Robert Schneider
„Dialogue – analyse no1 – Pauvreté monétaire, inégalités et conditions de vie au Luxembourg“ wurde am Mittwoch vom CSL-Präsidenten Jean-Claude Reding und dem Direktionsberater der Kammer, Marco Wagner, vorgestellt.
Die Wettbewerbsfähigkeit, ein nicht unwichtiges Element in der politischen Debatte, sei nicht das einzige Kriterium, nach dem die Wirtschaft eines Landes gesteuert werden sollte.
Soziales und Umwelt
Indikatoren, mit denen die soziale und die Umweltsituation aufgezeigt werden, sollten, so Reding, nicht vernachlässigt werden.
Und hier schneidet Luxemburg längst nicht so gut ab wie bei den rein ökonomischen Statistiken.
Wie die neue Publikation verdeutlicht, liegt das Armutsrisiko in Luxemburg bei 13 Prozent. Dies ist geringer als der europäische Durchschnitt; allerdings ist die Entwicklung besorgniserregend: Die Progression dieses Wertes beträgt zwei Punkte zwischen 1997 und 2008. Nur Deutschland, Schweden und Frankreich schneiden hier noch schlechter ab.
Hinzu kommt ein Anwachsen der Unterschiede zwischen den hohen und niedrigen Einkommen seit 1997. Der „Rapport interquintile“, der diesen Unterschied misst, wuchs in dem besagten Zeitraum von 3,6 auf 4,1 an. 2008 betrug das oberste Fünftel der Einkommen demnach mehr als viermal das Mittel des untersten Fünftels der Einkommen. Die Einkommensschere öffnet sich demnach weiter, oder anders ausgedrückt, die Kluft zwischen hohen und niedrigen Einkommen wächst.
Ein weiterer negativer Punkt für Luxemburg ist das hohe Armutsrisiko bei jungen Menschen. Entgegen der europäischen Normalität wird das Risiko, zu verarmen, in Luxemburg geringer mit zunehmendem Alter. Was die Senioren beruhigen mag, hat seine Kehrseite bei Kindern und Jugendlichen.
Bei den unter 16-Jährigen riskieren immerhin 20 Prozent, arm (laut statistischen Kriterien) zu werden. Nur kleine Griechen, Spanier, Portugiesen, Italiener und Briten sind schlechter dran (vergl. unten stehende Grafik).
Dies drückt sich auch bei den Haushalten aus. Haushalte mit Kind haben ein Armutsrisiko von 17 Prozent und Alleinerzieher mit Kind(ern) kommen bei diesem Negativwert sogar auf 44 Prozent.
Phänomen der „working poor“
Weitere Feststellungen aus der neuen CSL-Publikation sind die Tatsache, dass Mieter ein höheres Armutsrisiko haben als Hausbesitzer und dass Luxemburg immer mehr so genannte „working poor“ zählt, also Menschen, die einer Arbeit nachgehen und dennoch verarmen. Auch hier sind es wieder Arbeiter, die Familien mit Kindern zugehören, die am stärksten betroffen sind.
Die Quote der arbeitenden Armen ist im Großherzogtum höher als im europäischen Durchschnitt.
Dieses schlechte Resultat wird auch dadurch dokumentiert, dass der soziale Mindestlohn in Luxemburg nicht unbedingt vor dem Armutsrisiko schützt. Obwohl er höher als in Nachbarländern ist (abgesehen von Deutschland, das bislang keinen Mindestlohn kennt), stellt er im teuren Luxemburg keinen absoluten Schutz vor Armut dar (Grafik unten).
Ein Angestellter, der ein ganzes Jahr für den Mindestlohn arbeitet, keine anderen Einkommensquellen hat und keine steuerlichen Absetzungspotenziale hat, befindet sich automatisch in einer Situation des Armutsrisikos. Laut den CSL-Berechnungen müsste der Mindestlohn um 21 Prozent ansteigen, um dieses Risiko auszuschalten.
Mehr dazu in der Donnerstagsausgabe des Tageblatt
De Maart
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