, so François Benoy. Insgesamt wünscht man sich beim „Observatoire de l’environnement naturel“ von der Regierung, dass Naturschutz endlich als ressortübergreifendes Anliegen anerkannt wird und dass bei allen Investitionen und politischen Entscheidungen dem Naturschutz Rechnung getragen wird.
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