Das „Musée européen“ in Schengen erinnert an die Gründung der Europäischen Union, erklärt das Schengener Abkommen und zeigt dabei, dass es ein langer Weg bis zu den Privilegien und dem Gemeinschaftsgefühl der heutigen Zeit war.
Von Elisa Leclerc
Eingebettet in einer Idylle zwischen Weinbergen und der Mosel liegt das 550-Einwohner-Dorf Schengen: Auf der anderen Seite des Flusses sieht man Deutschland, bis nach Frankreich ist es nur mehr ein kurzer Fußweg. Auf den Straßen ist es ruhig, nur ein entferntes Vogelzwitschern ist zu hören: Dass vor 33 Jahren in Schengen europäische Geschichte geschrieben wurde, scheint heute kaum vorstellbar, schließlich handelt es sich hierbei um keine Millionenstadt, sondern um ein pittoreskes Örtchen am Dreiländereck Luxemburg, Deutschland und Frankreich. Im „Musée européen“ werden die historische Bedeutung Schengens sowie die Gründung der Europäischen Union nachgezeichnet.
Wer das „Musée européen“ in Schengen besucht, muss sich auf viel Text gefasst machen: Auf mehreren Bildschirmen wird die Geschichte des Abkommens in deutscher, französischer und englischer Sprache erläutert. Dazu kommen Informationen zu der Gründung der Europäischen Union, des Dublin-Vertrags oder der Moselgegend. Aufgelockert wird die Menge an historischem Stoff durch interaktive Mitmachmöglichkeiten, auch gibt es ein eigens für Kinder angefertigtes Programm, das diesen spielerisch den Wert Europas und der EU beibringt. Am schönsten ist aber wohl die place des Etoiles vor dem Museum: Auf dieser finden sich die Flaggen der europäischen Länder sowie drei Säulen, die mit Sternen verziert sind, wobei jeder Stern für einen jeweiligen Staat der EU steht. Erkennbar sind diese an den Sehenswürdigkeiten, die in die Himmelskörper gemeißelt wurden: Die „Gëlle Fra“ für Luxemburg, die olympischen Ringe für Griechenland, Legosteine für Dänemark oder Mozart für Österreich.
Auch können die Besucher des Museums Schlösser an eine weitere Skulptur anbringen, um damit ihre europäische Herkunft zu zeigen: Unter den Verweisen Deutschland, Frankreich und Luxemburg hängen die meisten Schlösser – wohl wenig verwunderlich, wenn man die Lage des Museums bedenkt.
Freies Europa
Schengen ist heute zum Synonym für den freien Personenverkehr in Europa geworden: Am 14. Juni 1985 wurde das Übereinkommen von Frankreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden unterzeichnet. Dass dafür ausgerechnet ein Dörfchen in Luxemburg ausgewählt wurde, ist kein Zufall: Durch den Dreiländereck, der drei Gründungsmitglieder der Europäischen Union verband, erkannte man in Schengen die ideale Lage für das Abkommen.
Fünf Jahre später erfolgte das Schengener Durchführungsübereinkommen, erneut von den fünf anfänglichen Staaten unterschrieben, das nun festlegte, wie das Abkommen in der Praxis umzusetzen sei. Im März 1995 traten das Abkommen und damit die Abschaffung der Grenzkontrollen in Kraft: Zu den fünf ursprünglichen Schengen-Ländern gesellten sich nun auch Spanien und Portugal.
Seitdem hat sich jedoch viel getan: Mit dem Vertrag vom Amsterdam wurde das Schengener Abkommen 1997 in das EU-Recht integriert. Damit sollten die Schengener Regelungen in Zukunft für alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union gelten und somit einen freien innereuropäischen Personen- und Warenverkehr ermöglichen. Heute umfasst das Abkommen insgesamt 26 Staaten, darunter auch vier Länder, die nicht der EU angehören: Liechtenstein, Norwegen, Island und die Schweiz.
Die Zeiten, in denen ein Urlaub mit ewig langen Grenzkontrollen und Stress verbunden war, sind somit vorbei: Als Relikt an das frühere Europa erinnern im Schengener Museum 30 verschiedene Uniformmützen von Zollbeamten. Mit dem „Musée européen“ wird somit deutlich, was die Europäische Union bedeutet, nämlich Solidarität in der Vielfalt, ein Miteinander der Kulturen und Nationen.
De Maart
Deen klenge Site Schengen ass een Abstecher wert.