Freitag7. November 2025

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Ironman Hawaii, Dirk Bockel: „Ich bin optimal vorbereitet“

Ironman Hawaii, Dirk Bockel: „Ich bin optimal vorbereitet“

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TRIATHLON - Seit seinem siebten Platz beim Ironman Hawaii 2009 zählt Dirk Bockel zum Establishment der Langstrecken-Triathleten. Am kommenden Samstag steht der 34-Jährige (35 am 18. Oktober) zum zweiten Mal im Startfeld des mythischen Rennens auf Kona. Mit dem Tageblatt blickt Dirk Bockel auf das Rennen voraus.

Texte: Marc Biwer


Tageblatt: Dirk, wie verlief die Vorbereitung auf den Ironman Hawaii? Wie ist die Form und die körperliche Verfassung?
Dirk Bockel: „Mein Stage wurde erfolgreich abgeschlossen, ich befinde mich jetzt in der Tapering-Phase, d.h. mehr Ausruhen, weniger Training, Fokus auf das Rennen. Das Training verlief optimal: ein Lehrgang von sechs Wochen in den Bergen von Colorado. Wir haben in einer Höhe von 2.500 m geschlafen, das war der Bonus. Fürs Training stiegen wir auf eine Höhe von 1.600 m hinab. Die Gegend war ein Mekka für einen Lehrgang, es waren viele Profisportler dort, und nicht nur Triathleten. Deshalb konnten wir auch in großen Gruppen trainieren. Jedenfalls konnte ich genügend Sauerstoff und Reserven tanken. Kurz gesagt, die Form ist optimal, was jetzt noch fehlt, ist das Quäntchen Glück. Jedenfalls sind die Voraussetzungen besser, als ich erwarten und hoffen konnte. Auch gesundheitlich ist alles optimal. Ich habe noch drei Tage (ab Mittwoch Hawaii-Zeit, d. Red.): Relaxen und den Kopf freikriegen.“

„T“: Wie sind die Bedingungen vor Ort gegenüber dem Vorjahr?
D.B.: „Es ist nicht ganz so heiß wie 2009: Die Temperaturen liegen bei rund 30° C. Aber eigentlich sind die Bedingungen auf Kona immer die gleichen. Die wichtigen Faktoren sind Wind, Hitze und Luftfeuchtigkeit. Ich bin deshalb früher nach Hawaii gereist, um mich einzugewöhnen. Im Rennen wird es dann darauf ankommen, richtig mit der Energie haushalten zu können.“SRM-Daten online 

Wer permanent über den Zustand von Dirk Bockel informiert sein will, kann das während des Rennens live über Internet tun. Sein Powermeter überträgt die Daten per Telemetrie an einen Rechner, so dass die SRM-Daten auf der Homepage von Dirk Bockel ablesbar sind:
www.liveandlettri.com

„T“: Im letzten Jahr warst du als „Rookie“ auf Platz 7 gelandet: Welches Ziel hast du dir für Samstag gesteckt?
D.B.: „Auf der einen Seite ist Platz 7 natürlich das Minimalziel. Ich habe mir einen Rang in den Top 5 vorgenommen. Insgeheim liebäugle ich mit einem Podiumsplatz. Auf der anderen Seite darf man aber nicht vergessen, dass dies eine WM ist. Es wird ein langer Tag, wir werden so achteinhalb Stunden auf der Strecke sein, da kann viel passieren. Wenn du einmal für 10″ nicht bei der Sache bist, dann kann das Rennen zu Ende sein. Und die Konkurrenten darf man auch nicht vergessen, die wollen alle aufs Podium. Aber ich will mich in jedem Fall verbessern.“

„T“: Wie sieht diese Konkurrenz denn aus, wer sind deine Hauptgegner?
D.B.: „Natürlich ist der Titelverteidiger Craig Alexander der Topfavorit. Es gilt, den Australier zu schlagen. Ganz vorne erwarte ich auch noch den Deutschen Andreas Raelert und den Dänen Rasmus Henning. Auch einen Chris McCormack (AUS) muss man immer auf der Rechnung haben. Und ich könnte noch fünf bis sechs weitere Namen nennen, an einem solchen Tag wächst jeder über sich hinaus. Aber die drei Erstgenannten sind für mich die Hauptfavoriten.“

„T“: Welche Taktik hast du dir zurechtgelegt?
D.B.: „Taktik ist bei einem Ironman ein großes Wort. Aber wie bei den Schwimmern wird in diesem Jahr erstmals ohne Rennanzug geschwommen, die Neoprens wurden verboten. Erlaubt sind nur Textilanzüge. Deshalb rechne ich mir in dieser Disziplin auch gute Chancen aus, ich will ganz vorne dabei sein, wenn die Teilnehmer aus dem Wasser steigen. Und ich hoffe, dass wir Craig schon etwas distanzieren können und ich mich vorne in einer kleinen Gruppe wiederfinde. Dann heißt es auf dem Rad zu treten, was das Zeug hält, ohne sich aber zu verausgaben. Vor dem letzten Wechsel sollte der Vorsprung auf die Verfolger möglichst groß sein. Dann können die Führenden das Rennen im Laufen entscheiden. Aber das sind alles Gedankenspiele, denn wie gesagt, bei einem Ironman kann vieles passieren. Denn um etwas gewinnen zu können, muss man ein Risiko einkalkulieren.“

„T“: Worauf muss man besonders achten?
D.B.: „Die Radstrecke ist schwieriger, als es aussieht. Man glaubt, es wäre flach, aber es geht ständig bergauf und bergab. Da darf man sich nicht abschütteln lassen. Ganz am Schluss ist dann noch ein Anstieg zu fahren. Da muss man wach sein, um eine mögliche Attacke parieren zu können. Das Wichtigste aber ist, permanent die Energie und die Energiezufuhr zu kontrollieren. Man darf am Ende nicht müde sein, beim Laufen müssen die Reserven groß genug sein, um nicht einzubrechen.“

„T“: Im letzten Jahr warst du ein Neuling. Wie bekannt ist Dirk Bockel in diesem Jahr bei den Athleten, bei den Medien und bei den Organisatoren?
D.B.: „Also ich denke schon, dass die Topleute mich auf der Rechnung haben. Ich werde es sicherlich nicht so einfach haben wie vor Jahresfrist. Die Gegner werden mich im Auge behalten. Was die Medien betrifft, so ist der Unterschied riesig. Das Interesse an meiner Person ist enorm, das hätte ich so nicht erwartet. Ob Fernsehsender, z.B. NBC, oder Zeitungen oder Internetportale usw., es vergeht kein Tag ohne Interviewanfrage. Ein bisschen stressig ist das schon. Aber es wirkt sich auch positiv auf mein Marketing aus. Bei den Organisatoren ist indes kein Unterschied erkennbar. Nur, dass ich zum Favoritenkreis gezählt werde. Aber Privilegien gibt es keine, und das soll auch nicht sein. Dank meinem 7. Platz im Vorjahr habe ich allerdings einen besseren Stellplatz im Parc Fermé. Das bringt sicher ein paar Sekunden.“

„T“: Was wäre für dich „the worst case“?
D.B.: „Eine gute Frage. Eigentlich ist auf Hawaii alles unberechenbar. Das Schlimmste wäre sicherlich ein Sturz oder ein Materialfehler. Aber mein Material ist dreifach gecheckt. Dank meiner Sponsoren habe ich auch einen eigenen Techniker zur Seite. Eigentlich dürfte nichts schiefgehen, aber mein weiß ja nie. Auf der anderen Seite kann das Rennen ganz anders verlaufen als geplant, es kann eine ganz schlechte Platzierung herausspringen. Aber ich weiß, dass ich mein Maximum geben werde, und wenn es dann nicht klappt, muss ich und werde ich trotzdem zufrieden sein. Ein bisschen Glück gehört bei einem solchen Rennen immer dazu.“

„T“: Und was wirst du als Erstes nach dem Rennen tun?
D.B.: (lacht) „Daran wage ich jetzt kaum schon zu denken. Das wird die Erlösung pur sein! Also als Erstes werde ich etwas anderes trinken als dieses Zuckerwasser, das man während des Rennens zu sich nehmen muss und das einem schnell zum Hals raushängt. Irgendetwas mit Sprudel, das ist beim Rennen wegen der Gase absolut tabu. Wahrscheinlich werde ich mich sofort auf eine kalte Cola stürzen. Und ich werde mir Eis auf den Kopf legen, um abzukühlen. Am Abend werde ich mich dann durchkneten lassen. Vielleicht noch ein Bierchen und dann bin ich wohl bedient.“ 

HAWAII 2010 ZAHLEN

o Teilnehmer: 1.926

o Debütanten: 982

o Frauenanteil: 27,5 % (530)

o Männeranteil: 72,5 % (1.396)

o Anzahl professioneller Triathleten: 68 (3,5%)

o Anzahl professioneller Triathletinnen: 53 (2,8%)

o Jüngster Teilnehmer: Brandon Perea (20/USA)

o Jüngste Teilnehmerin: Azumi Kanoka (21/JPN)

o Ältester Teilnehmer: Lew Hollander (80/USA)

o Älteste Teilnehmerin: Harriet Anderson (75/USA)

o Freiwillige Helfer: 5.000

o Luxemburgische Teilnehmer: Dirk Bockel (Pro), Claude Mayer (AK35)

o Favoriten: Craig Alexander (AUS), Chrissie Wellington (GB)