Als das Kulturministerium am 24. April Joanne Goebbels als neue Direktorin der Nationalbibliothek ankündigte, rief die Entscheidung mannigfaltige Entrüstung hervor. Im Wesentlichen lagen zwei Kritikpunkte vor: Der Luxemburger Bibliothekenverband Albad stellte die fachlichen Qualifikationen von Goebbels infrage, da diese sich im Zuge ihres Studiums und ihrer Arbeit nicht auf wissenschaftlicher Weise mit Bibliotheks- und Archivwesen auseinandergesetzt habe. Die Entscheidung käme demnach einer Abwertung studierter Bibliothekswissenschaftler und Archivare gleich. Der zweite Kritikpunkt bezog sich auf ihre Parteikarte – und ihren Vater: Der ehemalige LSAP-Minister Robert Goebbels ist ein Titan der Luxemburger Politik. Der Vorwurf der Günstlingswirtschaft stand angesichts dieser familiären Beziehungen im Großherzogtum rasch im Raum.
Joanne Goebbels wollte sich auf Nachfrage des Tageblatt nicht zu dem Rückzug ihrer Kandidatur äußern und verwies auf die Pressemitteilung, in der es heißt: „Joanne Goebbels hat beschlossen, von diesem Amt zurückzutreten, weil sie der Ansicht ist, dass die Nationalbibliothek Ruhe und Gelassenheit verdient, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts entgegenzutreten.“
„Meine Kinder haben ihr Leben selbst gemacht“
Wer sich indes äußerte, war Robert Goebbels, der einige Worte zum Vorwurf des Nepotismus verlor: „Meine Frau und ich haben unseren Kindern die Möglichkeit gegeben, zu studieren – das ist unser einziges Verdienst. Meine Kinder haben ihr Leben selbst gemacht. Ich wusste nicht einmal, dass meine Tochter für den Posten kandidiert.“ Er unterhalte zudem keinerlei Beziehungen zu der amtierenden Kulturministerin Sam Tanson – damit bestätigt er die Aussage von Joanne Goebbels, die angesichts der Vorwürfe erklärte: „Wie mäi Papp kennt, weess, wéi frou hie mat de Gréngen ass.“ Nach eigener Aussage weiß Goebbels Senior auch nichts von dem Rückzug der Kandidatur. Er richtet jedoch einen recht offenen Vorwurf an die Kritiker: „Es ist blöd, dass meine Tochter immer auf mich reduziert wird und es ist blöd, dass sie wegen meines Namens von den Medien geschleift wurde.“
Der neue Kandidat für die Direktion der Nationalbibliothek, Claude D. Conter, verzichtete am Montag gegenüber dem Tageblatt ebenfalls auf eine Stellungnahme. Wer ihm an die Spitze des CNL nachfolgt, ist zurzeit noch nicht bekannt.
Zur Person
Claude D. Conter, geboren 1974, studierte Germanistik und Kommunikationswissenschaft an den Universitäten Bamberg und Berlin. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter und/oder Dozent an den Universitäten Bamberg, Trier und München und Gastprofessor an der University of the South (TN, USA). Von 2003 bis 2006 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am CNL am Projekt Lexikon der luxemburgischen Autoren. Im Oktober 2008 trat er dem CNL bei und war Kurator, bevor er 2012 zum Direktor ernannt wurde.
Claude D. Conter ist Autor zahlreicher Forschungspublikationen zur Literatur in Luxemburg, zur Archivwissenschaft, zur deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwartsliteratur, zum Verhältnis von Literatur und Theater, Literatur und Politik, Literatur und Recht. Im Jahr 2003 veröffentlichte er seine Doktorarbeit über Visionen von Europa zwischen 1815 und 1848 (Europa – Inszenierungen im 19. Jahrhundert). Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören die in Zusammenarbeit mit dem CNL-Team entstandenen, darunter Ausstellungskataloge und die halbjährlich erscheinenden Trouvailles – Fundstücke, sowie Artikel über das Archivwesen und die Literatur in Luxemburg in ausländischen Publikationen.
De Maart
Wann dem Papa säi Meedchen onbedingt soll / muss Carrière maachen.
Claude Conter, der richtige Mann am richtigen Platz!
Vater war ein integerer Journalist. Legendär, seine Artikel über die " Burgfriedaffäire"!
In meiner Sicht war der Vater ein Minister mit Klarblick und Weitsicht !
Seine Tochter wird in seinem Umkreis als sehr tüchtig beschrieben !
Schade jetzt für uns alle.
Thierry Hirsch, einer der Kandidaten für den Posten, droht mit einem Rechtsverfahren, und der dritte - Claude D. Conter - geht als Sieger hervor. History repeats itself in cycles less then 100 years :)
Die fachlichen Qualifikation sind deutlich bei Herrn Conter zu verorten!
@ clemi: Da übertreiben Sie gewaltig.Faule Eier riechen und bekanntlich kann dieser Geruch nachwirken.
Leider muss Frau Goebbels das Postengeschacher jetzt ausbaden.
Dies sollte allen Anhängern im Dunstkreis der Grünen eine Lehre sein.
Auch bei den Grünen wachsen die Bäume nicht in den Himmel.
Und sogar eine schöne Pressekonferenz gibt es am Mittwoch noch dazu.
Den Papp huet all Ursaach den Ball flach ze haalen.
ein lynchage médiatique der allerübelsten sorte, schlimmer noch als bei enrico lunghi. frau goebbels tut mir aufrichtig leid. prozessiert der "zweitplatzierte" hirsch nun auch gegen claude "deus ex machina" conter?