„Der Blues ist unsere Basis“

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Die Luxemburgische Blues-Urgesteine "Crossroads" sind auf Tour.

Seit mehr als 15 Jahren lässt die luxemburgische Band Crossroads der Blues nicht los. Mitten in der Pubertätwar es Zeit für neue Songs. Die Scheibe ist fertig und statt einer Release-Party gehen die Crossroader damit auf „Tour“ durchs Land. Ein Gespräch mit Bandleader Jean-Claude Bintz (61) über Leidenschaft, ein Plektrum Marke Eigenbau und gerissene Saiten.

Tageblatt: Wo haben Sie eigentlich das Gitarrenspielen erlernt?

Jean-Claude Bintz: Zu Hause, im stillen Kämmerlein. Ich habe mit 13 Jahren eine Gitarre geschenkt bekommen, weil es mit dem Klavierspielen nicht geklappt hat. Ein Freund hat mir dann zwei, drei Akkorde gezeigt, den Rest habe ich mir selber beigebracht.

Das erste Konzert?

Ein Jahr später in einer Schülerband. Das war furchtbar. Grauenhaft, schlecht …

Sie haben einen „weichen“ Anschlag auf der Gitarre. Nicht B.B., eher Clapton. Absicht oder hat sich das so ergeben?

Wenn man jung ist, will man den Sound à la Deep Purple oder Black Sabbath spielen. Verzerrt, laut, manchmal auch schrill. Nach dieser Phase war es mir irgendwann wichtig, den puren Sound der Gitarre nur noch über den Verstärker zu betonen.

Die Termine

18.1.2018: Purple Lounge, Casino 2000, Mondorf
27.4.: Hotel Saarpark/
De Keller, Mettlach (D)
17.5.: Privatkonzert
16.6.: Fête de la musique,
Düdelingen
22.9.: Blues op der Musel (Blues Club)
8.12.: Little Woodstock,
Ernzen

Ein großer Blueser hat mal gesagt, der Blues sei ein Gemütszustand. Ist das bei Ihnen auch so?

Natürlich. Aus einem Gemütszustand heraus ist die Musik entstanden. Klassiker wie „Woke up this Morning“ (Lightnin’ Hopkins, Anm. d. Red.) sind Gefühl, Weltschmerz, Traurigkeit … Wenn das mal kein Gemütszustand ist … Außerdem ist Blues die Wurzel vieler anderer Musikstile. Auch für Crossroads ist er die Basis, unsere Musik hat sich allerdings weiterentwickelt.

Landet man, je älter man wird, automatisch beim Blues?

(lacht) Keine Ahnung. Bei mir war es so. Nach den Ausflügen ins Rock- und Hardrock-Genre bin ich wieder beim Blues gelandet. Ich wollte weg von den komplizierten Sachen und mache lieber etwas sehr gut, was einfacher zu spielen ist.

Sie covern aber auch …

Ja, aber von den 13 Stücken unserer neuen Produktion sind acht Eigenkompositionen. Die Themen reichen von Krisen im Leben, Tod, Beziehungen, Liebe, typisch bluesmäßig eben.

Crossroads existiert jetzt im 17. Jahr. In dieser Zeit haben Sie sich auch als Unternehmer in Luxemburg einen Namen gemacht. Ist es ein Unterschied, ob man eine Firma oder eine Band gründet?

Es gibt keinen, wenn Leidenschaft mitspielt. Meine beruflichen Ambitionen waren von Leidenschaft geprägt und auch bei Crossroads ist viel Leidenschaft mit im Spiel.

Gibt es so eine Art Schicksalssong für Sie?

Gary Moore, „I still got the Blues“, das sagt einfach alles. Bei diesem Gitarrensound kriege ich nach wie vor Gänsehaut. Und dann natürlich Songs wie „Old Love“ von Eric Clapton. Ich mag viele seiner Songs aus dieser Zeit.

Mit wem hätten Sie gerne mal gespielt?

Natürlich mit Clapton. Ich fühle, wie er spielt, und hoffe, dass es zusammen klappt, wenn er mich mal dazu rufen würde. Aber auf seinen Konzerten sind wahrscheinlich Tausende Gitarristen, die das Gleiche denken … (lacht).

Ein Moment als Musiker, den Sie nicht vergessen?

Der Gitarrist Gregor Hilden hat mich bei einem seiner Konzerte auf die Bühne gebeten. Er singt nicht, wusste aber, dass ich Blues singe. Nach dem ersten Song kam er zurück, hat mir seine Gitarre in die Hand gedrückt und ich habe für ihn weitergemacht. Er hat in der Zeit ein Bier getrunken. Das war eine Supererfahrung, mit seiner Band zu spielen, und ein Moment, den ich nicht vergesse.

Sie sind Moderator, Sänger und Leadgitarrist. Wie ist der Job als „Rampensau“?

Ich bin der Einzige, der ein Mikrofon hat … (lacht). Spaß beiseite. Ich bin daran gewöhnt, vor Menschen zu sprechen, das musste ich beruflich oft tun. Der Kontakt zum Publikum ist mir wichtig, der Funke muss überspringen.

Crossroads featuring Irina Holzinger, warum die Verstärkung für die Tour?

Haben Sie die Stimme schon mal gehört? Das ist die Antwort. Es ist eigentlich vielmehr Irina Holzinger featuring Crossroads. Das war eine spontane Entscheidung.

Haben Sie Roadies?

Nein, aber wir hätten gerne welche. Einer wäre schon mal ein Anfang. Das ist schon manchmal beschwerlich. Aber wir haben das Equipment jetzt auf drei verteilt. Jeder bringt was mit.

Also gibt es auch keinen Tourbus?

Nein.

Wie sieht es denn mit Groupies aus?

Nein. Das gab’s früher. Eine ist jetzt meine Frau.

Ist Ihnen schon mal eine Saite gerissen?

Vielleicht ein Mal in den 48 Jahren, in denen ich jetzt Musik mache. Und das, obwohl ich manchmal heftig spiele. Ich habe aber auch eine spezielle Konstruktion für mein Plektrum. Das hängt an einem Ring von einem Schlüsselanhänger und ist mit einer Kette damit verbunden. Den Ring ziehe ich beim Spielen über den Finger. So verliere ich es nie. Den „Eigenbau“ habe ich mit 13 gebastelt und benutze ihn heute noch.

Die Konzertmitschnitte, die es von Crossroads auf Youtube gibt, sind fast alle in der „Purple Lounge“ aufgenommen worden. Ist das so etwas wie die Lieblingsbühne? Dort startet ja auch die „Tournee“ …

„Lieblingsbühne“ geht zu weit. Aber dort klappt einfach alles. Die Bedingungen stimmen. Wir spielen sehr gerne dort.

Nächstes Jahr wird Crossroads volljährig. Wie alt soll die Band denn werden, wenn es nach Ihnen geht?

Wir sind außer unserem Drummer alle über 60 Jahre alt. Wir sind gerade auf dem Weg zu einem Sound, den wir auch mit 70 noch spielen können – wenn es sein muss im Sitzen.