Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

„Fixerstuff“ noch lange nicht vom Tisch

„Fixerstuff“ noch lange nicht vom Tisch

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die Regierung und die Stadt Luxemburg legen Einspruch gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts im Fall Fixerstuff ein. Staat und Kommune wollen für die Einrichtung alle juristischen Mittel einsetzen. Das wurde am Rand der Präsentation des dritten Drogenaktionsprogramms am Dienstag im Gesundheitsministerium bekannt.

Finn Overdick

„Wir haben eine Verpflichtung zu helfen, das Urteil war ein harter Rückschlag für diese wichtige Einrichtung. Notfalls werden wir alle juristischen Mittel einsetzen“, betonte Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo. Das Trio, bestehend aus dem Gesundheitsminister, Minister Claude Wiseler und Bürgermeister Paul Helminger, ist sich einig und hat Berufung eingelegt.

Der Drogenbeauftragte des Gesundheitsministeriums, Alain Origer, hat im gleichen Atemzug die Wichtigkeit der Fixerstuff betont. Seit fünf Jahren besteht und funktioniert die Fixerstube. In dieser Zeit gab es dort 110.000 Spritzvorgänge, 800.000 Spritzen gingen über den Tresen und
Es wurden sogar mehr Spritzen wieder in die Fixerstube zurückgebracht, als ausgegeben wurden. Seit Bestehen der Fixerstube gab es 500 Fälle von Überdosis, aber bislang keinen einzigen Todesfall.
Diese Zahlen sprechen für sich, unterstreicht Origer. In diesem Zusammenhang wurde auch die zweite Fixerstube in Esch/Alzette genannt. Hier laufen die Verhandlungen. Erste Ergebnisse sollen bald folgen, heißt es.

Anfang April hatte das Verwaltungsgericht die Genehmigung zum Bau der Einrichtung in der rue d’Alsace in der Stadt gekippt. Bei dem Gelände handle es sich lediglich um ein „Terrain à études“, hier dürfen also nur provisorische Gebäude errichtet werden, begründeten die Richter.
Das Unternehmen Paul Wurth hatte gegen das Projekt Klage eingereicht. Wegen der Nähe zu der Firma, auf der anderen Straßenseite, befürchtet man einen Imageschaden.

Hemmschwelle sinkt

Luxemburg liegt zurzeit auf Platz sechs beim schweren Drogenkonsum (Heroin/Kokain) in Europa. 2003 war es noch Platz drei. Dies ist wahrlich kein Ruhmesblatt, es beweist aber, dass die Drogenaktionsprogramme, die seit 1999 laufen, greifen.
Auch wenn man die Zahl der Konsumenten bei harten Drogen leicht in den Griff bekommen hat (derzeit 2.500), sinkt die Hemmschwelle beim Konsum. Haben sich Fixer in der Vergangenheit immer in eine dunkle Ecke zurückgezogen, setzen sie sich jetzt den Schuss in der Öffentlichkeit.
Ob ein Hauseingang in der Nähe eines Supermarktes oder ein Bahnhof: Junkies packen ihr Besteck aus und warten auf die Wirkung. Oft kauern sie in einer Lache von Urin und Resten von Chemikalien.

Im dritten Drogenaktionsprogramm setzt man deshalb auf Kontinuität und Professionalisierung der verschiedenen Aufgaben. Neben den harten Drogen will man aber auch Tablettensucht, Alkoholmissbrauch und im weiten Feld die Spielsucht bearbeiten.
Vier Ziele hat man sich gesetzt: Prävention und weitere Reduzierung des Drogenkonsums, eine breit gefächerte, qualitativ hochwertige Behandlung, eine Verbesserung der Aufklärung über Drogenkonsum und sogenannte Kollateralschäden im Umfeld eines Junkies so niedrig wie möglich halten.

Damit das alles klappt, will man die Überwachung, Durchführung und Umsetzung der Aktionspläne schriftlich begleiten und bewerten. Dies war bislang nicht der Fall. Die Dokumentation soll bei zukünftigen Statistiken helfen. Diese sind gerade im Drogenbereich in Luxemburg leider noch immer Mangelware.
Damit die Umsetzung der genannten Ziele klappt, werden 21 neue Jobs geschaffen.

Bislang gab es keine optimale Betreuung von drogenabhängigen Menschen. Viele Patienten wurden von verschiedenen Einrichtungen gleichzeitig behandelt.
Junkies haben sich so an mehreren Stellen Drogenersatz besorgt und ihn unter der Hand weiterverkauft.
Dies soll nun durch ein Referentensystem verhindert werden. Der Referent bearbeitet einen Fall umfänglich und kommuniziert mit den verschiedenen Einrichtungen.
Am 19. März hatte der Regierungsrat grünes Licht für das dritte Drogenaktionsprogramm gegeben. Es läuft von 2010 bis 2014. Seit 1999 gibt es das Programm. Waren es im Jahr 2000 noch zwei Millionen Euro, sind es 2009 bereits neun Millionen Euro, die in die Projekte fließen. Die Finanzausstattung umfasst insgesamt in allen Bereichen rund 35 Millionen Euro.

Schoenfels kommt

Das Gemeinschaftsprojekt mit der „Stëmm vun der Strooss“ in Schoenfels steht in den Startlöchern. Die Baugenehmigung ist da und erste Ausschreibungen sollen noch diesen Monat gemacht werden. In einem ehemaligen Bauernhaus bei der Burg sollen Obdachlose oder Personen, die aus einer Drogentherapie oder dem Gefängnis kommen, wieder auf das Leben und die Arbeitswelt vorbereitet werden.