Stefan Osorio-König
Was im Jahre 1764 mit der Gründung der Brasserie Funck-Bricher begann, ist heute ein mittelständischer Betrieb, der insgesamt 250 Leute beschäftigt.
Das Krisenjahr 2009 hat dem Chef der Bofferding-Brauerei, Georges Lentz Jr., weiter keine größeren Kopfschmerzen verursacht. „Bier ist ein besonderes Produkt“, so Lentz beim Editpress-Wirtschaftsfrühstück. „Die Menschen konsumieren ihr Bier unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung.“
Und Bofferding hat expandiert. Hatte die Brauerei im Jahre 1975 lediglich 8 Prozent Marktanteil, so ist dieser heute auf 30 Prozent gestiegen. „Mit 8 Prozent ist man viel zu klein, um überleben zu können“, so Lentz weiter, „mit einem Drittel Marktanteil hat man dann schon ein anderes Gewicht.“
Das habe auch für den Bierbrauer Battin gegolten. „Ohne die Übernahme hätte Battin keine zehn Jahre mehr überlebt.“
Gerade wegen der relativ geringen Größe des Luxemburger Biermarktes sei eine Konsolidierung der hiesigen Brauer von Vorteil.
„Wir haben es mit Mousel versucht und auch mit der Brauerei Henri Funck und das hat nicht funktioniert“, erklärt Georges Lentz Jr. „Wir hätten auch gerne mit Simon zusammengearbeitet und es hat nicht geklappt. Mit Battin hat es dann funktioniert.“
Diekircher Brauerei ist eine wichtige Marke
Auch mit der Diekircher Brauerei hat es nicht geklappt. „Das Diekircher Bier ist eine wichtige Marke in Luxemburg“, so Lentz weiter, „aber ich wette mit Ihnen ein Fass Bier, dass die Diekircher Brauerei in drei bis fünf Jahren dicht sein wird.“
Das sei eine Zerstörung „von heute auf morgen“ von Werten in einer Höhe von 50 bis 60 Millionen Euro.
„Es wurde ganz einfach eine große Inkompetenz in der Diekircher Brauerei an den Tag gelebt“, so Lentz. „Am Anfang hatten wir sogar noch gedacht, das sei eine bewusste Strategie.“
Von einer Schließung der Diekircher Brauerei erwartet sich der Chef der Brasserie Nationale allerdings nicht unbedingt einen großen Zuwachs des Marktanteils. „Wenn die Brauerei zumacht, stellen sich die Kunden anders auf und viele von ihnen werden auf ausländisches Bier umsteigen und nur zum Teil auf ein anderes Luxemburgisches.“
Nah am Konsumenten
Allerdings sieht sich Lentz vor allem den großen internationalen Brau-Konzernen gegenüber in einem entscheidenden Vorteil. „Wir sind näher am Konsumenten. Die großen Brauereien haben den Kontakt zu den Kunden verloren. Sie müssen sich vorstellen, ein Gigant wie InBev braut in einer Stunde und 25 Minuten so viel Bier wie wir in einem ganzen Jahr.“
Dennoch hat Lentz Ambitionen über das Großherzogtum hinaus und möchte im Markt der Großregion Fuß fassen. „Im Jahr 2006 verkauften wir dort 10.000 Hektoliter, mittlerweile sind es 25.000 Hektoliter“, so der Brauereibesitzer. „Zuerst gehen wir in die Gaststätten, um unser Bier bekannt zu machen. Dann gehen wir in den Einzelhandel.“ In der Tat verkauft Bofferding seit vergangener Woche erstmals Bier in einem Supermarkt außerhalb des Großherzogtums, im belgischen Huy. Für die Großregion peilt Lentz für die nächsten vier Jahre eine Steigerung der verkauften Menge auf 250.000 Hektoliter an.
In Luxemburg selber hat sich das öffentliche Konsumverhalten von Bier in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. „Früher machte Bier noch rund 70 Prozent des Umsatzes in Cafés und Bistros aus“, so der Chef der Brasserie Nationale, „und heute sind es lediglich noch 30 Prozent.“ Der Produktion von alkoholfreiem Bier erteilt Georges Lentz Jr. allerdings eine Absage. „In Luxemburg sind lediglich vier Prozent des verkauften Bieres alkoholfrei.“ Deswegen sei der Markt zu klein, um solch ein Bier herzustellen. Man könne nicht immer mehr und mehr in Nischen gehen.
Und Lentz ist zuversichtlich.
„Solange wir für uns in der Branche eine Zukunft sehen, werden wir weitermachen“, so Lentz. „Wenn man aber sieht, dass es irgendwann mal nicht mehr geht, sollte man aufhören. Sollte das einmal passieren, halte ich mich an den alten Indianerspruch: „Wenn das Pferd tot ist, sollte man absteigen.“
De Maart

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