Montag27. Oktober 2025

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„Wir brauchen uns nicht neu zu erfinden“

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Die „Femmes socialistes“, die mit 1.900 Mitgliedern eine der wichtigen Frauenorganisationen in Luxemburg sind, trafen sich gestern Abend zu ihrem Nationalkongress in Münsbach. Wir sprachen im Vorfeld mit Präsidentin Claudia Dall’Agnol, die, nach sieben Jahren an der Spitze der Vereinigung, gestern von dem Posten zurücktrat.

Robert Schneider

Michèle Diederich

Claudia Dall’Agnol steht nach sieben Jahre an der Spitze der „Femmes socialistes“ nicht mehr zur Verfügung.
Neue Präsidentin und Nachfolgerin von Dall’Agnol wird Michèle Diederich von der Sektion Schüttringen. Der Kongress der FS bestimmt die Präsidentin nicht direkt, sondern wählt ein Komitee, das den Posten besetzt. Dies geschah gestern Abend im Anschluss an den Kongress.Tageblatt: Wie stehen die „Femmes socialistes“ zur Reform des Abtreibungsgesetzes?
Claudia Dall’Agnol: „Lydie Err hatte einen entsprechenden Gesetzesvorschlag eingereicht, den die FS immer noch als Ideallösung in der Frage sehen. Das nun vorliegende Gesetzesprojekt Biltgen ist aber immer noch ein Schritt in die richtige Richtung. Zum Beispiel muss eine Frau laut diesem Projekt keine sieben, sondern nur mehr drei Tage warten, ehe sie eine Abtreibung vornehmen kann.

Greifbare Fortschritte

Auch gibt es einen Fortschritt was minderjährige Frauen betrifft; sie brauchen künftig das Einverständnis der Eltern für eine Abtreibung nicht mehr. Laut Gesetzesprojekt liegt die Entscheidung, ob die Frau sich in einer Notsituation befindet, nicht mehr beim Arzt, sondern bei der Frau selbst.
Das Gesetzesprojekt aus dem Justizministerium werde zwar nicht all den Vorstellungen der FS gerecht, da das Gesetz aber noch nicht verabschiedet wurde, können eventuell noch Abänderungsanträge und Stellungnahmen es so beeinflussen, dass es dem Projekt Err näher kommt. Sich in der Abgeordnetenklammer auf die Stimmen von LSAP, DP, Grüne und ’Lénk’ zu verlassen, wie kürzlich zu lesen war, geht allein schon arithmetisch nicht auf. CSV und ADR haben die Hälfte der Abgeordneten, so dass im Idealfall lediglich eine Pattsituation zustande kommen würde.“

„T“: Wie steht es um die Beteiligung der Frauen am politischen Leben im Jahr 2010?
C.D’A.: „Ein Problem bei den Parlamentswahlen ist, dass man schon bekannt sein muss, um gewählt zu werden.
Wenn dies nicht der Fall ist, etwa durch sportliche Leistungen oder durch einen Job beim Fernsehen (was nicht negativ gemeint ist), kann dies über die Arbeit in einem Gemeinderat geschehen; dafür muss man allerdings in der entsprechenden Kommune bekannt sein. Hier beginnt das Problem. So lange wir nicht genügend Frauen auf diesen Listen haben, werden auch nur ungenügend auf den Kammerlisten sein. Und hier rennen die Frauen uns nicht gerade die Tür ein, was vielfältige Gründe hat: Beruf, Familie, Mangel an Motivation …
Es gilt also, auf Sektionsebene zu beginnen, die Frauen zu motivieren, sie bekannt zu machen und zu unterstützen. Hier sind auch die Männer in der Verantwortung.
Obwohl Frauen 35 Prozent der LSAP-Mitglieder stellen, waren nur 25 Prozent der Kandidaten Frauen.
Ich bin froh darüber, dass viele sozialistische Frauen gewählt wurden, Mady Delvaux in der Regierung und Lydie Err, Lydia Mutsch, Vera Spautz und ich als Abgeordnete arbeiten können.“

„T“: Welches sind die Prioritäten der kommenden Jahre für die „Femmes socialistes“?
C.D’A.: „Da ich nach diesem Kongress nicht mehr Präsidentin bin, möchte ich nicht allzu viel hierzu sagen und die Prioritäten meiner Nachfolgerin überlassen.
Allerdings bleiben die Themen wohl zum Großteil die gleichen wie während der vergangenen Jahre.
Die ’Femmes socialistes’, so meine persönliche Meinung, brauchen sich nicht neu zu erfinden, die gleiche Probleme, die uns in den vergangenen Jahren beschäftigten, bleiben aktuell. Rentengerechtigkeit gehört dazu und auch das Abtreibungsgesetz wird uns wohl noch weiter beschäftigen.“