Augenzeugen berichteten von Leichen auf den Straßen. Auch in der Region Dschalalabad verschlimmerte sich die Lage. In dem Gebiet um Osch und Dschalalabad gehört etwa die Hälfte der Bevölkerung der usbekischen Volksgruppe an; im ganzen Land sind es knapp 15 Prozent der Bevölkerung.
Bei den schwersten ethnischen Unruhen seit zwei Jahrzehnten in Kirgistan wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang 113 Menschen getötet und mehr als 1400 verletzt.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich bestürzt über das Ausmaß der Unruhen und schickte einen Sondergesandten in die kirgisische Hauptstadt Bischkek. Das Rote Kreuz bezeichnete die Lage im Süden des Landes als zunehmend kritisch. Es gebe Berichte über massive Brutalität mit der Absicht zu töten.
Menschenrechtsaktivisten zufolge konnten die Sicherheitskräfte die Gewalt nicht stoppen, mitunter würden sie sich sogar beteiligen.
Russland entsandte Truppen zum Schutz seiner militärischen Einrichtungen in Kirgistan. Das russische Verteidigungsministerium sprach von 150 Fallschirmjägern, die am Sonntag auf den Stützpunkt Kant im Norden des Landes eintrafen, während die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf Ministeriumskreise von mindestens 300 berichtete.
Tausende Frauen und Kinder flohen nach Usbekistan. Nach Angaben des stellvertretenden Kommandeurs der kirgisischen Grenzposten haben die usbekischen Behörden die Grenze mittlerweile jedoch geschlossen.
Die russische Nachrichtenagentur RIA zitierte einen Vertreter des usbekischen Katastrophenministeriums mit der Aussage, 75.000 Flüchtlinge könnten die Grenze überschritten haben. Ein Vertreter des Roten Kreuzes in Usbekistan sagte, die Zahl sei zwar deutlich niedriger, es seien jedoch wohl mehrere Tausend.
Auch die Human-Rights-Watch-Mitarbeiterin Berg sprach von mehreren Tausend Flüchtlingen. Einige hätten die Grenze überschritten, andere hätten sich auf der kirgisischen Seite versammelt, vor allem Frauen und Kinder. „Die Männer sind geblieben. Sie sind entweder tot oder in Osch und versuchen, die Häuser zu schützen, die noch nicht in Brand gesteckt wurden“.
(Reuters)
De Maart

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