ESCH – Für Personal und Fahrgäste des Gemeindesyndikats „Transport intercommunal de personnes dans le canton d’Esch“ (TICE) wird ab Montag ein neues Zeitalter beginnen. So gehören am „Echangeur de mobilité“, wie das Bahnhofsgelände von kommunaler Seite bezeichnet wird, beispielsweise nasse Füße der Vergangenheit an.
Wer mit der Bahn in Esch ankommt und mit dem Bus weiterwill, biegt in der Bahnhofshalle rechts ab und gelangt trockenen Fußes auf den neuen Busbahnhof, dessen Quais allesamt überdacht sind. Auch für ein stärkeres Sicherheitsgefühl wurde gesorgt, mit der Beleuchtung der gesamten Anlage. Was besonders jetzt, nach der Umstellung auf Winterzeit, volle Wirkung erzielen dürfte. Und auch die Videoüberwachung dürfte zu einem Plus an gefühlter Sicherheit beitragen.
Des Weiteren wurde darauf geachtet, dass die Anlage behindertengerecht ist. Die Bürgersteige sind deshalb dort, wo es notwendig ist, sehr flach gestaltet. Für Mitmenschen mit Gehbehinderung resp. Rollstuhlfahrer. Und Sehbehinderte werden sich dank der profilierten Pflasterung zurechtfinden.
Neue Räumlichkeiten für die Mitarbeiter
Der neue Busbahnhof hat nun einen großer Schalter für zwei Beamte, falls mal mehr Kundenandrang herrscht, und eine Sitzgelegenheit für wartende Kunden. Die Kontrolleure haben ein eigenes Büro und der Pausenraum für Fahrer und Fahrerinnen ist nicht größer als der bisherige, dafür gibt es aber Tageslicht satt und eine Klimaanlage. Insgesamt 240 Mitarbeiter sind zurzeit im Fahrbetrieb beschäftigt, davon zehn Frauen. Deshalb auch die Notwendigkeit, getrennte Sanitäranlagen einzurichten.
Periode der Feinabstimmung
Obwohl die neue Anlage größer ist als die bisherige, kann TICE auf keine Reservekapazitäten zurückgreifen. Der Busbahnhof sei, wegen des schnell gewachsenen Angebots, jetzt schon ausgelastet. Und durch die Sägezahnanordnung gibt es Einbußen in Sachen Flexibilität. Denn bislang konnten die Busse schön hintereinander abgestellt werden. Nun kann der nächste Bus erst rein, wenn der vor ihm weg ist.
Wegen des 15-Minuten-Takts bleibt auch nur wenig Zeitpuffer, wodurch es in der Anfangszeit etwas problematisch werden kann, so Arendt. Ein bis zwei Wochen werde die Feinabstimmung voraussichtlich in Anspruch nehmen.
Allerdings erübrige sich nun das „Aller-retour“ zum Kreisverkehr mit dem klobigen Roboter. Das spare Zeit und entlaste den Verkehrsfluss. Arendt erwartet sich auch weniger Rückstau wegen Fußgängern, die den bd J. F. Kennedy überqueren. Zum einen, weil unlängst eine Ampelanlage das Überqueren des Boulevards regelt. Und zum anderen, weil ein Teil der Fußgänger voraussichtlich den Weg via Rathausplatz ins Stadtzentrum wählen wird und sich nicht mehr die gesamte Masse von Bahn- und Busbenutzern, einer Lawine ähnlich, einen Weg in Richtung avenue de la Gare bahnen wird. Und das Wort Masse ist nicht übertrieben. Täglich wird das interkommunale Bus-Syndikat 25.000-mal benutzt. Ein Großteil davon, etwa 80 Prozent, also 20.000 Ein- respektive Austeigevorgänge finden auf dem Busbahnhof statt. Hinzu kommen laut Steve Arendt dann noch 5.000 bis 10.000 Umsteigevorgänge der RGTR und CFL.
Und damit sich all diese Menschen auf dem neuen Busbahnhof abseits ihrer gewohnten Trampelpfade zurechtfinden, werden Plakate mit den Fahrplänen und einer Draufsicht (siehe unten) eingesetzt, die den Fahrgästen mit dem Hinweis „Vous êtes ici“ auch aufzeigen, wo sie sich gerade befinden. Die Bussteige A1 bis A7 und B1 bis B6 befinden sich auf dem Antoine-Krier-Platz selbst. Die Bussteige C1 bis C5 befinden sich in einer Einbuchtung zwischen dem Platz und dem Boulevard. Und gegenüber von der ganzen Anlage, auf Höhe der ehemaligen Brauerei, wird es eine Haltestelle geben. Hier werden die Busse auf dem Boulevard halten, Fahrgäste der Linie 4B (Esch-gare – Esch-Belval) aufnehmen und abliefern, um dann wieder weiterzufahren. Eine Einbuchtung für die Busse gibt es an dieser Stelle nicht. sz
Das Chaos ist vorprogrammiert!
Am 2. November soll in Esch der neue Busbahnhof dem Verkehr übergeben werden. Nachdem die Planungsphase für diesen Neubau rund ein Vierteljahrhundert dauerte und die organisatorischen Details des Projektes unter völligem Ausschluss der Betroffenen beschlossen wurde, werden nun kurz bevor der Vorhang aufgeht einige handfeste Mängel offensichtlich. Dem Verkehrsnadelöhr, Norbert-Metz Platz – Esch/Gare – bd Kennedy droht eine erneute drastische Belastung!
Das Grundproblem besteht in der räumlichen Beschränktheit dieses Verkehrsknotenpunktes, den sich drei Busbetreiber (TICE, CFL und private RGTR-Linien) und nun auch noch private Taxiunternehmer teilen müssen. Um es auf den Punkt zu bringen: Die zur Verfügung stehende Fläche hätte viel rationaler genutzt werden können. Die jetzige Aufteilung trägt dem Ausbau zum Viertelstundenfahrtakt des TICE leider keine Rechnung. Konkret bedeutet dies mehr Umlauf und gesteigerter Bedarf an genügend Warteplätzen! Seitdem der Neubau beschlossen wurde, haben die TICE vier weitere Linien hinzubekommen.
Schon zu Beginn sind die Haltestellen auf der anderen Straßenseite vor der „Maison du peuple“ als Bus-Parkplätze unabdingbar, um einen funktionierenden Fahrbetrieb aufrechtzuerhalten. Der Rangierdienst alleine erfordert einen Angestellten, um die hundert Meter entfernt abgestellten Busse jeweils in die Abfahrtsposition des Bahnhofes zu fahren. Der Platz reicht also schon bei der Inbetriebnahme nicht aus. Wie soll es in 10 oder 15 Jahren aussehen, wenn es mit dem Verkehrsaufkommen so weitergeht?
Der absolute Hammer aber ist der Beschluss, dass auf dem ohnehin zu engen Raum auch noch Warteplätze für eine Handvoll Taxis geschaffen wurden. Damit ist es wohl unweigerlich, dass unsere Busse des Öfteren in der Verkehrsstraße auf frei werdende Plätze im Bahnhof warten müssen. Jeder Mensch mit praktischer Berufserfahrung im Busbetrieb weiß, dass diese Warteplätze unabdingbar sind, um ein Chaos in einem solchen zentralen Knotenpunkt, wie es ein Busbahnhof eben nun einmal ist, zu verhindern. Die Taxen wären besser auf dem Gelände der „alten Busgare“ aufgehoben, gleich beim Ausgang des CFL-Bahnhofes.
Ein weiteres Problem ist, dass für eine City-Buslinie überhaupt keine entsprechende Einbuchtung vorgesehen ist. Diese aus Schifflingen kommende und nach Belval fahrende L4 müsste laut Fahrplan ganze 3 Minuten die einspurige Hauptstraße des bd Kennedy blockieren, um die Abfahrtszeit korrekt zu tätigen! In den Pendlerzeiten sind damit Staus bis zur Lallinger Kirche vorprogrammiert.
Die Liste mit konkreten Beanstandungen ist noch lang, erwähnt seien nur die Einstellung der Verkehrsampeln, die Verantwortlichkeit für Instandsetzung und Reparatur, die Zuständigkeit der öffentlichen Toiletten … etc. Abgesehen von der moderneren Architektur droht der neue Busbahnhof zu einem realen Rückschritt zu werden und zur Verschlechterung der Verkehrssituation in Esch beizutragen. Das kann doch nicht im Sinne der Gemeindeverantwortlichen sein. Ein Dialog mit der Baukoordination, hat zu nichts geführt. Wir fordern die Gemeindeverantwortlichen auf, sich schnellsten mit den betroffenen Betreibern und ihren Repräsentanten zu beraten und gemeinsam nach Auswegen zu suchen. Die Zeit drängt.
Für den Vorstand der Sektion TICE des Landesverbandes FNCTTFEL
Der Präsident, Romain Gros
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können