Dienstag11. November 2025

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In Hollands Bibelgürtel fällt das WM-Finale aus

In Hollands Bibelgürtel fällt das WM-Finale aus

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Fußball ist Sünde. Erst recht an einem Sonntag. Deshalb fällt das WM-Finale für Zehntausende streng calvinistische Niederländer aus.

Im Bibelgürtel – einer Kette von Gemeinden mit überwiegend strenggläubigen Anhängern konservativer Reformkirchen von der Provinz Zeeland bis Overijssel an der deutschen Grenze – haben Pfarrer das sonntägliche Fernsehverbot vor dem Endspiel der Niederlande gegen Spanien bekräftigt. Denn das WM-Finale steigt an diesem Sonntag (20.30 Uhr) im Johannesburger Soccer-City-Stadion.

In der Gemeinde Elburg ging der Prediger sogar soweit, für eine Niederlage der Oranje-Elf zu beten. Denn im streng protestantischen Fischerstädtchen Urk, wo es für 18 000 Einwohner mehr als 20 Gotteshäuser gibt, kritisierten Kirchenvertreter, dass Betreiber von drei Kneipen es wagen würden, während des WM-Finales zu öffnen.

Machtfaktor

Derartiges habe am Tag des Herren einfach nicht zu geschehen, bekräftigte der Vorsitzende der fundamentalistischen Staatkundig Gereformeerde Partij (SGP), Kees van der Staaij. Er werde mit gutem Beispiel vorangehen und das Finale in Südafrika „absolut nicht“ anschauen, sagte ein Sprecher der Partei, die bereits seit mehr als 90 Jahren im niederländischen Parlament vertretenen ist.

Die Zahl der überzeugten „Schwarzstrümpfe“, wie Anhänger ultra- konservativer Protestantenkirchen wegen ihrer stets dunklen Kleidung oft genannt werden, wird auf etwa 220 000 geschätzt. Die große Mehrheit der 16,5 Millionen Einwohner des Oranje-Königreichs will das WM-Finale mit ausgelassenen Volksfesten vor Fernsehern und Video- Wänden feiern. Laut Umfragen wurde die WM 2010 von lediglich acht Prozent der erwachsenen Niederländer ignoriert – so wenige wie bei keiner Fußball-Weltmeisterschaft zuvor.

(dpa)