Donnerstag23. Oktober 2025

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Band Eternal Tango – Wer braucht schon Majors?

Band Eternal Tango – Wer braucht schon Majors?

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Irgendwie steht die Welt doch Kopf. Da liegen doch tatsächlich drei Angebote von Major-Labels auf dem Tisch und die Band Eternal Tango lehnt sie alle ab. Ja sind die denn bekloppt? „Nein, keineswegs!“, meint Tom Gatti, Bassist der Düdelinger Erfolgsband.

Emile Hengen

„Keins davon hat uns wirklich überzeugen können. Und das Risiko, dass uns das Label binnen weniger Monate fallen lässt, da es mit unserer Vermarktung nicht die erhofften Umsätze erreicht, wollten wir letzten Endes dann doch nicht eingehen. Denn der Traum eines jeden Musikers kann rasend schnell zum Albtraum werden! Vor allem dann, wenn man jahrelang vertraglich an ein Label, von dem man nichts mehr zu erwarten hat, gebunden ist“, so die Begründung der Band Eternal Tango, die sich demnach ganz bewusst dazu entschieden hat, den Regeln des „Do It Yourself“ bis auf Weiteres treu zu bleiben.

Denn sie wissen nur zu gut, dass es auch ohne die Hilfe der Majors hinhauen kann. Petrograd, Defdump, ja, das sind nur zwei prominente Beispiele aus Luxemburg, die aus eigener Kraft heraus den Sprung ins internationale Musikgeschäft geschafft haben. An deren Philosophie, an deren Durchsetzungsvermögen wollen Eternal Tango anknüpfen und alles, so scheint es zumindest auf den ersten Blick, spricht für sie.

Längst haben sich die fünf Musiker vom gewohnten Alltag verabschiedet. Für sie zählt einzig und allein die Band, die Musik. Kompromisse mag hier keiner eingehen: Jeden Tag wird geprobt, Woche für Woche, Monat für Monat. Denn sie wissen, dass sie vermutlich nur diese eine Chance haben. Und mit jeder Minute, die verstreicht, steigt auch das Lampenfieber. Denn es verbleiben nur noch wenige Tage: Dann nämlich stehen Eternal Tango nach mehrwöchiger Abwesenheit erneut in Luxemburg auf der Bühne und zelebrieren neben ihrer Wiedergeburt auch ihre brandneue Scheibe „Welcome to the Golden City“. „Seit mehreren Monaten warten wir sehnsüchtig auf diesen einen Moment“, verrät David Schmit, Gitarrist der Band.

Heißer Flirt oder wahre Liebe?

Seit der Veröffentlichung von „First Round at the Sissi Cafe“ im Jahr 2007 hat sich im Leben der fünf Musiker so einiges getan: Eternal Tango sind viel gereist und haben jedes Wochenende in einer anderen europäischen Stadt zum Konzert geladen. Die Zeit im Backstage sowie im Tourbus haben Eternal Tango sinnvoll genutzt: Sie haben unabdingbare Kontakte geknüpft.
Sichtlich mit Erfolg, denn heute verfügt die Band über ein fachkundiges Management und hat mit einem der bedeutendsten und einflussreichsten Musikmagazinen Europas, der Visions, eine auf Gegenseitigkeit beruhende Partnerschaft besiegelt. Nein, es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Musikkritiker aus Dortmund an Eternal Tango einen Narren gefressen haben.

Als Eternal Tango – damals spielten sie noch Hardcore in versifften Bars in Luxemburg – im Jahr 2004 mit Spyglass eine gemeinsame Platte veröffentlichten, wurden sie in der Visions prompt auf den Thron der besten Newcomer des Monats gehoben. Die Euphorie hierzulande war grenzenlos. Doch diese verstummte mit der Veröffentlichung von „First Round at the Sissi Cafe“ und bandinternen Umbesetzungen sehr rasch. Auf ihrer zweiten Platte klangen E.T. irgendwie nicht mehr nach E.T., sondern vielmehr nach „Tokio Hotel für Pubertierende“, so das vernichtende Urteil zahlloser Kritiker. Doch von solchen Aussagen ließen sich Eternal Tango nicht beeindrucken und hielten weiterhin an ihrem Kurs fest. Und dieser führte auf direktem Wege erneut in die Lobeskolumne des deutschen Musikmagazins: „Das Ziel ist: Erfolg. Der Weg: weniger Krach, mehr Zeitgeist“, schrieb Andreas Kleofas in die Visions-Ausgabe 178.
Und spätestens nun sollte jedem aufmerksamen Beobachter bewusst geworden sein, dass diese Leute – um es mal in kitschigen Worte zum Ausdruck zu bringen – vom Start weg an den Erfolg von Eternal Tango glaubten! Heute tun dies auch die missgünstigen Kritiker von damals. Denn was sich auf „Welcome to the Golden City“ abspielt, ist, wie so oft, mal wieder nicht in Worte zu fassen. „Wir wollten, dass alles stimmt. Ohne Ausnahme!“, resümiert Joe Koener die Zeit in Nordrhein-Westfalen.

Sinneswandel oder Pragmatismus?

Dort verschanzten sie sich während zwei Monaten im Aufnahmestudio „Kanal 24“ in Bochum. Entstanden sind 13 neue Songs, von denen nun zehn auf der neuen Scheibe zu hören sind. Doch was unterscheidet E.T. anno 2010 von E.T. anno 2007? „Die neuen Songs fließen direkter, sind melodiöser und klingen überraschend abgerundet. „Ja, wir sind bei diesen Aufnahmen an unsere Grenzen gestoßen, doch dank der überragenden Arbeit unseres Produzenten ist uns eine Platte gelungen, mit der wir uns voll und ganz identifizieren können“, verdeutlicht E.T.-Sänger David Moreira. Und in der Tat: Eternal Tango klingen ungewohnt catchy, irgendwie erfrischend angenehm und mehr nach Indie als nach Core.
„Wir können es kaum noch abwarten, mit der Platte zu touren“, so Tom Gatti. Geplant sind jede Menge Termine: in Frankreich, in Portugal, in der Schweiz und in Deutschland, wo Anfang März die neue Platte offiziell veröffentlicht wird. Und im Mai, da erfüllt sich für die fünf Musiker ein Jugendtraum: Dann nämlich touren sie gemeinsam mit der IndieBand Madsen mehrere Tage lang durch Deutschlands zurzeit angesagteste Clubs, in denen Eternal Tango vor bis zu 1.000 Besuchern auf die Bühne treten werden.

Nun, auch in Luxemburg wird Eternal Tango ein Denkmal gesetzt: Auf der diesjährigen Auflage der Düdelinger „Fête de la musique“ werden Eternal Tango erstmals auf der großen Bühne auftreten. „Die Jungs haben sich diesen Auftritt wahrlich verdient“, verdeutlichen die Veranstalter, die mit dieser Verpflichtung ein kulturpolitisches Zeichen setzen wollen. Doch bevor es so weit ist, wird am kommenden Samstag erst einmal eine riesengroße Release-Party in der Kulturfabrik gefeiert. Mit von der Partie sind die langjährigen Weggenossen Versus You, Mutiny on the Bounty und die Visions-DJs.

Eternal Tango – Welcome
to the Golden City
Kulturfabrik
Am 6. Februar um 20 Uhr
Tel.: (+352) 55 44 93-1
www.kulturfabrik.lu
www.eternaltango.net