Donnerstag13. November 2025

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Etwas Besseres

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Was hat man nicht alles hören können im Vorfeld von Toronto. Auf dem G20-Gipfeltreffen werde man nicht nachgeben und alles tun, um die Reform der Weltfinanzen voranzubringen und die Krise in den Griff zu bekommen, hieß es aufmunternd aus den „wichtigen“ europäischen Hauptstädten.

Ganz nach dem Motto vom letzten G20-Treffen in Sachen Finanzen im April letzten Jahres in London, als der damalige britische Premier und Gastgeber Brown meinte, „die Welt“ habe sich versammelt, um der weltweiten Krise Herr zu werden. So als ob diese Krise ein eigenes selbstständiges Dasein führte und sich ohne menschliches Zutun entwickelt hätte.

In Toronto, über ein Jahr später, sollte jetzt die Jagd der mit Trompeten heraneilenden Kavallerie auf die Krise endlich fortgesetzt werden. Sollte. Doch einmal mehr kam nicht viel bei dem Treffen heraus. Zwar einigte man sich darauf, die Haushaltsdefizite und die Verschuldung zu bekämpfen, wobei das zusätzlich nur für die Länder gilt, die mit diesen Problemen zu tun haben.
Damit konnten alle leben, umso mehr als die Beschlüsse der G20 so unverbindlich sind, dass es unverbindlicher eigentlich gar nicht mehr geht. Was es natürlich auch den boomenden Schwellenländern, die sich von der Krisendiskussion ohnehin nicht so recht betroffen fühlen – aber dennoch netterweise vorbeischauten –, einfach machte, zu allem Ja und Amen zu sagen. Doch in der entscheidenden Frage einer Reform der Weltfinanzen konnte man sich nicht einmal auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Also wurde die Reform auf das kommende Frühjahr vertagt.

Bild der Gegensätze

Und jetzt steht man da, in den „wichtigen“ europäischen Hauptstädten, und ist so schlau wie vor Toronto.
Das Einzige, was man nämlich in Toronto wirklich gemacht hat, ist eben nicht nachgegeben zu haben. Jeder beharrte auf seinem Standpunkt. Die Deutschen und die Franzosen, die Italiener und die Spanier, ja sogar die EU, die ebenfalls eingeladen war. Wobei man nun nicht weiß, ob die deutsche, französische, spanische oder italienische Position eine jeweils nationale oder eine halbwegs europäische ist oder umgekehrt.

Statt eine gemeinsame Rezeptur zu entwickeln, die eines vereinten Europas würdig und auch gegenüber den nicht-europäischen Partnern durchsetzbar ist, geben die europäischen Länder, leider nicht nur in Toronto, ein Bild der Gegensätze und der Uneinigkeit ab. Sie erinnern dann doch, mit Verlaub, eher an die Asterix-Episode, in der der Druide Panoramix vorübergehend wirr ist und statt des von seinen Leuten mit Sorge erwarteten stärkenden Zaubertranks gemütlich einen Sud nach dem anderen aufgießt, mit den vielfältigsten für ihn „guten“ Ergebnissen. Allerdings nur für ihn. Denn für die, die den Sud versuchsweise auslöffeln müssen, ist das Resultat alles andere als angenehm.

Das gilt auch für die, die heute jene Suppen auslöffeln müssen, die von den europäischen Politikern auf der Suche nach einem Ausweg aus der Krise in ihren jeweiligen Ländern gebraut werden.

Weil es Europas Politikern offensichtlich an wirtschaftlicher Gestaltungskraft und politischem Durchsetzungsvermögen auf internationaler Ebene mangelt, greifen sie auf Altbewährtes aus früheren Zeiten zurück. Und so muss der europäische Bürger einmal mehr die Zeche zahlen und Einschnitte im Lohn- und Sozialbereich oder z.B. verlängerte Lebensarbeitszeit hinnehmen. Dies schürt den sozialen Unmut auf nationaler und möglicherweise den Neid auf internationaler Ebene. Beides ist nicht gut für eine Europäische Union, deren 500 Millionen Bürger und Konsumenten sich angesichts ihrer wirtschaftlichen Stärke eigentlich etwas Besseres wünschen könnten.

Serge Kennerknecht
[email protected]