„Eine WM ist immer etwas ganz Besonderes. Sie ist das Treffen der Besten der Besten, da kribbelt es jedes Mal wieder neu“, sagt Parreira. In diesen Tagen sind Nervosität und Anspannung bei ihm ganz besonders groß. „Trainer des WM-Gastgebers, das ist auch für mich noch einmal eine ganz neue Erfahrung“, erklärt der Nationalcoach Südafrikas.
Als Trainer der „Bafana Bafana“ steht er überall im Fokus, die Südafrikaner erwarten nichts Geringeres als den Titel von seiner Mannschaft. „Die Leute sagen mir immer, wir sollen sie stolz machen“, erzählt Parreira, der seit November 2009 zum zweiten Mal für die Nationalmannschaft vom Kap verantwortlich ist. Vor allem wegen seiner großen Erfahrung wurde er zurückgeholt, nachdem er sich zuvor wegen der Erkrankung seiner Frau in die südamerikanische Heimat zurückgezogen hatte.
Fünfmal war Parreira als Verantwortlicher beim bedeutendsten Sportevent dabei, neben Brasilien (1994, 2006) mit Kuwait (1982), Vereinigte Arabische Emirate (1990) und Saudi-Arabien (1998). Zweimal trat er selbst für die brasilianischen Ballzauberer beim Stelldichein der Superstars gegen den Ball.
Eröffnungsfeier: Regen droht
Der südafrikanische Wetterdienst sagt für die Eröffnungsfeier der WM und das folgende Eröffnungsspiel Regen voraus. „Bewölkt mit leichten Schauern“ lautet die Prognose für morgen Nachmittag, an dem in Johannesburg Südafrika und Mexiko aufeinandertreffen. Die Temperatur werde auf etwa sieben Grad Celsius fallen.
„Wir stehen vor der Besteigung des Mount Everest“, hatte der Brasilianer bei seiner Vorstellung als Nachfolger seines Landsmannes Joel Santana im November 2009 gesagt. Das Team hatte die Qualifikation für den Afrika-Cup verpasst, lag spielerisch, taktisch und athletisch am Boden. Die stolzen Südafrikaner hatten sich trotz der couragierten Leistung beim Confederations Cup (Platz vier) vom Team abgewandt.
Doch innerhalb eines halben Jahres ist es Trainerfuchs Parreira gelungen, die Menschen wieder mit ihrer „Bafana Bafana“ zu versöhnen. In mühsamer Kleinstarbeit trichterte der brasilianische Weltmeister-Coach von 1994 den Spielern seine Vorstellungen vom Fußball ein. In wochenlangen Trainingscamps in Brasilien, Deutschland und zuletzt in Südafrika gab er dem Team das, was ihm seiner Meinung nach am meisten fehlte – eine Identität.
„Wenn du an Brasilien oder Deutschland denkst, weißt du genau, wie sie spielen. Auch Spanien oder die Niederlande haben ihren eigenen Stil. Wir haben so etwas noch nicht“, sagte Parreira im April. Doch seine Jungs wurden von Partie zu Partie stärker, sind mit ihrem auf Flachpässen und hoher körperlicher Athletik basierenden 4-2-3-1-System seit zwölf Spielen ungeschlagen.
Die Spieler folgen ihrem erfahrenen Coach bedingungslos. Vor allem die einheimischen Profis, mit denen Parreira nun schon seit einem halben Jahr fast Tag und Nacht zusammen ist, hängen förmlich an den Lippen des Brasilianers. „Er ist ein sehr erfahrener Trainer. Es ist großartig, mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagt Lance Davids. „Als er wieder zu uns zurückkehrte, hat uns das noch einmal einen Schub gegeben, einen weiteren Motivations-Kick“, fügt Matthew Booth (siehe S. 36) hinzu.
Doch auch die im Ausland beschäftigten Profis wie Steven Pienaar (Everton) sind begeistert: „Es ist unglaublich, wie sich die Mannschaft unter Parreira entwickelt hat.“ Kurz vor dem schweren WM-Auftakt gegen Mexiko sieht Parreira seine Schützlinge startklar. „Wir sind bereit, die WM kann beginnen“, verkündete Parreira, der nach der WM wieder nach Brasilien zurückkehren wird. Den Stolz hat er den Südafrikanern schon vor Turnierbeginn zurückgebracht.
De Maart
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