Nur vereinzelt trifft man derzeit auf öffentlichen Parkplätzen noch die Küchen auf vier Rädern an, denn auch bei Luxemburgs Food Trucks ist die Auswahl mittlerweile spärlich geworden. Nur drei Trucks sind momentan noch im Dienst, zu ihnen gehört auch der erste Food Truck des Landes: Seit 2013 servieren Kim Conrardy und sein Team von „The Food Truck Company“ Burger und hausgemachte Pommes, während der Krise müssen aber auch sie umdisponieren.

„Wir fallen unter das Regime der Gerichte zum Mitnehmen, was ja eh die Basis eines Food Trucks ist. Nur vor Ort essen darf unsere Kundschaft aktuell nicht, Tische stellen wir also keine auf“, sagt Conrardy, der ebenfalls Präsident des nationalen Food-Truck-Verbandes ist. Die Menükarte des Imbisswagens hat sich trotz Corona nicht geändert, beim Briefing seiner Mitarbeiter muss der 38-Jährige jetzt aber besondere Vorsicht walten lassen: „Wir haben unser ganzes Personal sensibilisiert, damit sie wissen, wie sie sich zu verhalten haben, um sich und unsere Kunden zu schützen.“ Lauteres Reden im relativ hohen Truck, noch mehr Händewaschen, als dies normalerweise schon der Fall ist, und die Umstellung zurück zu Bargeldlos – so lautet die aktuelle Devise der „Company“.
Abwechslung von der Hausküche
Neu sind neben den strikteren Vorschriften auch die vereinzelten Diskussionen mit Kunden, wie Conrardy verrät: „Die Santé zieht Händewaschen dem Tragen von Handschuhen vor, von manchen Leuten bekommen wir dazu allerdings Kommentare. Es wird jetzt einfach ein stärkeres Auge auf Hygiene geworfen, da muss man halt wissen, was man antwortet. Deshalb informieren wir uns ständig auf den Seiten des Gesundheitsministeriums und der WHO.“ Masken kommen für den Food-Truck-Inhaber allerdings nicht infrage – die Hitze hinterm Herd und das Kochen auf engstem Raum würden die Arbeitsbedingungen für seine Männer einfach unerträglich machen.
Generell ist die Klientel aber positiv gestimmt, denn das Angebot des Food Trucks bietet eine willkommene Abwechslung zur Heimkost aus eigener Küche. „Wir sind seit ein paar Monaten in Wickringen tätig, dank der Benachrichtigung der Bürger durch die Gemeinde ist es jetzt aber richtig losgegangen“, so Conrardy. Auch die Zeitumstellung spielt dem Burger-Team in die Karten, sodass der Standort nun zur Haupteinnahmequelle geworden ist. Anders sieht es allerdings beim Verkauf in Industriezonen aus, und auch Festivals fallen dieses Jahr zum Großteil ins Wasser: „Zusammen mit dem Escher ‚Syndicat d’initiative’ hatten wir im März das ‚Culture Forest Festival’ geplant, das nun in den August verlegt werden musste. Das Event an sich konnte zwar dadurch gerettet werden, die Einnahmen fehlen uns jetzt aber trotzdem.“
Nur drei von 25 aktiv
Ähnlich sieht es bei „T-Wraps Food Truck“-Inhaberin Michèle Goethals aus. Ausgestattet mit Schutzmaske und Handschuhen, erhält sie derzeit mit ihrem Freund den Betrieb am Leben – auch wenn dies eigentlich gar nicht geplant war: „Wir wollten ab April unter der Woche weniger Service anbieten, da wir nächstes Jahr ein neues Projekt mit festem Standort starten wollen. Da nun aber keine Events mehr an den Wochenenden stattfinden, mussten wir kurzfristig umdisponieren und auch unser frisch eingestelltes Personal wieder kündigen.“ Nach dem ersten Gefühl der Erschlagenheit platzte bei der 26-Jährigen der Knoten und sie fing an, Gemeinden anzuschreiben – mit Erfolg. Für sie heißt es nun: mehr Arbeitsstunden für weniger Geld – doch die Umstellung hat auch etwas Positives: „Neue Standorte bedeuten neue Kunden. Unsere Routine hat sich zwar jetzt massiv verändert, doch wenigstens können wir so unsere Rechnungen decken.“
Weniger rosig sieht derzeit Nathalie Bretin von „Streatchef“ die Lage. In ihrer Rolle als Vizepräsidentin der „Luxembourg Food Truck Association“ ist sie zuständig für die Vermittlung von Imbisswagen an die Organisatoren von Festen, und so ständig in Kontakt mit ihren Kollegen. „Wir haben etwa 25 Mitglieder, die in Luxemburg immatrikuliert sind. Von ihnen sind es momentan nur noch drei, die Halbzeit arbeiten“, erklärt die 49-Jährige. Sie selbst ist mit ihrem Truck auf große Events spezialisiert, das Ausfallen des diesjährigen St. Patrick’s Day sowie die Ungewissheit in Sachen geplante Konzerte in der Abtei Neumünster bilden ein Loch im Portemonnaie. „Es ist wirklich katastrophal und ich weiß nicht, wie viele Food Trucks es nach der Krise noch geben wird.“
Die Frage der Verantwortung
Zu der Tatsache, dass die mobilen Küchen auf einen festen Standplatz mit Stromanschluss angewiesen sind und Lieferungen auf die Schnelle so für viele unmöglich sind, gesellt sich die kollektive Feststellung, dass bis dato jegliche Antwort vom Staat fehlt. „Die meisten von uns haben betrieblich bedingte Arbeitslosigkeit für ihr Personal angefragt oder sind selbst Eltern und haben Sonderurlaub beantragt, jedoch bis jetzt leider ohne Rückmeldung“, meint Bretin verärgert. Sie selbst lässt ihren Food Truck während der Krise im Ruhezustand stehen: „Ich habe beschlossen, nicht rauszufahren, da es anfangs relativ wenig Infos zur Situation gab und dies mir so persönlich sicherer vorkam. Ich will nicht in ein paar Wochen erfahren, dass sich jemand an meinem Truck angesteckt hat.“

Eine Alternative zur kompletten Einstellung der Arbeit hat Greggory Hell von „So Food – Foodtruck“ gefunden. Bereits vor der Quarantäne machte sich die Krise beim Selbstständigen bemerkbar, nur noch wenige kamen zum Essen an den Truck: „Fast jeder befand sich bereits im ‚Télétravail’ und nur zehn Speisen im Vergleich zu den sonst 40 bis 50 zuzubereiten, war den Aufwand für uns leider nicht wert.“ Der Truck wanderte prompt zum Angestellten nach Hause, hier kocht dieser allerdings auch während der Ausgangsbeschränkungen. „Wir kommen aus der Ecke von Zoufftgen, wo es viele kleine Dörfer mit älteren Einwohnern gibt. Wir wollten weiterhin einen Dienst anbieten können, also sind wir auf Catering umgestiegen“, erklärt der 37-Jährige. Zwei Gerichte aus lokalen Produkten werden nun donnerstags und freitags vom Truck-Besitzer ausgeliefert, dies in einem Umkreis von zwölf Kilometern.
Sorge um Kollegen
„Mein Problem von Anfang an war, dass jedem mitgeteilt wurde, man solle zu Hause bleiben, und ich meine Arbeit nicht als essenzielle Tätigkeit sehe. Weiterhin rauszufahren, schien mir bei den aktuellen Maßnahmen nicht kohärent, aber so, wie wir jetzt arbeiten, können wir dies ohne jeglichen Kontakt untereinander tun und dennoch weiterhin unsere Kundschaft bedienen“, so Hell. Er wolle sich über die Umstellung nicht beklagen, denn ihm ergehe es viel weniger schlimm als den meisten seiner Kollegen. „Um sie mache ich mir mehr Sorgen, als Burger Truck werden wir auch nach der Krise wieder Arbeit haben. Nun heißt es für uns alle erst mal abwarten, was passiert, und dabei den Mut nicht verlieren. Vielleicht bringt uns das Ganze ja auf neue Wege.“
The Food Truck Company
Dienstag-Donnerstag: 17.00-20.00 Uhr in Wickringen (rue des 3 Cantons), Mittwoch: 11.30-14.00 Uhr auf Kirchberg (rue Jean Monnet) (alle Zeiten auf www.foodtrucklu.com)
T-Wraps Food Truck
Mittags 11.30-14.00 Uhr: Dienstag in Monnerich, Mittwoch in Bartringen, Donnerstag in Leudelingen, Freitag auf Kirchberg / Abends 17.30-20.30 Uhr: Mittwoch in Reckingen/Mess, Donnerstag in Bartringen, Freitag in Peppingen (alle Zeiten auf www.twraps.lu)
Streatchef
Nach der Krise wieder in Hamm und auf Cloche d’Or, bis dahin können sich Interessierte via Mail an [email protected] wenden, um jetzt schon einen Food Truck für kommende Events zu buchen (alle Infos auf www.streatchef.lu oder www.luxfta.lu)
So Food – Foodtruck
Zwei Menüs pro Woche, vorbestellbar bis mittwochs 12.00 Uhr, Lieferung am Donnerstag und Freitag (alle Infos auf Facebook unter „So Food – Chef & Traiteur“)
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