„Die Kundgebung war ein großer Erfolg“, so Verantwortliche des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes (EMB). Sie hatten sich nur etwa 400 Teilnehmer erwartet. Aber es waren über 1.200 Gewerkschaftler, die im strömenden Regen durch die Straßen der belgischen Hauptstadt zogen.
Die Demonstranten kamen aus der Tschechischen Republik, Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Polen, Rumänien und aus Luxemburg. Das Großherzogtum war mit einer hundert Mann starken Delegation des OGB-L und des LCGB angereist.
Die Metaller waren mit Pfeifen, Hupen und Plakaten gekommen. Die französischen Metallarbeiter skandierten unter anderem „Mittal profiteur, Sarko menteur“. Die Kundgebung verlief ruhig.
Gegen Stellenabbau
Das Hauptziel der Demo war, gegen die Firmenpolitik von ArcelorMittal zu protestieren. „In Zeiten, wo die Firmen starke finanzielle Strukturen benötigen, ist es unverantwortlich, nur die Interessen der Aktionäre zu berücksichtigen. In Krisenzeiten darf der Mensch nicht auf dem Altar des Profits geopfert werden“, so Peter Scherrer, Generalsekretär der EMB, vor den Demonstranten.
„Wir wollen eine klare Nachricht an Lakshmi Mittal senden, dass wir keinen Stellenabbau dulden“, warnte Nico Cué, Generalsekretär der MWB-FGTB (Belgien).
Ein Gewerkschaftler erinnerte daran, dass ArcelorMittal weltweit über 9.000 Stellen abbauen wolle. „Aber es geht nicht nur um die Arbeitsplätze bei ArcelorMittal. Wenn ein Stahlgigant seine Aktivitäten reduziert, leiden auch die Zulieferfirmen. So sind über 15.000 Stellen in Gefahr.“
Das Unverständnis über die Stellenstreichungen ist groß, zumal ArcelorMittal immer größere Gewinne macht und erklärt, die europäischen Fabriken seien rentabel.
Angesichts der drohenden Rezession und der steigenden Arbeitslosenzahlen braucht Europa eine nachhaltige Sozial- und Industriepolitik, um das Vertrauen in die Wirtschaft zu gewährleisten und die Nachfrage anzukurbeln. Nur so kann man Arbeitsplätze sichern. Innovation und neue Technologien spielen bei der nachhaltigen Entwicklung des Stahlsektors eine bedeutende Rolle, so der EMB.
Der Gewerkschaftsbund fordert, dass ArcelorMittal wieder mehr in das menschliche Kapital anstatt in die Dividenden der Aktionäre investiert. Unter anderem wird verlangt, die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das Personal soll an den Gewinnen der Firma beteiligt werden. Schließlich besteht auch großer Nachholbedarf, was den Sozialdialog anbelangt. „Die Direktion spricht gar nicht mehr mit den Gewerkschaften. Das muss sich drastisch ändern“, so Peter Scherrer.
3 FRAGEN AN Alain Kinn
Tageblatt: Sind Sie mit der Protestkundgebung in Brüssel zufrieden? „T“: Wie schätzen Sie die Lage in Luxemburg ein? |
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