Samstag1. November 2025

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In Remerschen geht Luxemburg baden – und Carlo passt auf

In Remerschen geht Luxemburg baden – und Carlo passt auf

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Jedes Jahr zieht das 25 Hektar große Gelände der Baggerweiher zwischen 50.000 und 60.000 Besucher an. Carlo Bigatin ist seit zwölf Jahren Schwimmmeister am beliebten Badeort und verrät zusammen mit Schöffe Tom Weber von der Gemeinde Schengen, was die Gewässer so besonders macht.

Es ist noch ruhig am Gewässer: Außer ein paar kanadischen Wildgänsen badet momentan noch niemand in den Baggerweihern in Remerschen. Das wird sich jedoch ab Dienstag ändern: Da werden die Baggerweiher offiziell geöffnet. Seit Jahrzehnten ist die kleine Oase in der Gemeinde Schengen einer der Badeorte Luxemburgs schlechthin. Steigen die Temperaturen, dann füllen sich die Wiesen um die Weiher mit Leben.

Das war jedoch nicht immer so, denn ursprünglich wurde das Gelände zur Sandgewinnung genutzt, wie Schöffe Tom Weber (Foto) erklärt: „In den Siebzigerjahren wurde hier gebaggert, um Sand für den Bau auszugraben. Daher auch der Name. Das Grundwasser hat dann den Rest erledigt und so sind die Weiher entstanden.“

 



Anfangs noch ein wildes Fleckchen, an dem sich vereinzelte Badebegeisterte tummelten, entwickelten sich die Baggerweiher schnell zu einem beliebten Ausflugsziel. Seit die Gemeinde die Verwaltung des Geländes übernommen hat, hat sich hier viel getan. „Das Ganze ist viel attraktiver geworden. Früher war das hier nur eine Wiese mit einer Pfütze“, sagt Weber, der für die Weiher verantwortlich ist.

Mittlerweile gehören zum Freizeitort ein Imbiss, ein Restaurant, drei Beachvolleyball-Plätze sowie zwei Kassen. Und Carlo Bigatin. Seit zwölf Jahren sorgt der Bademeister mit seinen zwei Kollegen an den Weihern für Ordnung. „Carlo gehört quasi schon zum Inventar“, scherzt Weber.

Voller Körpereinsatz

Der gebürtige Düdelinger hat die Badegäste in Remerschen fest im Griff, denn als ehemaliger Kampfsport-Weltmeister weiß er sich zu helfen. Keine schlechte Sache, denn an besonders sonnigen Tagen geht es heiß her an den Weihern.

„Hauptsächlich bin ich Rettungsschwimmer, in meiner Zeit hier habe ich schon so einige Menschen gerettet. Mein Job besteht aber auch darin, Prügeleien zu beenden oder den Leuten einfach generell zu sagen, wie sie sich hier zu benehmen haben“, erklärt er.

Während der Hauptsaison können die Besucherzahlen an einem Sonntag schon mal locker die 8.000er-Grenze knacken. Damit der Badespaß von Jung und Alt auch voll ausgekostet werden kann, wurden für diese Saison ein paar Neuerungen angelegt, wie Weber verrät: „Die Rutschen hier am Kinderbecken sind neu und das aufblasbare Spiel im Becken dahinter. Nächstes Jahr kommt dann noch ein Spielplatz hinzu.“

Traumhafte Beachvolleyball-Kulisse

Neben dem neuen „Ninja’s Fight“, wie Bigatin den mit Luft gefüllten Wasserparcours bezeichnet, sind vor allem die von höher angelegten Büschen umringten Beachvolleyball-Plätze ein absolutes Highlight der Weiher. „Man glaubt fast, man wäre in einer Arena in Rom“, sagt der Bademeister begeistert.

Den Traumjob in Remerschen hat der ehemalige Café- und Diskobesitzer durch den Tipp eines Freundes erhalten, seither verbringt er den Großteil seiner Zeit am Wasser. Morgens vor der Arbeit schwimmt er immer die eine oder andere Länge durch seine Weiher.

„Wenn Carlo mit der Harley kommt …“

„Man weiß nie, was am Tag passieren wird. Deshalb muss man immer fit sein“, so Bigatin. Das ist der Düdelinger sowieso. Als Besitzer und Trainer des Kickboxing-Clubs Agobiga in Düdelingen bildet er junge Kampfsportler aus, auch wenn sein Knie ihm selbst den Gang in den Ring nicht mehr erlaubt.

Aber auch außerhalb seines Sports sitzt Bigatin selten still: Ob Drummer seiner Band Bluesgangsters, Präsident eines Motorradclubs oder Organisator von Partys – beim Bademeister ist immer etwas los. Und auch in Remerschen wird es für ihn selten langweilig. „Ich kann mich an einen Vorfall erinnern, als ein junger Kerl von 15 Jahren mit Pfeil und Bogen auf die Schwäne schoss, da ging es dann ab“, verrät Bigatin.

Dass die Präsenz des tätowierten Schwimmmeisters bei den Gästen die gewünschte Wirkung zeigt, weiß auch Tom Weber: „Wenn Carlo mit seiner Harley angefahren kommt, dann wissen die Leute Bescheid.“

Großes Problem: Scherben

Dennoch werden die Regeln an den Weihern nicht von jedem respektiert. „Eines unserer größten Probleme sind die Scherben, die überall rumliegen. Um das etwas unter Kontrolle zu kriegen, haben wir seit diesem Jahr Glascontainer aufgestellt“, so Weber.

Trotz kleinerer und größerer Sorgen sind und bleiben die Baggerweiher insbesondere für den Bademeister ein persönliches Paradies. „Sehen Sie sich doch mal die Farbe des Wassers an. Normale Weiher sind grau, unsere sind richtig blau. Man glaubt fast, man wäre am Meer“, meint Bigatin. Ausgestattet mit Walkie-Talkie, Pfeife und bald einem neuen Hochsitz, kann für ihn die Arbeit ab Dienstag wieder richtig losgehen. Denn eines steht für Bigatin fest: „Die Weiher sind schon ein Teil von mir geworden.“


Der Kampf gegen die Algen

Eines der größten Probleme der Weiher sind Algen. Ab August wimmelt es in den Gewässern des Geländes nur so von grünen Wasserpflanzen. „Das kommt durch die Weinberge. Die Trauben werden mit Proteinen behandelt und wenn es regnet, läuft alles hier runter ins Wasser“, erklärt Carlo Bigatin. Um die Gäste vor unangenehmem Beinkontakt mit dem glibbrigen Grünzeug zu retten, benutzt das Team der Baggerweiher eine Art Mähmaschine. „Die Algen werden auf zweieinhalb Meter geschnitten, darüber ist das Wasser dann klar“, verrät Tom Weber. Der Geheimtipp vom Schwimmmeister: „Wenn man schon früh mit dem Schneiden anfängt, dann wird das Algenproblem gar nicht so groß.“


DREI FRAGEN AN …
… CARLO BIGATIN, Bademeister

 

 

 

An welches Erlebnis erinnern Sie sich heute noch gerne?
Da fällt mir unser Schwan ein, Fritz. Er ist der Gockel hier. Ich habe ihn als kleines Küken aus einem Gebüsch gezogen, in dem er feststeckte. Seitdem schwimmt er immer mit mir, wenn ich meine Runden drehe.

Was sind die witzigen Momente in Ihrem Job?
Einmal mussten wir eine Frau retten, die in einem Algenteppich stecken geblieben war. Leider war die Frau etwas korpulenter und wir schafften es nicht, sie ins Rettungsboot zu heben. Da habe ich ihr irgendwann einfach in den Hintern gebissen. Sie hätten mal sehen müssen, wie schnell sie im Boot war!

Für welche Tätigkeit geht am Tag besonders viel Zeit drauf?
Manche Menschen wollen keine drei Euro Eintritt bezahlen und schneiden Löcher in den Draht, um reinzukommen. Ich bin mittlerweile Spezialist im Löcherflicken geworden. Jetzt haben wir stachelige Hecken an den Rand des Geländes gepflanzt, vielleicht helfen die ja.


EXTRA (I) : Das Haff Réimech

Der in einer alten Kiesgrubenzone gelegene Naturpark „Haff Réimech“ (280 Hektar) ist das größte Feuchtgebiet des Großherzogtums. Er umfasst einen 130 Hektar großen Freizeit- und Sportbereich. Viele Wassersportarten sowie Tretbootfahren und Angeln (Angelschein notwendig, vor Ort erhältlich) sind hier möglich.  (Quelle: www.visitmoselle.lu)

EXTRA (II): Auch hier geht Luxemburg baden

Am Dienstag beginnt im ganzen Land offiziell die Badesaison.
Genau wie die Baggerweiher sind auch der See von Weiswampach sowie der Stausee vom 1. Mai bis zum 30. September für Badegäste geöffnet.


(Von Laura Tomassini mit Fotos von Claude Lenert)