Donnerstag30. Oktober 2025

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Französischer UMP-Senator giftet weiter gegen Luxemburg

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Noch haben wir nicht alles gehört und gesehen. Nach der Polemik um die Aussagen der EU-Justizkommissarin Viviane Reding über die Abschiebungen von Roma in Frankreich sowie den damit einhergehenden Verbalattacken französischer Spitzenpolitiker, darunter auch Präsident Nicolas Sarkozy, gegen Luxemburg legte am Wochenende ein hochrangiger Politiker der Sarkozy-Partei UMP noch einmal kräftig nach. A

Guy Kemp
 

Der Senator des Departement Oise, Philippe Marini, ließ sich in einer Radiosendung auf France Culture unaufgefordert dazu hinreißen, Luxemburg das Existenzrecht abzuerkennen.
„Jaurais préféré effectivement qu’en 1867 à Compiègne, Napoléon III et Bismarck aient un entretien qui débouche autrement et que le Luxembourg n’existe pas“, sagte Marini, der ebenfalls Bürgermeister der zitierten Stadt Compiègne ist. Eine Stadt, die seit 1964 eine Partnerschaft mit dem luxemburgischen Städtchen Vianden unterhält.

Zuvor hatte der 60-Jährige, nachdem die Frage der französischen Roma-Politik und die berechtigte Einmischung der EU-Justizkommissarin erörtert wurde, gemeint, es sei „sehr komfortabel, Minister oder luxemburgischer Kommissar“ zu sein.
„C’est la situation la plus heureuse que l’on puisse espérer en Europe. Le Luxembourg, ce pays qui n’a même pas besoin de recouvrer ses impôts“, gab sich Marini gewiss, der immerhin Berichterstatter der Finanzkommission im französischen Senat ist.

Auf die von der Moderatorin Dominique Rousset eingeworfene Frage, ob er damit auf der gleichen Linie sei wie Sarkozy, antwortete der UMP-Politiker: „Auf diesem Gebiet, ja!“Außenminister Asselborn: „Marini übertrifft Front national“

Nicht zu ernst nehmen solle man die Aussagen des „énergumène“ aus Compiègne, so Außenminister Jean Asselborn gestern in seiner Reaktion auf die Formulierung des UMP-Senators Philippe Marini, es wäre besser, Luxemburg existiere nicht.
Marini sei nicht die Stimme Frankreichs und schon gar nicht die des französischen Volkes. Hitler habe versucht, den „Fehler Bismarcks und Napoleon III.“ zu korrigieren. Dies sei ihm und den Nazis nicht gelungen, da Luxemburg weder eine Kollaboration noch einen Pétain gehabt habe. Marinis Aussage sei menschlich null, kulturell doppel-null und übertreffe auf europäischer Ebene sogar alles, was er bisher vom Front national gehört habe, so der Vizepräsident der Regierung.
Man solle dem Senator nicht auf den Leim gehen und argumentativ antworten, so Asselborn weiter. r.s.

Regierungssprecher distanziert sich

Dass es Luxemburg trotzdem gibt, daran gibt er dem bereits erwähnten Napoléon III die Schuld. Es gebe zahlreiche Bücher und historische Arbeiten, die über den damaligen Wendepunkt handelten.
Und weiter: „…et c’est la faiblesse de Napoléon III qui a permis à ce pays d’exister. Alors quil navait aucune espèce de raison historique dexister“, so Marini, dessen Arbeitsplatz , wie der so vieler Franzosen, im Luxembourg liegt. Womit hier jedoch der Palais de Luxembourg gemeint ist, dem Sitz des französischen Senats im 6. Pariser Bezirk, an den sich auch der Jardin de Luxembourg anschließt.

Laut der französischen Nachrichtenagentur AFP distanzierte sich der Sprecher der französischen Regierung, Luc Chatel, in einer Radiosendung von den Aussagen des Senators Marini. Er sei nicht sicher, ob über die Konturen der aktuellen Grenzen in Europa nachgedacht werden soll, habe Chatel laut AFP erklärt.
Der Regierungssprecher machte jedoch deutlich, dass der Vorfall zwischen Frankreich und der Europäischen Kommission um die französische Roma-Politik beendet sei.

Siehe auch:

„Am besten, Luxemburg existierte nicht“