Freitag7. November 2025

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A (not so) Awesome Wave: alt-J reißen in Luxemburg nicht so richtig mit

A (not so) Awesome Wave: alt-J reißen in Luxemburg nicht so richtig mit

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Am Montag war eine alternative Folk-Rock-Band, zur Freude vieler, zum ersten Mal im Atelier. Die Rede ist von der – in den letzten Jahren häufig prämierten – britischen Band alt-J. Die Band geht nun bereits seit dem 10. Juni 2017 mit ihrem Album „Relaxer“ auf Welttour. Nach über einem Jahr sind sie nun auch (wieder) in Luxemburg gestrandet, um im schnuckeligen Atelier vor rund 1.000 alt-J-Anhängern zu spielen.

Die doch eher verschlossene Band spielt dabei ihr Set, das aus einer bunten Mischung der bereits veröffentlichen drei Alben besteht, unablässig ab. Gus Unger-Hamilton, der Pianist, verzaubert gekonnt durch seine Backing Vocals, mit denen er nicht nur ergänzt, sondern den Stil der Band prägt. Während der eine locker und konzentriert bleiben kann, gerät der Frontsänger Joe Newman an der Gitarre oder dem Bass ins Schwitzen. Auch der Schlagzeuger Thom Green wirkt erschöpft: Dass selbst der Lüfter nicht zu helfen scheint, ist bei der Hitze im Saal nicht verwunderlich. Doch wie durch Zauberhand arbeiteten er und seine Kollegen sich fehlerlos durch jedes Lied.

Nichtsdestotrotz fühlen sich die neuen Alben „This Is All Yours“ und besonders „Relaxer“ in der Live-Umsetzung leerer an. Könnte das damit zusammenhängen, dass die Gruppe sich von einem ihrer Mitglieder, dem Bassisten und Komponisten Gwil Sainsbury, bereits 2014 verabschieden musste? Sich selbst neu zu finden scheint dabei schwerer als anfänglich angenommen. Dass die Band erschöpft wirkt, scheint verständlich: Bereits vor einem Jahr tourte die Band und spielte in Luxemburg (in der Abtei Neumünster) das gleiche Album, dieselben Songs. Die Erschöpfung könnte aber auch daher rühren, dass sich die Mitglieder anders auf der Bühne organisieren mussten und einen neuen Bezug zum Publikum suchen, der nicht so recht entstehen will. Letzteres scheint sich an der prekären Situation jedoch nicht zu stören.

Abtanzen auf traurigen Songs

Leider helfen die Texte – die zwar sorgfältig und klug geschrieben und doch eher kryptischer Natur sind – eher weniger: Dass jemand bei einem an sich traurigen Lied mitsingt, abtanzt und schwitzt, zeigt, wie wenig heute (speziell bei Live-Auftritten) auf die Texte geachtet wird. Es sei dem Publikum jedoch vergönnt, denn die Begeisterung für die 100 gehörten Lieder überwiegt womöglich und man ist glücklich-nostalgisch, auch an diesem Abend Auszüge aus dem ersten Album mit Songs wie „Breezeblocks“, „Tessellate“ und „Matilda“ zu hören.

Dessen ungeachtet bleibt die Band, auch nach einem Jahr des Tourens, professionell. Bedauerlicherweise bleibt – und das ist vermutlich unvermeidbar – etwas von ihrem anfänglichen Charme auf der Strecke. Irgendwie vermisst man bei dem Konzert den Mehrwert: Bei so wenig Engagement der Band kann es einem fast gleich sein, ob drei Menschen vor einem auf der Bühne stehen und das Set herunterrasseln oder ob man sich die Alben abends auf der Couch mit ein paar Freunden und Bierchen anhört.

Caroline Rocco