Dienstag21. Oktober 2025

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40 Milliarden Dollar Umsatz

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Man hätte sie fast schon vergessen, wäre da nicht am Dienstag dieser Woche von der Weltgesundheitsbehörde die Meldung gekommen, die Pandemie der Schweinegrippe sei beendet.

Kaum eine ansteckende Krankheit hatte weltweit eine vergleichbare Medienkampagne ausgelöst. Vergleiche mit der Spanischen Grippe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa wütete, waren schnell gemacht. Dabei wurden geflissentlich die damaligen Rahmenbedingungen vergessen. Eine vom Weltkrieg gezeichnete europäische Bevölkerung, Hunger und teils zusammengebrochene medizinische Versorgung leisteten der damaligen Epidemie Vorschub.

Auch die neueren Erregerangriffe auf die Menschen, die da zum Beispiel SARS (2001) und Vogelgrippe (2005) heißen, wurden nicht so prominent behandelt wie das A/H1N1-Virus.

Dass dem so war, hat mit der Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu tun, die das Virus am 11. Juni 2009 zur Pandemie, also zur weltweiten Epidemie, erklärte. Die Reaktion war denn auch global: Überall dort, wo die Staaten bzw. die Menschen es sich leisten konnten, also vorrangig in den Industrienationen, wurden Impfkampagnen gestartet, zahllose Broschüren warnten vor den Gefahren einer Ansteckung, sterilisierende Crèmes wurden an vielen öffentlichen Orten und in den Betrieben angeboten.

Niesen in den Ellenbogen

Auch eher folkloristische Auswirkungen waren zu beobachten. So rieten zahlreiche Gesundheitsbehörden, inklusive der luxemburgischen, den verdutzten Menschen, aus hygienischen Gründen künftig nur noch in den Ellenbogen zu niesen, als ob eine einfache Anweisung es ermögliche, neue Reflexe anzutrainieren.

Einmal ganz abgesehen von der Frage nach der Berechtigung eines massiven Impfdosen-Einkaufs durch das Gesundheitsministerium, das angesichts der WHO-Warnungen wohl keine politische Alternative hierzu hatte und auf mehr als 665.000 übrig gebliebenen Impfrationen sitzen blieb, stellten sich Fragen der Verflechtung zwischen der Weltgesundheitsbehörde und der PharmaIndustrie.

Erst kurz vor der Ausrufung der Pandemie der Stufe 6 wurden die Kriterien einer Pandemie von der Behörde geändert. Der Europarat kritisierte dies ein Jahr nach den ersten Schweinegrippe-Warnungen heftig in einem Bericht, dem eine bewegte Debatte vorausging.

Immerhin machten allein vier große Pharma-Unternehmen mit den Impfungen vorsichtig geschätzte 40 Milliarden Dollar Umsatz.

Um künftig solche unnötig teuren und auf nationaler Ebene kaum einzuschätzenden Aktionen zu verhindern, machte der Europarat denn auch gleich einige konstruktive Vorschläge.

Die Definition der Pandemie soll wieder zurück auf die ursprüngliche Formel geführt werden, die eine hohe Sterblichkeit (nicht nur eine hohe Ansteckungsgefahr) voraussetzt. Auch die geheim gehaltenen Namen der zuständigen Experten der WHO sollen bekannt gemacht werden, um eventuelle Verstrickungen mit den Pharma-Konzernen prüfen zu können, und schließlich sollen transparente und kontradiktorische Methoden in die Arbeit der Weltgesundheitsbehörde einfließen.

Auch der Vorschlag des Luxemburger Gesundheitsministers Mars di Bartolomeo erscheint für künftige Krisen interessant. Die Europäer sollten ihre Fachinstitute (Robert-Koch-Institut, Pasteur-Institut usw.) nutzen, um eine europäische Einschätzung von Epidemien vornehmen zu können. Die Pandemie neuerer Definition, also die Schweinegrippe, kostete schätzungsweise weltweit 18.000 Menschen das Leben, eine auf globaler Ebene zu vernachlässigende Größe, die weit unter der Mortalität einer üblichen saisonalen Grippe lag.
Die Kosten bzw. die Gewinne waren hingegen enorm.

Robert Schneider
[email protected]