Claude Molinaro
Im Prinzip kann jeder Erwachsene zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben mit einer Berufsausbildung beginnen. Hierzu muss er lediglich drei Bedingungen erfüllen: Erstens muss er mindestens 18 Jahre alt sein. Er darf zweitens nicht zur Schule gehen und muss sich seit wenigstens zwölf Monaten nicht mehr in einer Ausbildung befinden. Und drittens muss er seit mindestens zwölf Monaten sozialversichert sein.
Mit dieser Form der Berufsausbildung, die durch das großherzogliche Reglement vom 18. Mai 2007 neu geregelt wurde, hat der Gesetzgeber quasi eine „Schule der zweiten Chance“ geschaffen. Der typische Kandidat, so wurde uns vom Arbeitsamt erklärt, sei der Jugendliche, der früh die Schule schmeißt, doch nach ein paar Jahren merkt, dass seine Zukunftsaussichten ohne solide Berufsausbildung relativ düster sind. Doch auch die 30- bis 40-Jährigen bilden eine große Gruppe unter den Bewerbern; es habe sogar schon 45-jährige Antragsteller gegeben.
1.198 Bewerber
Die Zahl der Bewerbungen ist 2009 sprunghaft angestiegen. Waren es 2008 „nur“ 731 Bewerber, gab es im vorigen Jahre 1.198 Interessenten. Der steile Anstieg der Bewerbungen kann wohl in Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise gesehen werden. Von den 1.198 Bewerbern wurden 445 in Unternehmen platziert, 92 mehr als im Vorjahr.
Dass weniger als die Hälfte der Bewerber schlussendlich auch eine Lehrstelle erhielten, würde nicht bedeuten, das die restlichen 753 Bewerber nun auf dem Trockenen säßen, wurde uns vom Arbeitsamt erklärt.
Der große Unterschied zwischen der Anzahl der Bewerber einerseits und den vermittelten Stellen andererseits lasse sich vielmehr dadurch erklären, dass die Arbeitsuchenden sich in diesen schwierigen Zeiten mehrere Möglichkeiten offenhielten, um sich dann für die vorteilhafteste zu entscheiden.
Nachdem ein Interessent seine Bewerbung an die Adem geschickt hat, wird sie von einer Kommission analysiert, die dann darüber entscheidet.
Zur Auswahl stehen allerdings nicht alle Berufe, die auch Schülern offenstehen. In vielen Berufen erfolgt sowohl die theoretische als auch die praktische Ausbildung im ersten oder sogar zweiten Bildungsjahr ausschließlich in der Schule. In diesen Berufen sei es manchmal schwer, Erwachsenenbildung anzubieten. Die Berufe hingegen, wo die Ausbildung ausschließlich im Betrieb abläuft, werden quasi alle auch für Erwachsene angeboten.
Reine Erwachsenenklassen
Was die theoretischen Kurse angeht, so werde versucht, falls die Anzahl der Schüler es erlaube, reine Erwachsenenklassen anzubieten, was aber leider nicht immer möglich ist.
Ein nicht zu vernachlässigender Unterschied zwischen einem auszubildenden Jugendlichen und einem Erwachsenen, ist der, dass der Erwachsene ab Beginn seiner Ausbildung den Mindestlohn erhält.
Dem Arbeitgeber wird vom Staat die Differenz zur Lehrlingsentschädigung zurückerstattet. Ein nicht unbedeutendes Detail.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können