Sonntag9. November 2025

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Sand in die Augen

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Es ist nichts Neues, beschäftigt aber immer wieder die Gemüter. Laut einer rezenten Studie ist Luxemburg mit einem Durchschnittskonsum von 15,6 Litern reinen Alkohols das EU-Land, in dem der Alkoholkonsum am höchsten ist.

Auch wenn die Angaben wegen des „Alkoholtourismus“ verfälscht sind und der reelle Konsum der Einwohner demnach niedriger ist, als die Studie zeigt, bleibt der Alkoholmissbrauch ein brandaktuelles Thema.

Nun preisen jedoch regelmäßig Firmen ihre neuen, revolutionären Produkte an, die den Alkoholpegel nach einer durchzechten Nacht so drastisch senken sollen, dass man sogar wieder fähig ist, sich hinter das Lenkrad zu setzen.

Fachleute reagieren in der Regel sofort und mahnen zur Vorsicht. Dass eine Limonade solche Effekte haben könne, sei absolut unmöglich. Um Alkohol schnell abbauen zu können, müsse der Stoffwechsel der Leber beeinflusst werden. Und das täten diese Limonaden nicht. Und auch der Versuch der Hersteller, die Wirkung ihres Produktes durch wissenschaftliche Studien zu untermauern, ändert nichts an der Tatsache, dass das Produkt in Wirklichkeit nicht den erhofften Effekt hat.

Es ist gefährlich, den übermäßigen Alkoholkonsum durch ein sogenanntes „Wundermittel“ zu verharmlosen. Besonders Jugendlichen, einer besonders gefährdeten Risikogruppe – das sogenannte Komasaufen nimmt seit ein paar Jahren bedrohliche Ausmaße an –, wird durch solche zweifelhafte Versprechen Sand in die Augen gestreut.

Bemühungen werden zu nichte gemacht

Outox zum Beispiel, das rezent Schlagzeilen machte, wurde schon vor sieben Jahren in Belgien auf den Markt gebracht. Der Hersteller musste jedoch kürzlich auf Druck des französischen Staatssekretärs für Handel, Hervé Novelli, die Angabe „safety drink“ von der Verpackung streichen. Auch auf der Internetseite der Firma wurden alle zweifelhaften Bemerkungen gestrichen.

Nun mehren sich aber die Forderungen nach einem Verbot des Getränks, das im Augenblick hauptsächlich im Internet erhältlich ist. Auch wenn Outox nicht die erhoffte Wunderwaffe ist, kann es jedoch nicht einfach verboten werden. Um das Getränk vom Markt zu verbannen, muss zuerst eine eingehende Untersuchung eingeleitet werden. Sollte bei der Analyse herausgefunden werden, dass die Brause harmlos ist, muss sie zugelassen werden. Es bleibt dann nur die Möglichkeit, die Etikettierung des Durstlöschers einer Überprüfung zu unterziehen und alle dubiosen Angaben von der Verpackung zu entfernen.

Die Ankündigungen verschiedener Getränkehersteller, ein Zauberelixier erfunden zu haben, das den Feierwütigen eine nüchterne Heimfahrt und ein Erwachen ohne Kater verspricht, machen auf jeden Fall alle Informations- und Sensibilisierungskampagnen zunichte.

In diesem Zusammenhang ist es auch äußerst verwunderlich, dass diese Wundermittel namhafte internationale Preise erhalten. So hat Outox zum Beispiel 2005 in Köln auf der Lebensmittelmesse den Innovationspreis und 2004, in Paris, den „42 d’Or“ errungen. Die Auszeichnungen verleihen dem Getränk eine Seriosität, die es oft nicht verdient.
Eine willkommene Hilfe gegen die Vermarktung dieser „alkoholreduzierenden“ Getränke kommt indes von der EU: Noch dieses Jahr soll eine Direktive verabschiedet werden, die unter anderem den Getränkeherstellern vorschreibt, die Aussagen und Versprechungen, die sie machen, wissenschaftlich zu begründen. Auf diese Weise kommt mehr Transparenz in das Dossier und der Verbraucher wird vor nicht-fundierten Versprechungen und Aussagen geschützt.

Schließlich aber bleibt das einzige probate Mittel gegen einen Kater und den Alkoholmissbrauch nach wie vor der vernünftige Umgang mit alkoholischen Getränken.

René Hoffmann
[email protected]