René Hoffmann
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Die Metropolisierung ist ein fester Bestandteil der Globalisierung geworden. Die Welt wird kleiner, Distanzen spielen eine immer kleinere Rolle.
Luxemburg-Stadt hat seit den 80er Jahren und den Umwälzungen im luxemburgischen Wirtschaftssystem nach und nach an Bedeutung gewonnen, nicht nur im Inland, sondern auch über die Grenzen des Großherzogtums hinaus. Die Stadt zeichnet sich durch ihre spezifische Situation aus. Einerseits besitzt sie mit nicht einmal 100.000 Einwohnern nur einen begrenzten demografischen Einfluss im Vergleich zu anderen Metropolen. Durch die Tatsache jedoch, dass sie die einzige größere Stadt Luxemburgs und zugleich Hauptstadt eines Landes und der Europäischen Union ist, zieht sie schon seit den 60er Jahren immer mehr Leute, Unternehmen und Institutionen an. Die Entwicklung des Banken- und Dienstleistungssektors, die dem Untergang der Stahlindustrie folgte, hat der Hauptstadt zu neuem Elan verholfen und war die Basis für die grenzüberschreitende Rolle der 92.000-Einwohner-Stadt.
Der politische Wille, der Großregion mehr Bedeutung zukommen zu lassen, beschleunigt die Metropolisierung der luxemburgischen Hauptstadt, die als sogenannter „Motor“ oder „Nabel“ der Region angesehen wird.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Mehr als 45 Prozent der aktiven Bevölkerung verdienen ihre Brötchen in Luxemburg-Stadt, unter ihnen viele Ausländer. Jeden Tag überqueren zirka 150.000 Franzosen, Deutsche und Belgier die luxemburgische Grenze, um hier zu arbeiten. Auf eine Einwohnerzahl von ungefähr 92.000 kommen etwa 180.000 Arbeitsplätze. Eine einmalige Situation in ganz Europa. Das Einzugsgebiet der Arbeitskräfte, dieses „metropolitanische“ Gebiet, erstreckt sich im Süden bis hinter Thionville, im Osten bis kurz vor Trier, im Westen bis weit hinter Arlon und Bastogne und im Norden bis nach Sankt Vith.
Zusammen stark
Ihre zunehmende Bedeutung wird auch durch ihre Entwicklung ersichtlich. Neue Viertel sprießen wie Pilze aus dem Boden. Neue Geschäftszentren entstehen. Der Kirchberg zum Beispiel ist schon seit ein paar Jahren zum Sinnbild für eine dynamische wirtschaftliche Expansionspolitik geworden. Wegen des attraktiven steuerlichen und unternehmerischen Umfelds lassen sich immer mehr internationale Firmen in Luxemburg-Stadt nieder. Die Schaffung von sogenannten „Kompetenzbereichen“, wie dem Dienstleistungssektor oder dem Finanzplatz, haben die Stadt international bekannt und geschätzt gemacht.
Durch die fortschreitende Metropolisierung Luxemburgs rücken die Grenzen des Landes immer weiter zurück. Globales Denken und Handeln ist angesagt. Entscheidungen können und dürfen nicht mehr nur auf lokaler oder regionaler Ebene getroffen werden. Man muss grenzüberschreitend agieren, zum Beispiel was die Mobilität, die wirtschaftliche Entwicklung, die Bildung usw. anbelangt. Die politischen Entscheidungsträger scheinen dies erkannt zu haben und haben sich „zusammengetan“. Die größeren Städte der Großregion haben Organisationen wie LELA (Luxemburg, Esch, Longwy, Arlon) oder Quattropole (Luxemburg, Metz, Saarbrücken, Trier) gegründet. Ziel dieser Kooperations- und Kommunikationspole ist es, gemeinsam Projekte zu entwickeln und zu realisieren, die im Interesse der ganzen Region sind. Auch wenn sich die Kooperation im Augenblick meistens aufs Diskutieren und Planen beschränkt, zeigt es doch, dass die Zeichen der Zeit richtig erkannt wurden.
Die Metropolisierung Luxemburgs wird so zu einem schönen Beispiel für die europäische Integration, die Zusammenarbeit verschiedener europäischer Länder, in diesem Falle Luxemburgs, Frankreichs, Deutschlands und Belgiens.
De Maart
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