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Sport als Medikament

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OMNISPORT - Die Sterberate bei Herzkrankheiten in Luxemburg ist im Verlauf der letzten 30 Jahre drastisch gefallen: Bei den Männern starben 1980 noch 201 Personen (auf 100.000 Einwohner); bei der letzten Erhebung zwischen 2005 und 2007 waren es nur 99.

Eine wachsende Rolle in der Rehabilitation spielt die Vereinigung der Herzsportgruppe („Association luxembourgeoise des groupes sportifs pour cardiaques“ ALGSC), die mit der „5e journée du sportif cardiaque“ am morgigen Samstag im CHL ihr 25-jähriges Jubiläum feiert (Programm: siehe Kader).

Die ALGSC ist aber nicht nur etwas für Personen mit Herzkrankheiten: „Seit einigen Jahren sind wir offener, auch auf Empfehlung der Wissenschaft. In unseren Gruppen nehmen wir auch Leute mit großem Risikofaktor – Diabetiker, Probleme mit Kranzadern, hoher Blutdruck, hoher Cholesterol – auf“, so der Kardiologe Charles Delagardelle, der die ALGSC vor einem Vierteljahrhundert mit aufbaute. Zu Beginn war Sport nicht das Allheilmittel: „Damals hieß es: auf keinen Fall Sport, einfach nur Ruhe“, blickt Delagardelle zurück. Heute spricht man vom „Sport als Medikament für die Krankheit“.

Das durchschnittliche Alter der Patienten in den Herzsportgruppen hat sich verschoben: zu Beginn stand es bei 52, 53 Jahren, jetzt liegt es im Bereich von 65 bis 67 Jahre, mit steigender Das Programm 

„Cinquième journée du sportif cardiaque“ (am Samstag, Amphitheater CHL)
9.00: Einleitung von ALGSC-Präsident Alfred Remesch; gefolgt von der Ansprache des Außenministers Jean Asselborn; gefolgt vom Präsidenten der „Société de cardiologie“, Jean Beissel; 9.30: „Un quart de siècle de groupes sportifs pour cardiaques à Luxembourg: un modèle de rééducation durable“ (Dr. Charles Delagardelle); 10.00: Vorstellung der Gruppe Süd (Dr. Romain Niclou); 10.15: Vorstellung der Gruppe Nord (Dr. Christiane Hansen); 10.30: Pause (Testmöglichkeit des Risikofaktors: Blutdruck, Cholesterol, Gewicht, Blutzucker); 11.00: „Sport zur Behandlung von Herzkrankheiten“ (Prof. Dr. Stephan Gielen/Leipzig); 12.00: Besichtigung der Infostände, Ehrenwein  Tendenz.

Jüngere Patienten sind selten. „Wir haben einige Patienten unter 40 Jahren, die sich einer Herzklappen-OP – verursacht durch eine Fehlfunktion oder eine Infektion – unterziehen mussten. Die Zahl der jungen Patienten mit Herzinfarkt steigt. Vor allem bedingt durch hohen Tabakkonsum oder unkontrollierte Diabetes. Auch die genetischen Herzprobleme spielen eine Rolle“, analysiert Physiotherapeut Patrick Feiereisen, Mitglied der ALGSC.

Die ALGSC besteht aus drei – geografischen – Gruppen: Luxemburg, Nord, Sud. Die Vereinigung zählt 600 bis 700 aktive Mitglieder. Diese können in den drei Sektionen jeden Tag zwischen verschiedenen Aktivitäten (7.471 im Jahr 2009) – Gymnastik, Nordic Walking, Aqua-Gym, Schwimmen, Laufen, Fahrrad, Fitness – wählen. Ziel ist es, ein dauerhaftes Modell der Rehabilitation zu schaffen: „Das ist sehr schwierig, zu erreichen. Aber wir verbessern uns ständig“, so Delagardelle. In den USA hat eine rezente Studie gezeigt, dass die Lebenserwartung bei Patienten, die eine Rehabilitation absolvieren, um 20 Prozent gesteigert wird.

Dr. Delagardelle sieht die ALGSC als Vorbild: „In Luxemburg gibt es kein großes Budget für Präventiv-Medizin. Wir sind ein Modell. Auch dank einer Konvention und der finanziellen Unterstützung des Staates.“

„Hochleistungssport keine Garantie“

Auch Hochleistungssportler sind vor Herzproblemen nicht geschützt: „Hochleistungssport ist keine Garantie, vor allem wenn man die Karriere von einem Tag auf den anderen beendet. Auch Sportler müssen das Gesetz der Dauerhaftigkeit betrachten.“ Der Fall eines Handball-Spielers zeigt, dass eine Herz-OP kein Grund für ein Karriere-Ende ist: „Er wurde an den Herzklappen operiert und jetzt spielt er wieder in der Nationalmannschaft“, berichtete Feiereisen.

Das „berühmteste“ Beispiel in Luxemburg war Kim Kirchen, der im Juni während der Tour de Suisse nach einem Herzstillstand reanimiert wurde. Dr. Delagardelle hat dem Radprofi einen Defibrilator eingesetzt: „Er hat sich gut erholt.“

In den letzten Jahren gab es auch einige Fälle von „mort subite“ bei Fußball-Profis. Auch der Fall Fons Leweck sorgte 2005 für Aufsehen: Der Fußballer leidet an einer Aortenklappeninsuffizienz zweiten Grades, einem angeboren Herzfehler. Seit kurzem wird beim „médico sportif“ ein Elektrokardiogramm durchgeführt. „Wir haben schon viele Sachen dadurch herausgepickt. Das Ziel ist: keine ‚mort subite‘ mehr“, erklärt Delagardelle. Patrick Feiereisen sagt: „Die ‚mort subite‘ ist tragisch. Aber keiner soll dadurch vom Sport abgehalten werden.“

Und nicht nur für Herzpatienten ist Sport ein Teil der Therapie. „Auch bei Krebspatienten ist eine Sport-Rehabilitation sinnvoll. Außerdem werden Leute, die Sport treiben, viel später von Alzheimer befallen.“

dat