Donnerstag27. November 2025

Demaart De Maart

Bitcoin geht an die Börse

Bitcoin geht an die Börse

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Seit Sonntagabend werden Bitcoin-Optionen erstmals in Chicago gehandelt. Ein Schritt zur Legitimierung der digitalen Währung?

Seit Sonntagabend werden Bitcoin-Optionen erstmals an der CBOE in Chicago gehandelt, eine der großen Optionenbörsen der Welt. Andere Börsen werden folgen. Das könnte ein Schritt zur Legitimierung der digitalen Währung sein.

Von unserem Korrespondenten John Dyer*

Termingeschäfte mit Bitcoin starteten wie eine Rakete in Chicago. Die virtuelle oder Kryptowährung wird seit Sonntagabend an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) gehandelt, einer traditionellen Börse für Optionsscheine. Kurz nach dem Start stieg der Kurs für einen Bitcoin auf 18.000 Dollar (15.260 Euro). Am Montagvormittag gab der Kurs dann auf 16.000 Dollar nach, meldete der CoinDesk-Preisindex für Bitcoins. Zu Jahresbeginn war ein Bitcoin 1000 Dollar wert.

Ansturm im Netz ausgebremst

Das Geschäftsvolumen nahm solche Ausmaße an, dass die CBOE durch zwei so genannte „Schutzschalter“ den Handel verlangsamte und damit eine Blase verhinderte. Die Internetseite der Börse wurde vorübergehend eingefroren. Nach Angaben der Börse wurde der Handel dadurch nicht geschädigt. „Aufgrund des starken Verkehrs auf unserer Webseite könnten Besucher von http://www.cboe.com feststellen, dass sie langsamer als üblich läuft und zeitweise unerreichbar ist“, teilte die CBOE mit und versicherte, dass aber „alle Handelssysteme normal arbeiten.“

Von den Rändern in die Mitte

Die Konkurrenz der CBOE, die Chicago Mercantile Exchange, wird in dieser Woche ebenfalls den Handel mit Bitcoins zulassen. Auch die Technologiebörse NASDAQ in New York wird voraussichtlich in Kürze folgen. Der Handel mit Bitcoins rückt damit von den Rändern ins Zentrum des Marktgeschehens.

Und das trotz Mängeln im Vergleich zu normalen Währungen und mangelnder Sicherheit in der Vergangenheit. Bitcoins werden von keiner Zentralbank gedeckt, ihr Wert bemisst sich ausschließlich aus der Nachfrage danach. Um die Kryptowährung sicher zu machen, wird die Blockchain-Technologie angewandt, über die Bitcoin-Konten im Internet abgesichert werden sollen.

Gox zeigt Gefahren auf

Das kann aber auch schiefgehen, wie der Fall der Fall der japanischen Bitcoin-Börse Mt. Gox zeigt. 70 Prozent der Bitcoin-Transaktionen wurden damals darüber abgewickelt. Plötzlich teilte Mt. Gox mit, dass 387 Millionen Dollar in Bitcoins „verloren“ gegangen seien und meldete Konkurs an. Japanische Ermittler haben bisher 200.000 der 850.000 verlorenen Bitcoins wiedergefunden. Der Chef von Mt. Gox, Mark Karpelès, könnte Milliarden eingestrichen haben, falls er die Bitcoins nicht verloren, sondern in die eigene Tasche gesteckt hat.

Von Derivaten zu ETFs

Hinzu kommt, dass Bitcoins wegen der Anonymität der Konten vor allem anfangs von Verbrechern und Drogenhändlern genutzt wurden. Das schlug sich auf den Ruf der Kryptowährung nieder. Inzwischen aber haben die Aufsichtsbehörden überall in der Welt Regulierungen für virtuelle Währungen formuliert und damit den Weg zum Terminhandel geebnet. „Die Einführung von Derivaten stellt die notwendige Marktstruktur für Institutionen zur Verfügung, um Kryptowährungen zu platzieren“, sagte Tom Lee, der Gründer von Fundstrat Global Advisors in New York. „Derivate sind der erste Schritt, um ETFs (börsennotierte Fonds) und andere liquidere Instrumente zu schaffen.“

Warnung vor Blasenbildung

Aber es gibt auch warnende Stimmen. Zum einen haben institutionelle Anleger Bitcoins und Bitcoin-Terminkontrakte gekauft, um ihre Portfolios abzurunden. Aber auch Spekulanten und Finanzamateure stürzen sich jetzt auf die virtuelle Währung, einfach weil es Mode ist. „Dahinter steckt eine klassische Blasen-Psychose“, warnte Timothy Lee, Journalist bei Ars Technica, einem Technologieportal. „Die Leute hören davon und sie sagen: Oh, vielleicht sollte ich da reingehen, denn es ist eine Gelegenheit. Dann wiederholt sich dieser Zyklus. Der Preis geht etwas nach oben. Und das zieht wieder neue Leute an.“


  • John Dyer schreibt von Boston aus über Politik, Wirtschaft und Technologie in Nordamerika. Außer für das Tageblatt schreibt er auch für Newsday, den Boston Globe und andere Medien in Amerika und Europa. Den alten Kontinent kennt er von seinen Jahren an der Amerikanischen Universität in Sofia und durch ein Fellowship an der Universität Oxford.