Cattenom: Notsysteme könnten versagen

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Die Luxemburger Regierung ist beunruhigt: In mehreren Französischen Atommeilern sind die Hilfssysteme nicht ausreichend. Auch in Cattenom.

Erneut gibt es Probleme in Cattenom – dieses Mal mit den Hilfssystemen der dieselbetriebenen Notstrom-Generatoren. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage von Martine Mergen an die Minister für Umwelt und Gesundheit hervor.

Wie die CSV-Abgeordnete in ihrer Anfrage hervorhob, hatte der Betreiber „Electricité de France“ (EDF) im März 2017 festgestellt, dass bei all seinen 1.300-MWe-Reaktoren – zu denen auch die im Kraftwerk Cattenom zählen – die Hilfssysteme der mit Diesel betriebenen Notstrom-Generatoren nicht ausreichend vor Erdbeben geschützt sind.

Hilfssysteme könnten versagen

Sollte einmal ein Beben die betroffenen AKWs von externen Stromquellen abschneiden, könnte daher nicht garantiert werden, dass die Notstrom-Generatoren, die in diesem Fall einspringen müssten, auch tatsächlich funktionieren – eben weil deren Hilfssysteme (wie etwa die Kühlkreisläufe) aufgrund fehlenden Schutzes vor den Erschütterungen außer Gefecht gesetzt sein könnten.

Laut Mergen platzierte die „Autorité de sûreté nucléaire“ (ASN) diesen Mangel auf Stufe 2 der „International Nuclear Event Scale“ (INES), womit er als „Störfall“ gilt, und verlangte von der EDF, in ihren AKWs die Hilfssysteme von zumindest einem der beiden Notstrom-Erzeuger innerhalb von drei Wochen auszubessern. Der zweite Diesel-Generator wiederum sollte innerhalb eines Monats den gängigen Sicherheitsstandards angepasst werden.

Ausbesserung geplant

Dementsprechend wollte Mergen von den Ministern für Umwelt und Gesundheit u. a. wissen, ob besagte Ausbesserungsarbeiten schon angefangen haben und ob sie nicht die französische Regierung davon überzeugen könnten, Cattenom bis zur Normalisierung der Situation abzuschalten.

In ihrer Antwort auf Mergens parlamentarische Anfrage präzisieren die beiden Minister nun zunächst einmal, dass der mangelnde Schutz vor Erdbeben vom INES als „Störfall“ eingestuft wurde, weil er gleich mehrere AKWs und deren Hilfssysteme betrifft. Das Auftreten dieses Problems in einem einzelnen Kraftwerk (so wie jenem in Cattenom) würde aber nur als Vorfall der Stufe 1, also als „Störung“, klassifiziert werden.

Störfall am 20. Juni

Laut den beiden Ministern seien die luxemburgischen Autoritäten bereits am 20. Juni über den Störfall informiert worden. Daraufhin habe es bilaterale Gespräche mit dem Betreiber von Cattenom und der ASN gegeben. Letztere habe dann auch bestätigt, dass die Ausbesserungsarbeiten in den vorgegebenen Zeiträumen realisiert werden. Im Falle von Cattenom sollen hierbei vor allem Verankerungen ausgetauscht werden, da diese nicht über die richtige Größe verfügten.

Falls einer der Reaktoren von Cattenom durch ein Erdbeben von seiner externen Stromzufuhr abgeschnitten werden sollte, müsste dieser ohne Umschweife in einen „sicheren Zustand“ versetzt werden, erläutern die Minister für Umwelt und Gesundheit weiter. Gemeint ist damit eine schnelle Reparation oder das Abschalten des Reaktors.
Problemfall Cattenom

Minister sind beunruhigt

Trotzdem sei es den Ministern zufolge „beunruhigend“, dass gleich in mehreren französischen AKWs die Hilfssysteme nicht ausreichend vor Erdbeben geschützt sind. Immerhin stellen die Notstrom-Generatoren, denen besagte Systeme beistehen sollen, „essenzielle Bestandteile“ der Schutzmechanismen von AKWs dar. Diese wiederum müssen selbst bei Kraftwerken wie Cattenom, die sich in einer vergleichsweise ruhigen seismischen Zone befinden, mit der gleichen Rigorosität gepflegt werden wie an von Erdbeben gefährdeten Orten, so die beiden Minister.

Mit seinen vier Reaktorblöcken ist das AKW Cattenom die siebtgrößte Anlage weltweit. Seit der Inbetriebnahme des Kraftwerks im Jahr 1986 hat es ungefähr 800 Zwischenfälle gegeben. Eigentlich müsste die Anlage Mitte der 2020er geschlossen werden; momentan überlegt EDF aber, den letzten Reaktorblock erst 2051 abzuschalten.

Maxime Weber/Tageblatt