Serbiens Verband FSS berief nach den schweren Krawallen serbischer Rowdys beim abgebrochenen EM-Qualifikationsspiel (das „T“ berichtete ausführlich) für Freitag eine Krisensitzung ein und will die Europäische Fußball-Union (UEFA) mit einem eigenen Bericht milde stimmen.
Die italienische Regierung und der italienische Fußballverband (FIGC) wiesen eilig jegliche Mitverantwortung für die Ausschreitungen zurück. Politik und Funktionäre schoben gestern den Serben den Schwarzen Peter zu.
„Eine Strafe vonseiten der UEFA würde mich enttäuschen, da ich nicht sehe, welche Verantwortung wir tragen sollten“, sagte Italiens Innenminister Roberto Maroni.
„Reines Gewissen“
Die Partie zwischen Italien und Serbien war am Dienstag wegen der Randale auf den Rängen in der 7. Minute abgebrochen worden. Die brutale Eskalation von Genua schockte die Fußball-Welt. Insgesamt gab es 17 Verletzte. Nach den Vorfällen im Stadio Marassi nahm die italienische Polizei acht Gewalttäter in Haft, 19 weitere mutmaßliche Krawallmacher gingen der Polizei am Torrichter bei
EM 2012?
Ebenfalls am Donnerstag in Warschau äußerte sich UEFA-Präsident Michel Platini zum eventuellen Einsatz von Torrichtern bei der EM 2012. „Ich werde nach einer Möglichkeit suchen, einen zusätzlichen Offiziellen in Polen und der Ukraine einzusetzen“, sagte der Franzose bei einer Stadion-Besichtigung: „Sie wären in der Lage zu sehen, ob der Ball die Linie überquert hat. In der Champions League und der Europa League sind sie schon im Einsatz.“ Mittwoch und gestern an der serbischen Grenze ins Netz. Die UEFA berät am 28. Oktober über Sanktionen.
UEFA-Chef Michel Platini kündigte ein hartes Vorgehen gegen Gewalttäter bei Sportveranstaltungen an. „Wir wissen, wo die Hooligans sind. Polen ist von diesem Problem auch nicht frei“, sagte Platini in Warschau. Er erinnerte drohend an die „Null-Toleranz-Politik“ seines Verbandes gegenüber Rowdys im Stadion.
Wohl auch deshalb will der serbische Verband der UEFA-Disziplinarkommission eine eigene Analyse zukommen lassen, in der die Geschehnisse aufgearbeitet werden. Die Serben beteuerten mehrfach, die Gastgeber auf die Gefährlichkeit der anreisenden Fans hingewiesen zu haben. Dies aber bestreiten die Italiener. „Es gab nur ein Fax mit der Information, dass 200 Fans kommen würden“, betonte Innenminister Maroni.
Später sei die Zahl bei einer Besprechung mit der UEFA auf 1.200 erhöht worden. Eine ausdrückliche Warnung habe es aus Belgrad jedoch nicht gegeben. Nach Maronis Meinung hätten die einschlägig bekannten Hooligans schon in Serbien gestoppt werden müssen.
Maroni räumte lediglich ein, dass die Wahl des Stadio Marassi diskussionswürdig sei. Offenbar seien die Sicherheitskontrollen aufgrund der zahlreichen und aggressiven serbischen Fans nicht streng genug erfolgt. Zudem biete das Stadion in Genua nicht genug Platz für Kontrollschleusen an den Zugängen.
Antonello Valentini, Direktor des Verbands FIGC, betonte dagegen: „Wir haben ein reines Gewissen und zusammen mit der Polizei getan, was wir tun konnten.“
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können