Freitag7. November 2025

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„Eine total neue Idee“ – Vor 40 Jahren wurde der OGBL gegründet

„Eine total neue Idee“ – Vor 40 Jahren wurde der OGBL gegründet

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Die mitgliederstärkste Gewerkschaft Luxemburgs, der OGBL, begeht am Donnerstag ihr 40. Jubiläum. Die Gründung der Organisation war nicht unumstritten.

Von Yves Greis und Olivier Nassimbeni

In Esch, gegenüber des Bahnhofs, am wenig prunkvollen Boulevard John F. Kennedy, liegt das Café „Streik“. Im Sommer stehen hier Männer und Frauen mit Zigaretten und Biergläsern auf dem Bürgersteig, unterhalten sich über Arbeit und philosophieren über Politik und Gesellschaft. Die relativ neue Kneipe mit ihrem großen Schriftzug ist für Besucher wesentlich einfacher zu entdecken als das, was sich dahinter und darüber verbirgt. Durch das Café, aber natürlich auch durch den offiziellen Eingang daneben, gelangt man in das verwinkelte Labyrinth, das der größten Gewerkschaft Luxemburgs als Hauptzentrale dient.

Hier begeht man am Donnerstag den 40. Geburtstag des Unabhängigen Gewerkschaftsbundes. Vor zwei Jahren hat man hier noch den 100. gefeiert. Damals war es das Jubiläum der Gewerkschaftsbewegung in Luxemburg, am Donnerstag die offizielle Gründung des OGBL unter dem heutigen Namen.

Eine Feier gibt es am Donnerstagabend um sechs. Ansprachen und historischer Vortrag von Frédéric Krier. Der OGBL selbst datiert seine Gründung auf die Jahre 1978/79. Die erste Sitzung der Exekutive fand am 5. Januar 1979 statt. Im Jahr davor war aber bereits einiges an Vorbereitungsarbeit vorangegangen. Eine Gewerkschaft wie der OGBL entsteht nicht aus dem Nichts. Die Gewerkschaft entsprang einer Fusion der Luxemburger Arbeitervereinigung LAV und der Angestelltenföderation des Privatsektors (FEP).

Keine Selbstverständlichkeit

Wie umstritten der OGBL noch vor seiner Gründung war, soll folgende Episode illustrieren: In der Gewerkschaft der Bankangestellten (Aleba) kam es vor der Schaffung des OGBL zu einem Konflikt, den Frédéric Krier in dem Buch „100 Joer fräi Gewerkschaften 1916-2016“ beschreibt. Die Aleba hatte auch mit am Verhandlungstisch gesessen. Der Vorstand lehnt aber vier Tage nach den Fusionsgesprächen das erreichte Abkommen ab. Streitpunkt war die Form der neu zu schaffenden Zusammenarbeit. Eine Mehrheit der Aleba-Vorstände sah die Kooperation besser in einem Dachverband mit finanziell autonomen Berufsverbänden verwirklicht. Das sah das Abkommen nicht vor. Es kommt zum heftigen Streit. Kampfabstimmung. Abstimmungen mit den Füßen. Die Aleba besteht heute noch weiter, hat sich – anders als einige damalige Mitglieder – nicht dem OGBL angeschlossen. Auch die Idee, selbst mit dem LCGB einen solchen Dachverband zu gründen, wird nicht realisiert.

Der spätere Gewerkschaftspräsident Jean-Claude Reding war damals bereits gewerkschaftlich aktiv – beim allgemeinen Luxemburger Lehrerbund (FGIL). Den Fusionsprozess zwischen LAV und FEP hat er allerdings nur als Beobachter erlebt. FGIL, die Vereinigung der Berufsfahrer (ACAL) und die Luxemburger Bucharbeitergewerkschaft (FLTL) sollten sich später dem großen Gewerkschaftsbund OGBL anschließen.

Arbeiter und Privatbeamte

Eine Gewerkschaft, in der sich Arbeiter und Privatbeamte zusammentun. Keine Selbstverständlichkeit. „Eine total neue Idee“, sagt Jean-Claude Reding. Ziel war es ihm zufolge, eine Gewerkschaft zu gründen, in der sich Menschen aus intellektuellen und aus manuellen Berufen zusammentun, um gemeinsam gesellschaftlich und politisch aktiv zu sein.

Als Lehrer stand Reding auf der Seite der intellektuellen Berufe. Dass intellektuelle und manuelle Berufe zusammen in einer Gewerkschaft sind, sei damals unter den Privat- und Staatsbeamten jedenfalls kontrovers diskutiert worden, sagt Reding. Nicht jedem gefiel die Vorstellung.

Bis heute ist die Idee, eine Gewerkschaft zu schaffen, die die Interessen aller Arbeitnehmer Luxemburgs vertritt, eine Einheitsgewerkschaft also, nicht realisiert worden. Es gibt immer noch eine relativ große Anzahl an Gewerkschaften im kleinen Luxemburg. Dabei sei anfänglich auch der Christliche Gewerkschaftsbund Luxemburg (LCGB) mitbeteiligt gewesen, erinnert sich Reding. Allerdings habe sich dieser dann zurückgezogen.

Legendärer Gewerkschaftsboss

Der geschäftsführende Vorstand des neuen OGBL wurde paritätisch mit Arbeitern und Angestellten besetzt. Erster Präsident des OGBL wurde John Castegnaro – kurz „Casteg“. Ein Name, der heute in den Kneipen im „Minett“ von alten Herren in die Runde geworfen wird, die sich wichtig machen wollen: „Ech hunn de Casteg perséinlech kannt.“

John Castegnaro regierte den OGBL 25 Jahre lang. 2004 löste ihn Jean-Claude Reding im Haus am Boulevard Kennedy ab. 2014 folgte André Roeltgen. Als zukünftige Hausherrin der „Maison du peuple“ wird derzeit Nora Back gehandelt. Im Sommer wurde sie zur Generalsekretärin ernannt. Dieser Posten gilt OGBL-intern als Vorbereitung auf das Amt der Gewerkschaftspräsidentin. Nora Back ist acht Monate jünger als der OGBL.

jang_eli
29. November 2018 - 17.11

Nach haut frouh datt ech konnt ee Stéck Wee mat dem John zesumme machen. Hie fehlt !