Mittwoch5. November 2025

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Tausende Bauern protestieren in Paris gegen Preisverfall

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In Paris haben Tausende Bauern gegen den Preisverfall bei Getreide protestiert und von der Regierung Unterstützung im Kampf gegen sinkende Einkommen gefordert. Mit etwa 1300 Traktoren fuhren sie aus allen Richtungen am Dienstag zur Place de La Nation, von wo aus sie in einem Demonstrationszug durch das Zentrum der französischen Hauptstadt zogen.

Nach Gewerkschaftsangaben nahmen an dem jüngsten Bauernprotest in Frankreich knapp 10.000 Landwirte teil. Sie fürchten um ihre Existenz, da sie wegen der sinkenden Getreidepreise zuletzt erheblich weniger verdienten. Nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums sanken die Weizenpreise vergangenes Jahr im Schnitt um 25 Prozent, die Einkommen der Bauern brachen sogar um 51 Prozent ein.

„Die Demonstranten sind hierher gekommen, um am Vortag des Besuchs des EU-Landwirtschaftskommissars auf die Not eines Sektors und auf die Krise hinzuweisen, in der sich die Landwirtschaft befindet“, sagte Gewerkschaftschef Dominique Barrau, während nach und nach die Traktoren auf der Place de la Nation einrollten. Die Bauern fürchten, dass sie bald deutlich niedriger von der Europäischen Union bezuschusst werden. 2009 erhielt Frankreich rund 20 Prozent der etwa 40 Milliarden Euro aus dem EU-Agrartopf. Das Land ist damit der größte Profiteur der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik, die bis 2013 allerdings reformiert werden soll.

Die Gespräche dazu sollen noch in diesem Jahr beginnen. Der Zorn der Bauern richtet sich aber auch gegen neue Umwelt-Vorschriften der französischen Regierung, die unter anderem den Einsatz von Pestiziden bis 2018 halbieren sollen. Die Bauern fürchten dadurch um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich sehen sie sich zu unrecht als Umweltverschmutzer gebrandmarkt. Ein Paket aus niedrig verzinsten Krediten und Steuererleichterungen der Regierung stößt auf Skepsis. Stattdessen fordern sie zinsfreie Exportkredite.
Außerdem soll die öffentliche Hand ihre Vorräte aufstocken, damit die Landwirte ihre Lagerbestände abbauen können. „Wir sind nicht hier, um um mehr Geld zu betteln“, sagte einer der Demonstrationsteilnehmer, der seinen Namen nicht nennen wollte. Es gehe den Bauern schlichtweg darum, einen fairen Preis für ihre qualitativ hochwertigen Produkte zu erhalten.

Der Regierung kommen die Proteste äußerst ungelegen. Präsident Nicolas Sarkozy versucht seit längerem, aus einem Umfragetief herauszukommen. Landwirtschaftsminister Bruno Le Marie signalisierte entsprechend kurz vor Beginn der Proteste am Morgen die grundsätzliche Bereitschaft zur Unterstützung der Bauern. „Bei einer unvorhergesehenen Finanzkrise können wir für ein bisschen Flexibilität bei den EU-Kriterien sorgen. Ich sähe es gerne, dass wir pragmatisch sind, wenn es um die Umwelt-Regeln für Bauern geht“, sagte er dem französischen Radiosender France Inter.

Reuters