Sport und Bewegung = Spiel und Spaß, für Kinder sowieso und alle Freizeitsportler behalten diesen Spaßgedanken natürlich bei. Auch die, die so gut sind, dass sie mit Sport ihren Lebensunterhalt verdienen können und Profisportler sind. Denn es ist ja wie mit einem „normalen“ Job: Den ergreift man nicht, um sich ein Berufsleben lang zu langweilen oder sich zu beklagen, was für einen nervtötenden Job man doch habe.
Man macht es, weil man es gerne macht und eben Spaß daran hat.
Auch eine Isabelle Werth will Spaß haben, Andy Schleck, Frank Schleck, Sylvain Chavanel oder auch Xabi Alonso. Ebenso wie Sebastian Vettel und Mark Webber. Warum gerade diese? Nun, weil sich bei ihnen ganz aktuell die Frage stellt, wo der Spaß aufhört. Werth fühlte sich nach ihrer Kür von den Kampfrichtern benachteiligt und machte ihrem Unmut lautstark Luft. Das erinnert irgendwie an die Fußball-WM und die Schiedsrichter-Diskussion. Es geht um viel, sehr viel, vor allem um viel Geld, ein bisschen auch um Ehre. Die Sportler dürfen sich keinen, nicht den geringsten sportlichen Fehltritt leisten, sonst … Müssen da nicht auch die Regelhüter die absolut besten sein, nahezu unfehlbar?
Wo hört da der Spaß auf? Das dürfte sich auch der Spanier Xabi Alonso gefragt haben, als er im WM-Finale – der absolute Höhepunkt seiner Karriere, ein Jugendtraum wurde wahr – vom Niederländer Nigel De Jong in bester Kung-Fu-Manier umgetreten wurde. Das kam bestimmt nicht in seinem Traum vor. Ihm passierte glücklicherweise nichts Ernstes, obwohl die Aktion an sich fast lebensgefährlich war. Aber wenn es um Ruhm, Ehre und vor allem Geld geht, hört der Spaß anscheinend auf. Ist das die Antwort auf die oben gestellte Frage?
Könnte sein, wenn man sich nun dem Millionenspiel Formel-1-Zirkus widmet. Dass sich dort nicht nur Konkurrenten, sondern oft sogar Teamkollegen nicht ganz grün sind, ist nichts Neues. Die beiden „Hornochsen“ Sebastian Vettel und Mark Webber sind eigentlich nur das aktuellste Beispiel. Einmal haben sie sich (und ihrem Arbeit-/Geldgeber) schon maximal geschadet, indem sie sich gegenseitig von der Piste schossen. Image-Schaden inklusive. Eine Mannschaft sollte ja eigentlich eine Einheit sein. Heißt es dann auf einmal gegen- anstatt miteinander, macht das kaum Spaß. Nicht den direkt Betroffenen, und auch nicht den Zuschauern.
Unnötige Risiken
Wenig Spaß hatte auch Andy Schleck am Montag. Kettenabsprung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Und auch wenn es um einen Sieg beim größten Radrennen der Welt geht, kann der Spaß aufhören.
Alberto Contador verstand jedenfalls keinen Spaß und machte sich auf und davon. Nach einem Schlenker um den fast schon stehenden Andy Schleck, sonst wäre er diesem ins Rad gefahren. Aber Schwamm drüber, hat ja eh keinen Sinn mehr.
Was aber noch Sinn ergibt, ist ein Rückblick auf die beiden ersten großen mechanischen Defekte des „Maillot jaune“ in dieser Tour de France. Das gelbe Leibchen befand sich damals noch auf den Schultern von Sylvain Chavanel, der in der „Pavé“-Etappe zweimal platt lief. Gut, er war abgehängt, aber ohne die Platten hätte er den Rückstand vielleicht in Grenzen und das Leadertrikot vielleicht behalten können.
Mussten diese Platten aber sein? Nein, genauso wenig wie Frank Schlecks gebrochenes Schlüsselbein.
Auch da hört der Spaß auf. Die Geldmaschine Sport – ein Produkt muss verkauft werden – sollte ihre Grenzen nicht überschreiten und des Spektakels wegen junge Menschen unnötige Risiken eingehen lassen.
Claude Clemens
[email protected]
De Maart
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