AUTOSPORT – Als Timo Scheider im Jahr 2000 bei Opel in der DTM einstieg, galt er sehr schnell als das aufstrebende Talent. Sein Astra war aber nie siegfähig, und als sich Opel aus der DTM zurückzog, sah es eher schlecht aus für die renn sportliche Zukunft des jungen Deutschen. Mit Audi fand er aber ab 2006 eine neue Familie, die ihm bislang zu zwei DTM-Titeln verhalf.
Text und Fotos: NoNic & FeNic
Dank der Presseabteilung von Audi Sport durften wir uns kürzlich mit Timo Scheider exklusiv über seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftswünsche unterhalten.
Tageblatt: Timo, Sie sind DTM-Champion 2008 und 2009; dieses Jahr läuft es aber nicht so gut. Wieso? 
Timo Scheider: „Dies zu begründen ist nicht so einfach. Sie wissen, dass wir in der DTM einen neuen Reifen von Dunlop bekommen haben. Mit diesem neuen Reifen habe ich seit dem ersten Rennen in Hockenheim große Probleme auf der Vorderachse. Wir bei Audi haben uns aber von Rennen zu Rennen allmählich dem neuen Reifen angepasst. Ich habe ebenfalls einen neuen Daten- und Renn-Ingenieur, die beide sehr gut sind, aber das Zusammenspiel funktioniert vielleicht noch nicht so optimal, wie das vorher der Fall war. Wenn man sieht, wie eng es in der DTM zugeht, so sind es Kleinigkeiten, die insgesamt große Auswirkungen haben und machen, dass wir (noch) kein 100% optimales Paket haben. Wir geben aber nicht auf, arbeiten weiter und versuchen, dranzubleiben.“
DTM WAS BISHER GESCHAH 
o 3x Mercedes, 1x Audi: Am Wochenende findet am Nürburgring der 5. Lauf der DTM-Saison 2010 statt. Mercedes siegte bislang bei drei Rennen, Audi gelang lediglich ein Sieg. Durch das Einfrieren der technischen Entwicklung und durch die Reduzierung des Minimalgewichts bei den „Jahreswagen“ ist das Feld dieses Jahr ausgeglichener denn je. So ist es dann auch nicht erstaunlich, dass Jamie Green mit seinem zwei Jahre alten C-Klasse-Material zum dritten Mal in Folge das Prestigerennen am Norisring gewinnen konnte. In der Gesamtwertung dominiert Mercedes, insbesondere der regelmäßige „Podiumsbesucher“ Bruno Spengler. Bei Audi kommt wohl nur noch Mathias Ekström als Titelkandidat in Frage.
o Die Podien: Hockenheim: 1. Paffett, 2. Spengler, 3. Green; Valencia: 1. Ekström, 2. Spengler, 3. Prémat; Lausitz: 1. Spengler, 2. Di Resta, 3. Green; Norisring: 1. Green, 2. Ekström, 3. Spengler
o Gesamtwertung: 1. Spengler 32 Punkte, 2. Green 22, 3. Ekström 21, 4. Paffett 19, 5. Di Resta 17, 6. Rockenfeller 12, 7. Scheider 12
o Internet: www.dtm.com
„T“: Aber für das Championat wird es wohl schwierig, da bei Mercedes dieses Jahr ein Fahrer, Bruno Spengler, regelmäßig aufs Podium steigt. 
T.S.: „Ja. In den vergangenen Jahren war es immer der Schwachpunkt von Mercedes, dass sie es nicht fertiggebracht haben, immer mit einem gleichen Fahrer schnell zu sein. Dies gelingt ihnen nun aber mit Bruno Spengler, und sie kommen auch gut mit den neuen Reifen zurecht. Wir müssen einfach versuchen, uns den Reifen weiter anzupassen und das Beste daraus zu machen.“
„T“: Timo, kommen wir auf Ihre Opel-Jahre zu sprechen. Hier gab es so manchen Funken, aber nie den ganz großen Erfolg – wieso? 
T.S.: „Diese Jahre haben mich geprägt und im Nachhinein muss ich sagen, dass sie mir viel gebracht haben. Ich habe in diesen harten Jahren viel lernen dürfen. Mit einem Auto, das nicht konkurrenzfähig war, lernte ich vor allem zu kämpfen, oft um Platz zehn, elf oder zwölf, ohne mich runterziehen zu lassen und zu sagen: Ich hab eh keine Chance! Ich musste immer versuchen, das Beste herauszuholen. Ich glaube, dass es auch genau dies war, was mir schlussendlich den Job bei Audi in der DTM eingebracht hat. Insider wie Dr. Wolfgang Ulrich und Norbert Haug waren immer daran interessiert, mich zurück in die DTM zu holen, weil sie gesehen haben, dass ich immer meinen Teamkollegen gegenüber konkurrenzfähig gewesen bin. Und das waren Leute wie Laurent Aiello, Heinz-Harald Frentzen, Manuel Reuter, Jockel Winkelhock usw. Heute muss ich sagen, dass es sich schlussendlich gelohnt hat, immer zu kämpfen!“
„T“: Nachdem Opel die DTM aufgegeben hatte, war es Michel Barthels, der Sie im letzten Moment aus der Arbeitslosigkeit herausgeholt und Sie für sein GT-Maserati-Team engagiert hat. 
T.S.: „Ja, das war ganz klar mein Überlebens-Jahr. Ich habe in dieser Saison kein Geld verdient, aber ich musste froh sein, überhaupt so spät noch einen Vertrag in einem professionellen Team zu bekommen, das die Möglichkeit hatte, um Siege zu kämpfen. Nach einigen Siegen, darunter beim 24-Stunden-Rennen von Spa, war es dann zum Schluss der Saison der Vize-Titel, der für mich heraussprang. In diesem Nicht-DTM-Jahr hatte ich aber vor allem die Möglichkeit zu zeigen, was ich in verschiedenen Autos leisten konnte. Ich möchte daran erinnern, dass ich neben den Maserati-Einsätzen auch einige Rennen in der A1-GP für Deutschland bestritt. Hier stand ich z.B. in Laguna Seca (USA) als Zweiter auf dem Podium.“
„T“: GT1 mit Barthels, Siege beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und in Spa Francorchamps, vor kurzem Le Mans in einem Porsche 997 GT2 – sind dies Zeichen für eine Langstrecken-Zukunft mit dem neuen Audi R18? 
T.S.: „Nach meinen ersten Langstrecken- und Le-Mans-Erfahrungen dieses Jahr habe ich klar gesagt, dass ich gerne ein Kandidat für einen Audi-Werkseinsatz in Le Mans bin. Darum werde ich mich ganz klar bemühen! Wenn man die Audi-Erfolge der Vergangenheit in Le Mans betrachtet, ist es klar, dass man sehr gerne ein Teil dieser Geschichte sein möchte. Das würde in meiner Vita natürlich auch ganz gut passen (er grinst). Ich hoffe, dass ich diese Chance bekommen werde. Ich kenne jetzt die Strecke und das Event von Le Mans – das ist schon mal ein Grundstein, den ich gelegt habe. Audi baut jetzt mal den R18, dann werden wir in die Diskussionen für die Zukunft gehen und schauen, was daraus wird.“
„T“: Frage an den zweifachen DTM-Champion: Werden in der DTM die alten F1-Piloten wie R. Schumacher und Coulthard von den Medien nicht zu viel in den Vordergrund gestellt, zum Leidwesen der wahren DTM-Stars? 
T.S.: „Diese Tatsache ist auf der einen Seite den wahren DTM-Piloten gegenüber natürlich ein Stück weit gemein, auf der anderen Seite ist es aber normal, dass sich die berühmten F1-Namen viel besser und einfacher vermarkten lassen. Das hilft dem jeweiligen Hersteller und natürlich auch der DTM selbst. Die DTM sagt aber auch von sich, dass sie ihre eigenen Stars hat, die sie selber großzieht. Unter dem Strich aber hat sie mehr von den Namen, die aus der Formel 1 kommen. Als purer DTM-Fahrer sagt man sich manchmal: ‚Du bringst bessere Leistungen, aber es wird dennoch mehr von den andern gesprochen!‘ Dies ist aber auch zeitweise ganz angenehm, denn so ich kann z.B. gemütlich essen gehen oder mit meinem Sohn etwas unternehmen, ohne dass ich gleich Kameras oder Reporter um mich herum habe. Es ist aber auch sehr schön, wenn ich auf der Straße erkannt und angesprochen werde. Das habe ich vor allem nach dem Gewinn meiner zwei DTM-Titel gemerkt.“
„T“: Wie sehen Sie die DTM ab 2012, mit neuem Reglement und mit BMW? 
T.S.: „Da bin ich sehr, sehr optimistisch und freue mich auf das bereits jetzt große Echo. Ich begrüße es, dass die drei großen deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes die DTM prägen werden. Das ist die große Chance, aus der DTM etwas ganz Besonderes zu machen, nachdem sie einige Jahre mit lediglich zwei Herstellern überlebt hat. Wir haben trotz nur zweier Hersteller seit 2006 guten Sport geboten und ich wünsche mir, dass nicht nur BMW zur DTM dazukommt, sondern auch noch andere Hersteller. Es gibt ja bereits gute Anzeichen, dass man sich vom Reglement her dem asiatischen Markt nähert und es freut mich, dass die DTM ein Zeichen setzt und es vielleicht möglich macht, anderen Herstellern ein neues Betätigungsfeld zu bieten. Ich hätte sicherlich nichts gegen vier oder fünf verschiedene Hersteller am Start eines DTM-Rennens. Momentan ist es sicher nicht optimal, dass jeder Zweite, mit dem man auf der Strecke kämpft, einer seiner Teamkollegen ist. Ein solches Manöver geht man natürlich anders an, als wenn es sich um einen Konkurrenten aus einem anderen Team handeln würde. Wenn ich all die Ansätze sehe, die die Hersteller und die ITR (der Veranstalter, die „Internationale Tourenwagen-Rennen e.V.“, d.Red.) unternehmen (Kostenreduzierung, neues Reglement, d.Red.), dann sind wir ganz klar auf dem richtigen Weg.“  
 
		    		 De Maart
                    De Maart
                 
                               
                           
                           
                           
                           
                           
                          
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