Christian Muller
„Letztes Jahr haben wir ein überdurchschnittlich hohes Wachstum verbucht“, sagte Victor Rod. Insgesamt sind die Prämien in den drei Bereichen Lebens-, Sach- und Rückversicherungen von 19,8 auf 28,5 Milliarden angestiegen. „Und die Bilanzsumme der Gesellschaften ist regelrecht explodiert“, von 104,8 auf 137,4 Milliarden. Die Gewinne sind von 384 auf 829 Millionen Euro gestiegen.
Victor Rod ist Präsident des Direktionskomitees des „Commissariat aux assurances“. Diese staatliche Behörde ist die Aufsichtsbehörde des Luxemburger Versicherungssektors. Mit ihren 32 Mitarbeitern untersteht ihr die Kontrolle von etwa 350 Unternehmen mit deren 3.427 Angestellten.
Der Polizist der Versicherungsbranche
„Wir sind der Polizist der Branche, mal helfen wir, mal sanktionieren wir“, erklärt Victor Rod. Im Laufe des vergangenen Jahres hat die Behörde dann auch vier Rückversicherungen, die alle den gleichen Aktionär haben, die Geschäftserlaubnis entzogen. Auch bei zwei Lebensversicherungsgesellschaften könnte das in den nächsten Monaten noch passieren. Bei der einen handelt es sich um eine Tochter der insolventen isländischen Landsbanki.
„Im ersten Halbjahr 2010 hat sich das Wachstum noch weiter verstärkt“, so Victor Rod. Allein im Bereich Lebensversicherungen hat der Zuwachs innerhalb der sechs Monate 115,96 Prozent betragen. Im Bereich der direkten Versicherungen (Sach und Leben) stehen die Lebensversicherungen für rund 90 Prozent aller Prämieneinnahmen. Der Großteil der Prämien kommt aus dem Ausland.
Die Rückversicherungen sind ein ganz spezielles Geschäft: Es sind die Versicherer der Versicherungsgesellschaften.
Ob das Wachstum in den nächsten Monaten jedoch genau so rasant weitergehen wird, steht in den Sternen. „Da müssen wir noch bis Jahresende warten“, so Victor Rod.
„Solvency II“ heißt das derzeit wichtigste Thema in der Branche. Hiebei handelt es sich um ein ganz neues Regelwerk, das spätestens im Januar 2013 in Kraft tritt. Es bestimmt, mittels mathematischer Risiko-Modelle, die Anforderungen an das Eigenkapital der Unternehmen. Die EU-Direktive besteht aus 340 einzelnen Artikeln, die in nationales Recht umgesetzt werden müssen. „Jetzt müssen wir zusätzliche Mathematiker einstellen“, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
„Zudem kämpfen wir weiter in Brüssel, damit nicht die kleinen und die großen Unternehmen in einen Topf geworfen werden“, so Claude Wirion, Direktor. Denn die Verwaltungsaufgaben, die auf die Firmen zukommen, seien für alle die gleichen.
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