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CoronakriseÖsterreich plant offene Grenzen für Sommerurlauber aus Ländern, die das Virus unter Kontrolle haben

Coronakrise / Österreich plant offene Grenzen für Sommerurlauber aus Ländern, die das Virus unter Kontrolle haben
Ob sich im Sommer wieder Touristen das Schloss Schönbrunn in Wien anschauen? Österreichs Regierung will Gäste aus Ländern hineinlassen, die das Virus im Griff haben – dabei geht es vor allem um wirtschaftliche Interessen, der Tourismussektor steht für 15 Prozent des BIP in der Alpenrepublik Georg Hochmuth/APA/dpa

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Österreich plant die Öffnung der Grenzen für Sommerurlauber aus Ländern, die das Coronavirus unter Kontrolle haben.

Die Österreicher stellen sich schon auf Sommerurlaub in der Heimat statt in Italien, Griechenland oder auf Mallorca ein. „Solange es keine Impfung oder wirksame Medikamente gegen das Coronavirus gibt, wird es auch uneingeschränkte Reisefreiheit, wie wir sie kennen, nicht geben“, hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) seine Landsleute auf urlaubsmäßigen Patriotismus eingestimmt.

Das sollte auch ein Trostpflaster für die vom Lockdown besonders hart getroffene Tourismuswirtschaft sein. Die hat schon das Finale der Wintersaison und das gesamte Ostergeschäft verloren. Blieben Hotels und Pensionen auch im Sommer geschlossen, müssten viele wohl für immer zusperren.

Sehnsucht nach Deutschen, geschätzte Luxemburger

Heimaturlauber können jedoch nur einen Tropfen auf den heißen Stein liefern. Manche Regionen registrieren zwar schon ein deutliches Buchungsplus von einheimischen Gästen, die 55 Millionen Ausländer-Nächtigungen im Sommer 2019 werden Österreicher aber nicht einmal annähernd wettmachen können. Ein Wirtschaftssektor, der 15 Prozent des Bruttonationalprodukts bringt und an dem eine halbe Million Arbeitsplätze hängen, steht damit vor dem Kollaps.

Die Touristiker drängen daher massiv, die Grenzen vor allem für deutsche Urlauber zu öffnen. Denn die stellten im vergangenen Jahr mit 29,5 Millionen Nächtigungen 37 Prozent aller ausländischen Österreich-Urlauber. Diesem Druck gibt die Regierung nun nach. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) verkündete am Sonntag, „dass es im Sommer Ferientourismus geben wird“. Einschränkungen der Reisefreiheit würden zwar in den nächsten Monaten aufrechtbleiben. Aber, so Köstinger: „Wenn Länder auf einem sehr guten und positiven Weg sind (bei der Corona-Bekämpfung, Anm.), wie beispielsweise Deutschland, dann gibt es durchaus auch die Möglichkeit, dass man sich bilateral einigt.“

Gut stehen dürften die Chancen auf einen Urlaubspassierschein auch für Luxemburger, auch wenn Köstinger diese winzige Gästegruppe nicht extra erwähnte. Mit 139.762 Nächtigungen hatten Luxemburg im Sommer 2019 in Österreich zwar nur einen Anteil von 0,2 Prozent, allerdings sind die Gäste aus dem Großherzogtum besonders geschätzt: Mit laut Eurostat 769 Euro Urlaubsbudget pro Kopf sind sie EU-Spitze. Der rare, aber finanzkräftige Luxemburger ist somit geradezu der idealtypische Gast in Zeiten coronabedingter Abstandsgebote.

„Guests-Distancing“

Einen konkreten Plan für das stufenweise Hochfahren von Gastronomie und Tourismus stellte die Ministerin für Ende April in Aussicht. Dabei werde es „natürlich“ Auflagen wie etwa Abstands- und Hygieneregeln geben. Auch einen Termin für die Entscheidung über die Grenzöffnung wollte Köstinger gestern noch nicht nennen.

In der Branche macht man sich aber schon Gedanken, wie man mit einem blauen Auge durch den Ausnahmesommer kommen könnte. So wird den Hoteliers empfohlen, nach einem Ende der Zwangssperren kurzfristig Räumlichkeiten zum Arbeiten an Selbstständige oder Menschen im Home-Office zu vermieten. Ein neues Schlagwort dürfte „Guests-Distancing“ werden. Den Touristikern wird geraten, mit ihren Mitarbeitern das konsequente Abstandhalten zum Gast zu trainieren, was gerade in dieser Branche eine Herausforderung darstellt.

Apropos Mitarbeiter: Da zeichnet sich ein ähnliches Problem wie schon in der Pflegebranche ab. Denn etwa die Hälfte der Fachkräfte im Tourismus kommt aus dem Ausland, viele aus Ost- und Südosteuropa. Eine Grenzöffnung für Urlauber bedingt somit auch eine für ausländische Köche, Kellner und Zimmermädchen. Je offener Österreichs Grenzen für Urlauber und Tourismuspersonal werden, desto mehr wird freilich auch das Verständnis der Einheimischen für die Regierungsappelle zur patriotischen Urlaubsplanung schwinden.

dnt
20. April 2020 - 13.33

Die Grippewelle Corona ist vorbei in Österreich, Deutschland, Luxemburg.....das haben die Politiker auch verstanden....jetzt geht es nur noch darum das Gesicht zu wahren....
Verhältnisse wie in Italien, USA.... sind hier nicht eingetreten, weil unser Gesundheitssystem gut organisiert und sehr effektiv ist.... Die Grippewelle ist vorbei....

HTK
20. April 2020 - 8.55

Welches Land hat denn das Virus unter Kontrolle? Liegt Ischgl nicht in Österreich?

J.Scholer
20. April 2020 - 8.44

Als wäre Urlaub in diesen Zeiten von Tod und Seuche das Wichtigste. Die Spezie Mensch hat nichts dazugelernt, versäumt wieder die Fehler der Vergangenheit zu bereinigen und Umwelt, Natur , den Mensch wieder in den Fokus zustellen. Als wären die Warnzeichen dieser Pandemie nicht genug, der Einfluss von Luftverschmutzung, Klimaveränderung auf das Virus zu vernachlässigen ( immerhin warnen Ärzte in den Hotspots des Viruses hohe Luftverschmutzung war, die Lungen der Menschen schon durch diese belastet im Zusammenhang mit der Schwere des Verlaufs der Krankheit einen Einfluss haben könnten) fahren wir wieder munter mit der konsum-,Spaßgesellschaft weiter, als wäre dieses Virus nicht existent.