(aktualisiert, 02.06.2010, 11.23 Uhr)
Ein Sprecher der Justizbehörde erklärte, die Türkei habe Flugzeuge geschickt, um ihre Staatsbürger abzuholen. Weitere 300 Aktivisten würden noch in einem Gefängnis in Südisrael festgehalten. Mehrere der nach Jordanien abgeschobenen Aktivisten sagten der Nachrichtenagentur AP, sie hätten während der Haft nicht ausreichend Lebensmittel und Wasser erhalten und keinen Zugang zu Toiletten gehabt.
Der kuwaitische Abgeordnete Walid al Tabtabei, der an Bord eines Schiffes war, sagte, die Israelis hätten Männer, Frauen und Kinder gedemütigt. „Sie waren brutal und arrogant“, erklärte er. Die Passagiere an Bord der Schiffe hätten keine einzige Waffe gehabt. Die israelischen Streitkräfte veröffentlichten Videoaufnahmen, die zeigen, wie die Soldaten von Aktivisten mit Metallstangen und Brandbomben angegriffen werden.
Die israelischen Behörden erklärten, die Aktivisten hätten auch Messer, Schlagstöcke und zwei Pistolen gegen die Soldaten eingesetzt. Angesichts der Empörung über den israelischen Militäreinsatz forderte Israel die Angehörigen seiner Diplomaten in der Türkei zum Verlassen des Landes auf.
Das israelische Außenministerium habe eine entsprechende Anweisung herausgegeben, berichteten Rundfunksender und Zeitungen am Dienstag. Die Diplomaten dürften dagegen bleiben.
Ein Sprecher des Ministeriums wollte die Berichte weder bestätigten noch dementieren. Unter den neun Todesopfern des israelischen Militäreinsatzes vom Sonntag waren mindestens vier türkische Aktivisten. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan warf Israel ein „blutiges Massaker“ vor. Israel wies die internationale Kritik an dem Einsatz zurück. An der Hilfsaktion nahmen auch Bundestagsabgeordnete der Linkspartei teil.
Der israelische Botschafter in Deutschland kritisierte die Teilnahme der Abgeordneten. „Die Absicht bestand nicht in humanitärer Hilfe, sondern darin, die Blockade zu brechen“, sagte Yoram Ben-Zeev laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Nur so sei zu erklären, warum die Aktivisten das Angebot ausgeschlagen hätten, die Hilfslieferungen im Hafen von Aschdod löschen und unter Aufsicht nach Gaza bringen zu lassen.
Der französische Außenminister Bernard Kouchner erklärte, der Militäreinsatz sei ein schwerer Fehler gewesen, der dem israelischen Ansehen geschadet habe. Er forderte eine internationale Untersuchung des Einsatzes. Israel kündigte an, auch einen neuen Versuch pro-palästinensischer Gruppen zu unterbinden, den Gazastreifen zu erreichen. Zwei Schiffe sind nach Angaben der Organisatoren auf dem Weg in die Region. Eines ist allerdings beschädigt und es war nicht klar, ob das zweite allein weiterfahren würde.
USA unterstützen Untersuchung
Die USA unterstützen die Forderung nach einer Untersuchung des israelischen Militäreinsatzes, wollen das Verhalten der Streitkräfte aber nicht verurteilen. Die Kommandoaktion gegen pro-palästinensische Aktivisten werde an der „zuverlässigen Beziehung“ zwischen Washington und Israel nichts ändern, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, am Dienstag. US-Präsident Barack Obama bedauere den Tod der Aktivisten und werde in den kommenden Tagen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan sprechen.
AP
De Maart
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