Christophe Junker
Ein Einsatz gegen Weißrussland am Freitag im Stade Josy Barthel kommt zu früh und auch in Metz gegen Frankreich am kommenden Dienstag scheint es allemal zu einem Kurzeinsatz zu langen.
Tageblatt: Wie geht es deinem Knie?
Jeff Strasser: „Ich mache die normalen Fortschritte, nachdem ich Anfang September wieder mit Laufen anfing. Vorher habe ich viel im Bereich der Aquafitness gearbeitet, um meine entzündete Sehne zu schonen. Fast zwei Monate habe ich jeden Tag im ’Rehazenter’ verbracht, ich habe Glück, nicht jeden Tag zur Arbeit gehen zu müssen. Am Montag letzter Woche habe ich erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert. ‚Et ass souwäit an der Rei, mee nach laang net bei 100 Prozent.’“
Vorsichtsmaßnahme
Dan Da Mota und Ben Payal konnten am Mittwoch das morgendliche Training wegen leichter Wadenprobleme nicht absolvieren. Es handelte sich allerdings um eine reine Vorsichtsmaßnahme, konnten beide gestern Abend doch bereits wieder mit der Mannschaft trainieren.
„T“: Und was macht der Kopf nach dieser langen Pause?
J.S.: „Meine vier Monate verletzungsbedingter Ausfall sind noch nicht vorbei. Es zuckt schon noch manchmal im Knie, die Schmerzen sind mal ganz verschwunden, dann aber auch wieder da. Für den Kopf ist das sicherlich nicht ganz einfach. Der Weg ist noch lang, ich versuche aber einfach nicht zu viel darüber nachzudenken. ‚Eng Seenenentzündung ass eben sou eng Sauerei.‘ Reißen einem die Bänder, weiß man, wie lange man ausfällt, bei dieser Verletzung ist das eben anders.“
„T“: Hast du Zweifel an einer Rückkehr?
J.S.: „Man stellt sich mit Sicherheit die Frage, ob es noch mal zu hundert Prozent geht. Das tue ich auch heute noch. Meine Antwort ist, dass ich alles versuche, um zurückzukommen. Falls es nicht klappen sollte, muss ich mir wenigstens keine Vorwürfe machen. Ich habe keine fünf Kilo zu viel auf den Rippen, sondern habe mich fit gehalten.“
„T“: Du hast derzeit 97 Länderspiele. Luxemburg spielt dieses Jahr noch gegen Weißrussland, Frankreich und Algerien. Machst du 2010 die 100 voll?
J.S.: „Wahrscheinlich nicht. Vielleicht werden es auch immer nur 97 bleiben … Für die Partie gegen Frankreich wird es sehr, sehr eng werden. Wichtig ist derzeit nur meine Präsenz in der Gruppe, das hilft mir bereits weiter. Ich will keine Belastung für die Gruppe sein, ich bin derzeit hier, um noch fitter zu werden und dem Team mit meiner Erfahrung zu helfen.“
„T“: Gegen Weißrussland spielst du also nicht?
J.S.: „Das wäre unverantwortlich. Man sollte sich vor übertriebenem Ehrgeiz hüten. Und ich weiß, wann es geht und wann nicht. Das weiß auch Luc Holtz, er hat das ja bereits öffentlich gesagt.“
„T“: Wie waren deine ersten Eindrücke von Trainer Luc Holtz?
J.S.: „Ich habe in meiner Profikarriere so viele Trainer gehabt und mag keine Vergleiche mit Vorgängern anstellen. Jeder hat seine eigene Philosophie, ich respektiere jeden Trainer. Ich habe Luc als Spieler gekannt, er ist jemand, der gerne Fußball gespielt hat und das wohl auch in die Nationalmannschaft einfließen lassen will. Was auf internationalem Niveau nicht einfach wird, das weiß er auch. Die Basis, die ihm zur Verfügung steht, ist aber gut und wurde von den Spielern und Guy Hellers gelegt. Ich habe mich immer gut mit ihm auf dem Feld verstanden und bin froh, ihm jetzt mehr oder weniger helfen zu können. Ich danke ihm, dass er mich mitgenommen hat.“
„T“: Wie ist sein Training?
J.S.: „Die fünf, sechs Einheiten, die ich bislang mitmachen durfte, waren intensiv, haben aber auch viel Spaß gemacht. Er verlangt viel Athletik, legt Wert auf Technik und Intensität. Der, dem dieses Training keinen Spaß macht, der hat nichts von Fußball verstanden.“
„T“: Was erwartet die Mannschaft auch ohne dich gegen Weißrussland?
J.S: „Allein schon ihre Entwicklung in der Weltrangliste die letzten drei Jahre sagt genug aus. Der Gegner steht so um den 55. Platz in der Weltrangliste. Wer meint: ‚Wir haben ja 2007 gegen die gewonnen‘, der liegt komplett daneben. Ihr 1:0-Sieg am 1. Spieltag in Frankreich sagt eigentlich schon alles aus, auch wenn die Franzosen mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.“
„T“: Der weißrussische Trainer Bernd Stange beschrieb die 0:1-Niederlage 2007 gegen Luxemburg als größte Blamage ihres Landes.
J.S.: „Das beweist, dass sie sehr viel Stolz haben und eine Revanche wollen.“
„T“: Gegen Weißrussland kommt ein Einsatz für dich zu früh. Haut es denn wenigstens mit einem Einsatz gegen Frankreich – in deinem zweiten Wohnzimmer in Metz – hin, wenn auch nur zu einem Kurzeinsatz?
J.S.: „Ich bin jetzt 36 Jahre alt geworden und habe genug Erfahrung sammeln können in meiner Karriere. Ich betone noch mal: Falscher Ehrgeiz schadet, mir, der Nationalmannschaft und meinem Verein Fola, dem ich auch noch etwas zurückgeben will. Irgendwann kommt es auch gegen Frankreich zum Rückspiel (25. März 2011, d. Red.) … Ich weiß, dass ich nur helfen kann, wenn ich 100 Prozent fit bin. Klar habe ich nach der Auslosung und Frankreich als Gegner auch gerechnet und mir gesagt: ‚Dein 100. Länderspiel in Metz gegen Frankreich zu spielen, wäre außergewöhnlich.‘ Dazu kommt es aber nicht. Heute frage ich mich: ‚Kommt es überhaupt je zu meinem 100. Länderspiel?‘ Heute wären schon 5′ gegen Frankreich toll … aber Achtung, ich setze mich nicht auf die Bank und nehme jemand anderem, der fit ist, seinen Platz weg.“
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können