Petz Lahure
Zweimal schon war Frank Schleck bei einer Radweltmeisterschaft unter den Top Ten. Im Jahr 2004 klassierte er sich auf dem anspruchsvollen Rundkurs von Verona auf dem zehnten Rang, drei Jahre später verpasste er auf dem noch schwereren Parcours von Stuttgart die Podiumsränge nur knapp.
Schleck wurde Vierter, nachdem er das Rennen in der Schlussphase animiert hatte. Vor ihm klassierten sich damals Weltmeister Paolo Bettini, sein Teamkollege Alexander Kolobnev und ein gewisser Stefan Schumacher, der wegen Dopingvorwürfen eigentlich gar nicht am Start hätte sein dürfen. Ein Jahr danach ließ derselbe Schumacher sich dann endlich richtig bei der Tour de France erwischen. Zuvor aber hatte er Kim Kirchen noch daran gehindert, etwas früher als geschehen ins „Maillot Jaune“ zu schlüpfen.
Mit den Weltmeisterschaften hat Frank Schleck die unterschiedlichsten Erfahrungen. In Madrid (2005) und in Mendrisio (2009) war er nicht am Start, in Salzburg (2006, Platz 29) musste er knappe zwölf Stunden vor dem Rennen ambulant in der Klinik wegen Magenproblemen behandelt werden, und in Varese (2008, Aufgabe) wurde er samstags, also am Tag vor der WM, von der SZ mit unliebsamen Vorwürfen konfrontiert. Zudem tauchten des Nachts Carabinieri im Hotel der Luxemburger Delegation auf. Was man bei dieser vom Staatsanwalt angeordneten Razzia genau suchte, bleibt bis heute für die meisten ein Rätsel. In Geelong startet Frank Schleck zu seiner fünften Elite-Weltmeisterschaft, wobei er einen Platz unter den ersten zehn anvisiert. „Am liebsten würde ich ja ganz vorne mitreden“, flachst er, „doch Kandidaten auf das Regenbogentrikot gibt es in Hülle und Fülle.“
„Keine Strecke für Sprinter“
Eines weiß der Kapitän des Luxemburger Dreierteams (neben ihm sind noch Laurent Didier und Ben Gastauer dabei) mit Bestimmtheit. „Das hier ist keine Strecke für ausgesprochene Sprinter“, sagt er jedem, der es hören will. „Nach Europa drangen im Laufe des Jahres viele Fehlmeldungen, die von einem ebenen Parcours ohne die geringste Schwierigkeiten sprachen. Robbie McEwen hatte mir aber schon vor einiger Zeit gesagt, dass es für die schnellen Männer äußerst schwer sein würde, sich in Geelong durchzusetzen. Paolo Bettini, der neue ‚Sélectionneur‘ der ‚Squadra Azzurra‘, bestätigte diese Aussage nach einer ersten Inspektion des Rundkurses. Er verzichtete in seinem Team auf einen echten Sprinter.“
Für Schleck kommen eher komplette Fahrer, die sich bei „Classiques“ behaupten können, für den Erfolg in Frage. „Die Streckenführung bevorteilt mich und einige andere Spezialisten von schweren Eintagesrennen. Durch meinen Sturz bei der Tour de France (dreifacher Schlüsselbeinbruch) kam ich aber mit dem Trainingspensum in Rückstand und war bei der Vuelta nicht komplett hergestellt. Seit dem Ende der Spanien-Rundfahrt sind fast zwei Wochen vergangen, die sich positiv auf den Formanstieg auswirken dürften.“
Keine komplette Mannschaft
Schlecks Pech ist, dass er in einem Dreierteam am Start ist und Luxemburg nicht wie andere große Nationen über eine komplette Mannschaft verfügt. „Gewiss ist das ein Nachteil, aber nach über 260 km kommt es doch eher auf die Frische und die Kraft an, die man im entscheidenden Augenblick besitzt. Ich richte mein Rennen nach den Italienern, Spaniern und Australiern aus, ohne dabei zu vergessen, dass auch andere Nationen, wie beispielsweise die Schweiz mit Cancellara, gute Eisen im Feuer haben.“
Bleibt schließlich noch der Faktor Wetter: „Stuart O’Grady hat mir mal gesagt, dass man Anfang Oktober in diesem Teil Australiens vier Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. Der meteorologische Dienst hat bis Sonntag steigende Temperaturen gemeldet. Ich gehe davon aus, dass das Wetter so ist wie bei den Frühjahrsklassikern in unseren Breitengraden.“ Demnach kein schlechtes Omen …
De Maart

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