Freitag7. November 2025

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Meteolux: Wie die Spezialisten vom Flughafen das Wetter in Luxemburg vermessen

Meteolux: Wie die Spezialisten vom Flughafen das Wetter in Luxemburg vermessen

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Den Luxemburger Flughafen besuchen die meisten nur, wenn sie in Urlaub fahren. Es gibt auf dem riesigen Areal viel zu sehen – auch wenn das nur als angemeldeter Gast möglich ist. Eines der versteckten Wunder ist die Anlage von Meteolux, in der die Behörde Wetterdaten sammelt, um Piloten und Luxemburgern das Klima zu erklären. 

Von Marie Schusterschitz

Jacques Zimmer arbeitet seit 35 Jahren für Meteolux. Und der weißhaarige Meteorologe trägt eine große Verantwortung. Denn er ist bei dem staatlichen Wetterdienst dafür zuständig, dass die Beobachtung des Wetters in Luxemburg reibungslos funktioniert. Auf dem Flughafengelände am Findel arbeiten Zimmer und seine Kollegen daran, das Klima statistisch festzuhalten. Ihre wichtigste Aufgabe: den Piloten das aktuelle Wetter korrekt zu berichten. Ihre Messdaten helfen den Verantwortlichen auf dem Flughafen dabei, den Luftverkehr sicher zu halten.

Den „Wetterpark“ von Meteolux kann man erst nach einigen Sicherheitskontrollen betreten. Mitten auf dem Flughafengelände liegt die kleine, eingegrenzte Fläche, auf der die Messgeräte der Meteorologen aufgebaut sind. Es gibt alles, was das Herz eines Wetter-Nerds begehrt: Regenmesser, Sonnendauermesser, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmesser. Um den Niederschlag am Findel zu messen, werden in einer weißen Tonne die Regentropfen gesammelt. Das Wasser fällt auf eine Waage. Und das Gerät zählt mit, wie oft ein Gefäß, das exakt zehn Zentiliter misst, gefüllt wird. So können die Meteorologen genau feststellen, wie sehr und viel es geregnet hat. „Der Regenmesser ist im vergangenen Monat nicht oft zum Einsatz gekommen“, meint Zimmer. „Im Juli hatten wir nur 17 Liter Regen pro Quadratmeter.“

Wichtige Wetterdaten für die Piloten

Die Wetterspezialisten haben auch die Sichtweite auf der Landebahn des Flughafens im Blick. Das ist für Piloten immens wichtig – denn sie bestimmt, ob ein Flugzeug überhaupt landen kann. Das Gerät, mit dem die Werte festgehalten werden, wird von Zimmer und seiner Kollegin Sophie Kowalyk liebevoll „Flamingo“ genannt: Die weiß-rote Stange steckt im Boden – und mit dem roten Kasten auf dem oberen Ende sieht das Instrument aus wie der Kopf des langbeinigen Federtiers.  Ein Laser scannt die Luft der Umgebung und kann dadurch feststellen, wie dicht etwaiger Nebel ist. Je nach Ergebnis bedeutet das für einige Flieger schlechte Nachrichten:  „Nicht alle Piloten haben die Zulassung, bei schlechten Sichtbedingungen zu landen“, sagt Meteorologin Kowalyk. „Bei einer Sichtweite von unter 1.500 Metern müssen einige Flugzeuge umdrehen.“

Damit die Resultate ihrer Arbeit so präzise wie möglich sind, muss die Ausrüstung der Meteorologen den neuesten Standards entsprechen. „Unsere Ausstattung hat sich auf jeden Fall verbessert“, sagt Zimmer. „Früher mussten wir alle Werte manuell festhalten – heute macht das der Computer.“  Trotz des existierenden hohen Standards geben sich die Wetterbeobachter mit der jetzigen Ausstattung aber nicht zufrieden. Wie Zimmer erzählt, soll der Wetterpark nächstes Jahr wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Es werden genau die gleichen Geräte bestellt – nur modernere Versionen.

Doch nicht nur Meteolux-Geräte stehen im Wetterpark neben dem Taxiway. Die Behörde hat zum Beispiel gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium zusätzliches Messgerät angeschafft. Das soll im Falle eines radioaktiven Unfalls im französischen Atomkraftwerk Cattenom die Strahlungskonzentration in Luxemburg messen. Die Zentrale für Klimatologie und für die Beobachtungsabteilungen von Meteolux liegt nur 400 Meter von der Messstation entfernt. Trotzdem ist der Rückweg zu dem Gebäude nicht kurz. Denn über die Landebahn des Flughafens dürfen selbst die staatlichen Meteorologen nicht fahren. Stattdessen geht es mit dem Auto über eine kleine asphaltierte Straße, die um die Piste und die Rollwege herumführt.

„Metars“ für den Tower

Im Dachgeschoss der Klimatologiezentrale werden alle Daten gesammelt. Auf den Computerbildschirmen flimmern Landkarten, Zahlen, Tabellen und Abkürzungen. Die Wetterexperten im Raum wissen aber genau, worum es geht.  Das Prinzip, nach dem hier Wetter gemeldet wird, heißt Metar. Das ist ein kodierter Wetterbericht, der hauptsächlich von Piloten verwendet wird. „Es werden jeweils die Maximal- und Minimalwerte des Tages angezeigt – sowie Windextreme, Windrichtung und Windgeschwindigkeit“, sagt Zimmer. Zweimal pro Stunde werden die Werte an das Personal im Tower geschickt. Die Lotsen dort leiten die Daten dann direkt an die Piloten im Anflug weiter.

„Wir haben mit dem Flughafen von Anfang an eng zusammengearbeitet“, erklärt Jacques Zimmer. Deswegen sei die Messstation auch immer schon am Findel gewesen. Im Gegensatz zur „Administration des services techniques de l’agriculture“, die mehr als 32 Messstationen übers ganze Land verteilt betreibt, werden die Werte von Meteolux bislang nur am Flughafengelände erfasst. Ob die Behörde in Zukunft auch an anderen Orten in Luxemburg das Wetter messen will?  „Es wurde schon oft darüber nachgedacht“, sagt Zimmer. „Bis jetzt gibt es uns aber nur am Findel.“


Die Geschichte von Meteolux

Die ersten Aufzeichnungen hat die Findeler Wetterstation am 18. Oktober 1946 gemacht. Zu dieser Zeit mussten die Meteorologen noch in einer kleinen Holzhütte arbeiten. „Damals gab es hier gar nichts – nicht einmal einen Flughafen“, sagt Jacques Zimmer, stellvertretender Abteilungsleiter bei Meteolux. Der Airport kam erst später und teilte sich dann mit dem Wetterdienst ein Gebäude – die heutige Zentrale der Klimatologie und Wetterbeobachtung.

Als der Flugverkehr in Luxemburg immer weiter zunahm, musste der Flughafen vergrößert werden. Aus Platzgründen zog die Vorhersageabteilung von Meteolux deshalb in das neue Terminal-Gebäude.  Trotz der räumlichen Nähe zum Luftverkehr haben sich die Aufgaben der Meteorologen über die Jahrzehnte geändert. „Früher haben wir fast ausschließlich für den Flughafen gearbeitet“, meint Zimmer. „Heute machen wir aber eher generelle Beobachtungen, die dann den Großteil der Luxemburger betreffen.“


Klimatologie in Luxemburg

Auch die Klimatologie-Abteilung von Meteolux ist am Findel zu Hause. Ihre Aufgabe ist es vor allem, das Wetter über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Sie veröffentlicht außerdem eine „30-Jahres-Bilanz“, bei der die langfristige Entwicklung von Temperaturen und Niederschlagswerten in Luxemburg sichtbar wird. Im Zeitraum von 1951 bis 1980 lag die Durchschnittstemperatur in Luxemburg noch bei 8,3 Grad. In den folgenden 30 Jahren stieg sie dann auf 9,3 Grad an.

Die Spezialisten von Meteolux erwarten, dass der Wert bei der nächsten Berechnung, die die Zeitspanne von 1989 bis 2020 umfasst, bei mehr als zehn Grad liegen wird.

Astrolix
5. August 2019 - 12.29

" Windows" ?? Kee Wonner.