Die Meredith Company kauft das New Yorker Time Magazine, zu dem ebenfalls Blätter wie Fortune gehören, auch mit dem Geld der Koch-Brüder. Diese sind milliardenschwer und finanzieren seit Jahrzehnten konservative Politik im Land.
Die Tage von Time als Magazin von Lesern mit Anspruch und Elitebewusstsein könnten vorbei sein. Denn Time Magazine ist am Sonntag verkauft worden. Übernommen wurde das 1923 gegründete Magazin von der Meredith Corporation, deren bestes Pferd im Medienstall bisher Familienzeitschriften sind, vor allem „Better Homes & Gardens“ für schöneres Wohnen im Grünen.
Mit Schulden 2,8 Milliarden Dollar
Medienbeobachter fürchten einen populistischen Rechtsruck des bisher als ausgewogen und präzis geltenden Magazins. Denn Meredith hatte nicht genug eigenes Geld, um die New Yorker Zeitschrift zu übernehmen. Die beiden Ölmilliardäre Charles und David Koch halfen aus. Die „Koch Brothers“ sind dafür bekannt, mit vielen Millionen Dollar konservative Politik und Kampagnen etwa zur Leugnung des Klimawandels zu unterstützen.
Meredith kaufte Time für 1,84 Milliarden Dollar (1,54 Milliarden Euro). Die Koch-Brüder steuerten 650 Millionen Dollar bei. Mit der Übernahme der Schulden von Time Magazine beläuft sich das Geschäft sogar auf 2,8 Milliarden Dollar. Beim Medienhaus Meredith glaubt man aber, dass in den ersten beiden vollen Geschäftsjahren schon Einsparungen von 500 Millionen Dollar zu erzielen sind. Optimistisch klingt auch die Ankündigung des neuen Besitzers. Man werde eine „erstklassige“ Medienfirma aufbauen, die fast 200 Millionen amerikanische Kunden in den Bereichen Digital, Fernsehen, Print, Video, Mobilplattformen und soziale Netzwerke bediene, sagte Merediths CEO Stephen Lacy.
Von Time zu Fox?
Den konservativen Koch-Brüdern könnte ihre Beteiligung ein Werkzeug in ihrem Bemühen in die Hand geben, den Klimawandel zu leugnen, die Regierungseingriffe in die Wirtschaft zu brandmarken und republikanische Politiker zu unterstützen, die ebenso denken wie sie.
„Ist es möglich, dass die Koch-Brüder das zu einem ‚Fox Magazine‘ machen?“, fragte Marvin Kalb, ein Medienexperte bei der Brookings Institution und beim Pulitzer Center. Er bezog sich damit auf den als rechtsorientiert geltenden Fernsehsender Fox News im Besitz von Rupert Murdoch. Kalb: „Die Antwort ist Ja. Und diese Möglichkeit irritiert mich.“
Die Kochs wiesen allerdings zurück, dass sie ihren Anteil nutzen wollten, um ihre politischen Ansichten durchzudrücken. „Das ist eine passive Finanzbeteiligung, die durch unsere Anlagenabteilung gemacht wurde“, sagte der Sprecher von Koch Industries, Steve Lombardo. „Wir suchen ständig nach Anlagemöglichkeiten in allen Branchen. Das hier schien einfach Sinn zu machen.“
Fusion von Land und Großstadt
Die Fusion bringt zwei äußerst ungleiche Partner zusammen. Meredith hat seinen Sitz in Iowa, Time in New York. Das sagt viel. Denn Meredith macht sein Geschäft mit Zeitschriften, die für den mittleren Westen und nicht für Großstädte konzipiert sind, Rezepte in „AllRecipes“, schöner Wohnen in „Better Homes & Gardens“ und alles für die Familie in „Family Circle“. Allein „Better Homes“ hat eine Auflage von 7,7 Millionen Exemplaren und liegt damit auf Platz vier der meistgelesenen Magazine der USA. Time liegt mit 2,4 Millionen auf Platz zwölf.
Mit Time könnte Meredith sein Printgeschäft stärken und den lukrativeren Fernseh- und Neue-Medien-Teil in eine eigene Firma ausgliedern, wurde gemutmaßt. CEO Lacy sagte davon aber nichts, sondern betonte die Chancen, die er in der Zusammenlegung der „stärksten Medienmarke“ des Landes, Time Magazine, mit dem gewinnbringenden lokalen Fernsehmarkt sieht.
Hinzu komme das Digitalgeschäft mit 170 Millionen Nutzern im Monat und mehr als 10 Milliarden Videos im Jahr. Time-CEO Rich Battista verwies in einem Mitarbeiterbrief darauf, dass auch Time sich stärker Multimedia-Inhalten zuwenden und die Online-Präsenz des Magazins verstärken wolle.
Von unserem Korrespondenten John Dyer
De Maart
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