Auftakt der BGL Ligue: Jeunesse-Trainer Marc Thomé über die Fola

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Vor wenigen Tagen noch drückte Jeunesse-Trainer Marc Thomé der Escher Fola die Daumen in der Europa League. Doch damit ist jetzt Schluss: Vier Tage vor dem Auftakt der BGL Ligue schwärmte der 54-Jährige nur noch von seiner eigenen Angriffsreihe, die den Leidensjahren der „Bianconeri“ beim Derby ein Ende setzen soll.

Tageblatt: Was war Ihre erste Reaktion, als Sie gehört haben, dass die Saison mit einem Derby gegen den Lokalrivalen Fola starten wird?
Marc Thomé: Die Vorfreude ist groß. Im August kann man wegen des Wetters noch mit vielen Zuschauern rechnen. Wir haben die Gelegenheit, gleich mit einem Erfolg eine gute Saison vorzubereiten. Letztes Jahr war bekanntlich bei den Derbys zweimal ‚eng méi lass‘, und wir haben zwei tolle Fußballspiele gesehen. Für uns als Jeunesse, die keine Europapokalspiele bestreiten durfte, wird dies ein ähnliches Highlight vor einem großen Publikum sein. Der letzte Sieg liegt bereits sechs Jahre zurück, es wird also Zeit, etwas daran zu ändern.

Ist die Einstellung der Spieler während der Vorbereitung anders, wenn ein Derby in den Köpfen steckt?
Nein, ich denke nicht. Der gesamte Kader arbeitet auf das erste Saisonspiel hin, egal gegen welchen Gegner. Jetzt, wo uns nur noch wenige Tage vom Auftakt trennen, schält sich langsam der 16-Mann-Kader heraus, den ich mitnehmen werde. Die Anspannung steigt, vor allem da wir ja auch noch vier, fünf richtige Escher Stammspieler in der Mannschaft haben.

Wie hat die Jeunesse die internationalen Spiele der „Doyenne“ verfolgt?
Ich selbst habe Beobachter geschickt. Wir hatten nämlich am Mittwochabend ein Testspiel. Die erste Stunde habe ich noch selbst auf dem Fernsehschirm gesehen. Aber das ändert ohnehin nicht viel: Sie kennen uns, wir kennen sie. Es gibt keine Geheimnisse. Auch ihre Neuzugänge sind nicht aus dem Ausland, sondern in der Meisterschaft bekannt. Trotzdem werden wohl alle versuchen, den Gegner irgendwie noch zu überraschen. Der Vorteil der Fola ist, dass der Rhythmus ihrer Spiele höher war als der in unseren Testspielen. Andererseits könnte sie auch für die Müdigkeit nach den Reisestrapazen bezahlen.

Welchen Eindruck hat die Fola in ihren Europa-League-Spielen hinterlassen?
Ein Elfmeterschießen zu gewinnen, zeugt von Nervenstärke. In der zweiten Runde hat man zu jeder Sekunde gesehen, dass der Gegner zwei Niveaus drüber war. ‚Si haten näischt zegutt.‘ Zwischen den Leadern der belgischen Meisterschaft und uns gibt es noch riesige Unterschiede. Gegen Genk hätte keine Luxemburger Mannschaft die Qualifikation geschafft.

Drückt man als Jeunesse-Coach einer Fola in Prishtina die Daumen, wohlwissend, dass der Stadtrivale dann noch zwei Spiele auf hohem Level austragen wird?
Ja. Es gibt diese Rivalität zwischen den beiden Klubs. Aber internationaler Erfolg tut der gesamten nationalen Meisterschaft gut. Deshalb habe ich der Fola auch die Daumen gedrückt. Natürlich hat sie dadurch zwei weitere Spiele mit hohem Rhythmus in den Beinen, aber die Reisen schlauchen auch.

Was ist der beste Zeitpunkt, um ein Derby zu bestreiten – zu Saisonbeginn oder dann doch lieber zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Automatismen einstudiert sind?
Die Situation ist ja für beide Teams identisch. Ich persönlich bevorzuge es, wenn es gleich am Anfang ist, da wir dann deutlich mehr Zuschauer haben. Ich bin froh, dass sich der Verband für diese Option entschieden hat, da ich mir kaum vorstellen kann, dass die Würfel so gefallen sind … So endet die Saison ja dann auch mit dem Escher Derby, wo es möglicherweise noch um etwas gehen kann. Ein gutes Omen ist auch, dass wir das letzte Fußballjahr mit einem Erfolg im kleinen Derby gegen die US Esch gestartet haben.

Wo steuert die Jeunesse in dieser Saison hin?
Das Ziel ist das gleiche geblieben: die Qualifikation für die Europa League. Es ist ungewöhnlich, dass der vierte Platz nicht reicht, aber es war nun mal so … Wir haben dieses Ziel nur sehr knapp verpasst. Das lag daran, dass das ganze System auf zwei Stürmer aufgebaut war, Momar N’Diaye und Patrick Stumpf. Das wird sich dieses Jahr nicht wiederholen. Wir werden in der Offensive viel stärker besetzt sein. Die Fola kann in diesem Bereich ebenfalls aus dem Vollen schöpfen, sodass davon auszugehen ist, dass wir ein sehr offensives Spiel sehen werden. Am Anfang einer Saison weiß niemand so richtig, wo er steht. Wir hatten im letzten Jahr einen großen Zusammenhalt und gute Stimmung innerhalb der Mannschaft. Durch die Breite wurde nun auch die Intensität gesteigert, davon werden wir profitieren.

Welche Rolle kann Neuzugang Omar Er Rafik in dieser Mannschaft übernehmen?
Erst einmal sollte man nicht gleich zu viel verlangen. Er hat praktisch sechs Monate kein Pflichtspiel absolviert und ich kann mir ehrlich gesagt nicht erklären wieso, da er in der Hinrunde einer der treffsichersten Düdelinger war. Mit zunehmender Spielpraxis wird er bei uns wieder zu der gewohnten Stärke zurückfinden. Er hat das Toreschießen nicht verlernt. Ich habe ihm kein Ziel gesetzt. Alles, was über die zehn Treffer hinausgeht, ist gut. Wir haben ja nicht nur ihn. Toni Luisi oder Hakim Menaï beleben die Konkurrenz und sind ebenfalls Kandidaten. Das gab es letzte Saison eben nicht. Letztes Jahr waren die beiden Stürmer gesetzt. Diesmal werden es bei der großen Auswahl einige nicht mal mehr auf die Bank schaffen. Am Sonntag werden ein oder zwei Offensivleute deshalb nicht im Kader stehen können.

Mögliche Probleme sollten demnach nicht im offensiven Bereich auftreten. Dagegen ist die Verteidigung eher weniger dicht besetzt…
Eins gleich vorneweg: Wir haben mit Delgado, Steinbach und jetzt auch Fiorani sehr viel Qualität in der Defensive. Sollte es nötig sein, kann auch ein Todorovic einspringen. Das gilt auch für Menessou und Soares. Es müsste schon viel passieren, damit alle gleichzeitig ausfallen. Mit David Mendes lauert zudem ein junger Spieler auf seine Chance.

Es ist kein Geheimnis, dass Sie immer wieder gerne junge Spieler ins Rennen schicken. Auf wen sollte man in den kommenden Monaten ein Auge haben?
Es gibt einen Spieler, von dem ich persönlich viel erwarte. Das ist Luca Duriatti, den wir aus Hesperingen geholt haben. Er ist als 20-Jähriger mehr als nur eine simple Alternative. Dazu gesellen sich Omar Natami aus Mondorf und einer, den man wohl noch gar nicht kennt, Almir Klica vom F91. Es handelt sich bei diesen Jungs nicht um Perspektivspieler, sondern um Akteure, die das Zeug dazu haben, sich als Stammspieler zu etablieren.

Noch einmal zurück zum Derby. Für Sie wird es das vierte sein. Warum ist es der Jeunesse seit 2012 nicht mehr gelungen, dieses Stadtduell zu gewinnen?
Optimal wäre, wenn wir am Sonntag vor 2.000 Menschen auflaufen und gewinnen würden. Dann könnte ich danach auch etwas entspannter nach Differdingen fahren, um unseren Gegner des dritten Spieltags, Mondorf, zu beobachten. Bei meinem ersten Derby wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Ich hatte gerade einmal zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft hinter mir, und wir sind dann regelrecht untergegangen. Die beiden anderen Spiele waren ausgeglichen. Auch diesmal werden die Details ausschlaggebend sein, denn vom Niveau her sind die beiden Teams auf Augenhöhe.