Montag20. Oktober 2025

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Eltern gebraucht

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Rolf Tarrach, Rektor der Uni Luxemburg, hat es gesagt: „Schlechte Lehrer müssen weg!“ Und wir wissen, worüber der Mann spricht.

Denn wir kennen sie alle, die Lehrer, die einem das Leben und Lernen vermiesen können, weil sie ungerecht, überfordert und uninspiriert sind. Wir kennen sie, weil es sie in jeder Schule und in jedem Land der Welt gibt. Es sind Pauker, die das gängige Klischee nur allzu gern bestätigen, indem sie sich bewusst einen Job ausgesucht haben, der ihnen vor allem den Komfort eines guten Einkommens, relativ viel Freizeit und eine normalerweise unkündbare Lebensstellung garantiert. Der Lehrauftrag dabei ist zweitrangig.
Aber es gibt auch andere, hier wie überall: Es gibt engagierte Lehrer, die Spaß an ihrem Beruf haben und die ihre Aufgabe darin sehen, Schüler zu motivieren. Lehrer, die zuhören können, weil sie Kinder und Jugendliche ernst nehmen. Lehrer, die sich untereinander vernetzen, Erfahrungen austauschen und gemeinsame Projekte durchführen. Und Lehrer, die wissen, dass Lernen auch für Staatsbeamte ein lebenslanger Prozess ist und die sich deshalb auch vor Weiterbildungen nicht drücken.
Doch auch die besten und engagiertesten Lehrer scheitern an den immer gleichen Hürden: an Schülern, die lustlos und desinteressiert sind, die keinen Bock auf Bildung und Wissen haben. Die sich nicht konzentrieren können oder nur sporadisch zum Unterricht erscheinen. Oder an Schülern, die nie gelernt haben, zu lernen, weil sie in dem Glauben leben, andere Menschen oder Institutionen seien für ihre Zukunft verantwortlich: Lehrer, Erzieher, Schule und Staat. Sie glauben das, weil ihre Eltern es glauben, weil es viele Eltern gibt, die jeglichen Erziehungs- und Bildungsauftrag gerne an andere abgeben. Aus Unerfahrenheit, Zeitmangel, Inkompetenz oder Desinteresse – die Gründe können vielfältig sein.

Nicht nur in der Schule wird gelernt

Doch was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Und lebenslanges Lernen beginnt nicht erst in der Schule. Der Anfang ist leicht, es passiert ganz von selbst: beißen, greifen, sitzen, krabbeln, laufen – lauter Aufgaben, die jedes Kleinkind ungefragt zu lösen bereit ist. Und hat es das eine gelernt, will es das andere schon können. Kaum kann es stehen, probiert es loszulaufen und imitiert damit den Vater, die Mutter, den Bruder, die Schwester.
Diese Imitation ist ein wichtiger Prozess, den niemand in Gang setzen oder beeinflussen muss. Ein Kind macht nach, was seine Eltern ihm vorleben. Was für die Eltern wichtig ist, wird auch für das Kind wichtig sein, denn Kinder wollen in erster Linie ihren Eltern gefallen. Deshalb sind es die Eltern, die entscheiden, wie ihr Kind aufwächst: ob es Bücher liest oder vor dem Fernseher vergammelt, ob es Sport macht oder nicht und ob es mit Messer und Gabel essen kann und „Danke“ oder „Guten Tag“ sagt. Und ob es neugierig oder ängstlich in die Welt blickt. Denn es sind keine mathematischen Erkenntnisse oder französische Verben, die Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben können, sondern vielmehr ganz banale, aber für weiteres Lernen wichtige Dinge.
Oft sind es gerade die motorischen Fähigkeiten, die zunehmend verkümmern. Lehrer und Lehrerinnen im Vor- und Grundschulbereich klagen seit Jahren darüber, dass es mehr und mehr Kinder gibt, denen grundlegende Fähigkeiten und Erfahrungen fehlen. Da kommen Vierjährige, die noch nie eine Schere in der Hand hatten, Fünfjährige, die nicht wissen, wie sie mit ihrem Körper eine Schaukel in Gang setzen und Achtjährige, die nicht Fahrrad fahren können. Und allein ein einfacher Purzelbaum kann zur echten Herausforderung werden. Aber so etwas ist nichts für die Schule, das sollte man zu Hause lernen.

Heike Bucher
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