Samstag8. November 2025

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Hochkarätige Kardiologen zum Jubiläum

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OMNISPORT - Seit der Gründung der ALGSC („Association luxembourgeoise des groupes sportifs cardiaques“) vor 25 Jahren hat ein Paradigmenwechsel in der Medizin und in der Sportwelt das Leben der Herzkranken grundlegend verändert. Verordnete man den Kranken früher eher absolute Ruhe nach einem Herzvorfall, so wird seither Sport als Medikament verschrieben (siehe auch „T“ vom 16....

Texte: Fränz Hoffmann

Am vergangenen Samstag hatten sich prominente Kardiologen, Paramediziner, Mitglieder der Vereinigung und politische Prominenz (Außenminister Jean Asselborn und Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo) im überfüllten Amphitheater des CHL zu diversen Vorträgen eingefunden mit als Höhepunkt dem Referat von Prof. Stephan Gielen aus Leipzig zum Thema „Sport zur Behandlung von Herzkrankheiten“.

ALGSC-Präsident Alfred Remesch und die Kardiologen Charles Delagardelle, Jean Beissel, Romain Niclou und Christiane Hansen erinnerten in ihren Ansprachen an die luxemburgischen Pioniere des Herzsports (dazu gehören die Genannten selbst) und an das Entstehen der Vereinigung, die innerhalb kurzer Zeit einen ungeahnten Aufschwung kannte, die seit 1990 Mitglied des COSL ist und in der Zwischenzeit rund 1.100 Herzsportler betreut hat. Durch die Präventiv-Betreuung konnten zahlreiche Menschenleben gerettet, die direkten Todesfälle nach einem Herzanfall reduziert und die Lebenserwartung der Menschen in Luxemburg deutlich gesteigert werden. Dazu beigetragen haben sicherlich auch die medizinischen Infrastrukturen, vor allem das kardiologische Zentrum am CHL, das laut Gesundheitsminister Di Bartolomeo zur Spitzenklasse in Europa gehört.

Palette vergrößert

Die Kardiologen Niclou und Hansen, Leiter der Süd- resp. der Nord-Filiale präsentierten das Angebot ihrer regionalen Anlaufstellen und deren Erfolgs-Stories.Wenn der Zulauf der Herzsportler, wie am Beispiel Esch (siehe unten) zu sehen ist, quantitativ stagniert, so wurde die Palette der Sportarten immer größer und bedarf einer aufwendigen Personalaufstockung und administrativer Arbeit. „Vielleicht“, so der Leiter der Südfiliale, Romain Niclou, „sind wir Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden“ und führt die zahlenmäßige Stagnation teilweise auf eine verbesserte ambulante postklinische Behandlung zurück, derweil seine Kollegin Christiane Hansen in ihren Schlussworten mit einem Hinweis auf die positiven Auswirkungen der Präventiv-Medizin etwas ironisch meinte, man würde möglicherweise heute viel weniger über die anstehende Reform im Gesundheitswesen polemisieren, wenn man eben diese Präventiv-Medizin noch weiter fördern und Kranken-Behandlungen und viele finanzielle Mittel anderswo einsetzen könnte. 

3 FRAGEN P. Feiereisen 

Tageblatt: Welche Etappen gibt es auf dem Weg zum „Herzsportler“?
Patrick Feiereisen (Physiotherapeut und Mitglied der ALGSC): „Im Wesentlichen sind es deren drei: Erstens: die Behandlung direkt nach dem Herzvorfall in der Klinik. Zweitens: die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit des Patienten nach rund zwei Wochen mithilfe eines Kiné oder Physiotherapeuten. Drittens: die Stabilisierung des Gesundheitszustandes durch eine angemessene sportliche Betätigung, individuell dem Patienten angepasst und immer unter ärztlicher Beobachtung.“

„T“: Wie kann man ein gewisses Blockieren bei einem Herzkranken überwinden?
P.F.: „In einer ersten Phase – und das gehört zur ersten Etappe – müssen dem Kranken die Ängste vor einem Wiederholungsfall genommen werden. Er muss sein Selbstvertrauen wiedergewinnen. In einer weiteren Phase soll sein physischer und mentaler Zustand durch verschiedene Bewegungsabläufe stabilisiert werden. In der letzten Phase, und gerade hier beginnt der Einstieg in den ‚Herzsport‘, soll er/sie sich bewusst werden, dass die regelmäßige Bewegungstherapie ihn/sie physisch fit hält und er/sie sich dabei pudelwohl fühlt.“

„T“: Es geht also um einen nachhaltigen Vorgang?
P.F.: „Ohne Zweifel – präventiv und nachhaltig zugleich. Denn durch den Sport wird nicht nur die Lebenserwartung gesteigert, sondern auch die allgemeine Lebensqualität. Und besonders nachhaltig sind die Auswirkungen der sozialen Reintegration, gekoppelt mit der Gewissheit, dass es auch nach einem Herzvorfall ein erfülltes und interessantes Leben gibt.“