Erleichtert verließen die maskierten Passagiere im entvölkerten Hafen von Dubrovnik in dieser Woche ihr luxuriöses Gefährt. 756 in der Karibik gestrandete Besatzungsmitglieder von Kreuzfahrtschiffen aus ganz Mittel- und Südosteuropa brachte die „Carnival Magic“ am Mittwoch auf den Alten Kontinent zurück. Sie seien glücklich, endlich nach Hause zu können, bekannten die Rückkehrer, bevor sie in die wartenden Busse stiegen.
Zwar wird mit der „Carnival Breeze“ in der nächsten Woche ein weiterer Kreuzfahrtriese mit 800 heimkehrenden Seeleuten im Hafen der kroatischen Adria-Perle erwartet. Doch mit der Anlandung der gewohnten Touristenfracht der schwimmenden Bettenburgen ist in diesem Sommer in den Mittelmeerhäfen kaum mehr zu rechnen. „In diesem Jahr sollte man keine Gäste von den Kreuzfahrtschiffen erwarten,“ so Dubrovniks Bürgermeister Mate Frankovic.
Tintenfische in den glasklaren Lagunen von Venedig, Wale und Delphine vor der Küste von Split: Das Ausbleiben der überdimensionierten Ozeanriesen lässt die Natur in der Adria aufatmen – und sorgengeplagte Bürgerväter und Gastronomen millionenschwere Ausfälle fürchten. Selbst ein Abflauen der Corona-Krise dürfte die oft eher älteren Liebhaber massenhafter Meerestouren in dieser Saison kaum mehr die als Virusverbreiter verrufenen Kreuzfahrtplanken entern lassen. „Venedig, Dubrovnik und Kotor können die Kreuzfahrtschiffe vergessen“, titelt das montenegrinische Webportal Boka News.
Die atemberaubende Passage in die enge, von schwarzen Gipfeln umsäumte Bucht von Kotor zählte in den letzten Jahren zu den beliebtesten Höhepunkten von Adria-Kreuzfahrten. Allein im letzten Jahr war die Zahl der mit den Kreuzfahrtschiffen angelandeten Tagestouristen in der montenegrinischen Hafenstadt um ein Drittel auf 650.000 Gäste geklettert.
Hoffen auf 30 Prozent der Vorjahreseinnahmen
Ein Kaffee, eine Pizza oder ein Souvenirmagnet zum Gratis-Selfie: Durchschnittlich ließen die Kurzhosenträger bei ihren Landgängen 40 bis 50 Euro pro Nase in der Stadt zurück. Auf 25 bis 30 Millionen Euro direkte und fast denselben Betrag an indirekten Einnahmen beziffern Montenegros Tourismusexperten Kotors letztjährige Umsätze aus dem Kreuzfahrtgeschäft.
Doch die Viruskrise hat die Branche weltweit lahmgelegt. Zum größten Einnahmeverlierer der Kreuzfahrtkrise droht neben Venedig Kroatiens bisher populärstes Touristenmekka zu werden: Allein im letzten Jahr drängelten sich 800.000 Kreuzfahrtschiff-Passagiere durch die engen Altstadtgassen im normalerweise schon ab April völlig überlaufenen Dubrovnik.
Zu allem Übel zehrt die weit im Süden Dalmatiens gelegene Adria-Perle auch bei den Übernachtungen weniger auf mit dem eigenen Auto anreisende Besucher als auf per Flugzeug einfliegende Gäste – vor allem aus dem vom Coronavirus besonders hart getroffenen Großbritannien und den USA. Im „optimistischen“ Szenario könne Dubrovnik allenfalls auf 30 Prozent der Vorjahreseinnahmen kommen, rechnet Bürgermeister Frankovic vor: „Das könnte für den Sektor genug sein, um bis zum nächsten Sommer zu überleben.“
Das ist doch mal eine gute Nachricht. Weg mit diesen langweiligen Drecksschleudern. Greta wird's freuen.