Sonntag9. November 2025

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Hommage an einen Luxemburger Ausnahmekünstler: „Vive den Thierry!“

Hommage an einen Luxemburger Ausnahmekünstler: „Vive den Thierry!“

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Mit etwas Nostalgie und viel positiver Stimmung wurde zum 60. Geburtstag von Thierry van Werveke ins Pomhouse des CNA geladen. André Mergenthaler, das Duo Serge Tonnar/Thierry Kinsch sowie die Band NazzNazz boten ein abwechslungsreiches Programm mit hohem künstlerischen Anspruch. Alle Darbietungen waren an den musikalischen Lebenslauf oder das Fehlen unserer Rock-Ikone gebunden. Diese berührende Hommage hatte es in sich und verband eindringlich die Vergangenheit mit der Gegenwart. Hier noch einige Stimmen, welche den Abend passend ergänzen. Happy Birthday, Thierry!

Von Christian Schaack

Tageblatt: Welches Gefühl war es zehn Jahre nach Thierrys Tod, ihm zu Ehren aufzutreten?

Serge Tonnar: 20 Jahre nach unserem gemeinsamen Album „Taboola Rasa“ bedeutet dies, dass mehrere Geburtstage auf einmal zusammenkommen. Es war aufregend, mit Thierry Kinsch diese Songs wieder einzuproben, nachdem wir sie so lange nicht mehr gespielt haben. Diese Stücke mit nur zwei akustischen Gitarren vorzutragen, war auch eine Premiere für uns und wir haben diese Herausforderung gerne angenommen. In dem Moment, wo meine Gitarre den Geist aufgab, kam es mir auch vor, als würde Thierry uns wieder dazwischenfunken. Es war ein toller Abend!

Woody: Es war wunderbar, ich denke, wir haben es gut hingekriegt und es war eine echte Feier. Ich hoffe, es ist uns gelungen, den Geist von damals so gut wie möglich rüberzubringen.

Rico Winandy: Welche Präsenz Thierry doch hatte! Den Einfluss, den er auf unsere Musik ausübte, haben wir einfach versucht wiederzugeben.

Während den letzten Jahren seines Lebens widmete Thierry sich ganz der Schauspielerei. Wäre er, wenn er heute noch leben würde, wieder zur Musik zurückgekehrt?

Serge Tonnar: Schwer zu sagen. Da jedoch seine erste Liebe der Musik galt und da er erst etwas später wegen seines großen Talents in die Schauspielerei geriet, denke ich schon, dass er heute wieder unter irgendeiner Form Musik machen würde. Unter welcher Form wird sein Geheimnis bleiben.

Rico Winandy: Ich denke schon. Er hat sich mit „Taboola Rasa“ schon eine musikalische Alternative gesucht, eine zum Teil ruhigere Musik. Auch NazzNazz spielt mittlerweile nuancierter, teils ruhiger, teils sind die Gitarren weniger auf Maximum eingestellt. Unsere Band wäre so Thierrys wechselnden musikalischen Ansprüchen vielleicht entgegengekommen …

Wie schaut die Zukunft von NazzNazz aus?

Rico Winandy: So eine Art „All Star“-NazzNazz-Band, welche ein- bis zweimal im Jahr Auftritte hätte, wäre ein möglicher Ausblick. Ein potenzieller Auftritt im Atelier, um nebenbei die Jugendlichen zu erreichen, verlangt jedoch nach einem kompletten Repertoire. Die dazu notwendigen Proben gestalten sich schon komplizierter.

NazzNazz gibt es schon über 31 Jahre. Welche maßgeblichen Entwicklungen und Veränderungen hat die lokale Musikszene in der Zeit erlebt?

Dan Kries: Die Sacem hat sich unter dem Impuls von Bob Krieps positiv zu einer „Band“-freundlicheren Institution entwickelt. Sie wurde vor allem unbürokratischer gestaltet. Heute gibt es ein unglaubliches Spektrum von jungen Bands in allen Genres. Vor allem die Luxemburger Metal-Szene ist weit über die Grenzen hinaus anerkannt. Nur in der reinen Pop-Musik schwächelt die lokale Szene noch. Es gibt schon Bands wie Austinn, doch weitere Shooter würden uns international guttun. Wir haben im Allgemeinen eine Reihe brauchbarer Songwriter, Lata Gouveia verschafft seinerseits jungen Bands erste Auftritte und bei den Produzenten gibt es vor allem Joel Heyart und Tom Gatti, die eine gute Arbeit leisten. Davon könnten wir noch einige mehr gebrauchen. Daneben kommen die lokalen Jazz-Musiker in der Zwischenzeit auch sehr gut in der Welt herum.

Thierry kommt jetzt gerade hier zur Tür rein … Was würdest du ihm sagen?

Serge Tonnar: Danke, dass du wieder hier bist! So wie unsere Welt in den letzten Jahren zusehends intoleranter und rechtsextremer wird, fehlt uns Thierry umso mehr. Denn eins ist sicher: Er würde sich öffentlich zu Wort melden, um laut und klar dagegen Stellung zu nehmen. Er wäre einfach immer noch „den Thierry“!

Woody: Mein Gott, hast du uns gefehlt! Na ja, Thierry ist ein paar Jahre älter als ich und ich war von Beginn an absoluter Fan von NazzNazz. Ich habe einfach kein Konzert verpasst. Diese Zeit steht halt für meine Jugend und Thierry wiederzusehen, wäre ein emotioneller Overkill.

Was kann man unternehmen, damit sein Name und der von NazzNazz bei den jetzigen und zukünftigen Jugendlichen wieder zum Begriff werden?

Serge Tonnar: Diese Ausstellung ist schon ein erster wichtiger Schritt in die Richtung. Bis jetzt gibt es schon 2.500 Besucher, was nicht schlecht ist, aber es könnten noch einige mehr kommen. Vor allem sollten die lokalen Radiosender seine Lieder wieder ausstrahlen. Leider wird sowieso kaum Luxemburger Musik ausgestrahlt und es werden schon gar keine solche „alten Knochen“ programmiert. Denn in Thierrys Repertoire gibt es sehr wohl Perlen, die auch die Jugend von heute begeistern würden.

Rico Winandy: Nach weniger eminenten Leuten als Thierry wurden schon hierzulande Straßen benannt. Und neben dem 100,7-Sender sollten die lokalen Radios unsere musikalischen Denkmäler vermehrt ehren.