Samstag8. November 2025

Demaart De Maart

Interview mit Sportminister Schneider: Baustellen in Arbeit

Interview mit Sportminister Schneider: Baustellen in Arbeit

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

OMNISPORT - Rund sechs Monate nach seinem ersten offiziellen Auftritt vor dem „Parlament des Sports“, dem Kongress des Nationalen Olympischen Komitees COSL, trafen wir uns erneut mit Sportminister Romain Schneider, um ein „Round-up“ zu verschiedenen Themen aus dem Luxemburger Sport zu machen.

Claude Clemens

Tageblatt: Herr Schneider, wenn man zu Ihnen ins INS kommt, hört man gleich, dass fleißig gebaggert, gehämmert und gebohrt wird. Was passiert im Moment noch im „Institut national des sports“?
Romain Schneider: „Wir sind in der Schlussphase des Ausbaus, der das rein Funktionelle betrifft, d.h. zusätzliche Räumlichkeiten, vor allem für die Kantine. Das nächste Projekt ist das Schulgebäude für das Sportlycée …“

„T“: … das wäre die nächste Frage gewesen …
R.S. (lacht): „… das hoffentlich so schnell wie möglich in Angriff genommen werden kann. Das Datum kenne ich noch nicht, da die Ausschreibung über die ‚Bâtiments publics‘ lief, aber die ist auf jeden Fall abgeschlossen. Dann geht es schnell, es wird ein Gebäude aus vorgefertigten Elementen, wir rechnen mit sechs Monaten Bauzeit. Der Plan ist, dass es für die kommende ‚Rentrée‘ steht. Dann nehmen wir die Räumlichkeiten für das Sportlycée-Internat in Angriff. Die geplante neue Sporthalle wird 2014 gebaut.“

„T“: Das Sportlycée funktioniert ja schon einige Zeit, ist aber immer noch nicht per Gesetzestext verankert. Wie steht es hiermit?
R.S.: „Die allerletzten Beratungen laufen. Das Gesetz sollte vor Ende des Jahres den Regierungsrat passiert haben.“

Stichdatum31. Dezember

„T“: Bei unserem letzten Treffen im März glaubten wir verstanden zu haben, dass der 70-prozentige Anteil des Staates am Velodrom-Projekt in Cessingen aus dem Fünf-Jahres-Plan für Sportstätten komme und dass allein der Sportminister über die per Gesetz genehmigten 90 Millionen Euro verfügen würde. Trotzdem wurde das Projekt zwei Monate später im Rahmen der Sparmaßnahmen von der Regierung gestrichen?
R.S.: „Es wurde ja nicht gestrichen, sondern der Premier sagte, dass es nicht vor 2013 gebaut werde. An einem anderen Standort und billiger für den Staat als das existierende Projekt. Der Anteil des Staats wird auch später aus dem Fünf-Jahres-Plan kommen.“

„T“: Die Kandidaten-Suche hat begonnen?
R.S.: „Der Brief an alle Gemeinden Luxemburgs – im Sinne der Transparenz – ist seit zehn Tagen raus. Jeder, der möchte, kann sich bewerben. Zu gewissen Bedingungen: Die Baufläche muss zur Verfügung gestellt werden, Lage und Verkehrsanbindung müssen stimmen etc. Stichdatum ist der 31. Dezember. Der Staat wird nach wie vor 70 Prozent beisteuern, da es ein nationales Projekt ist. Aber es muss billiger sein als 70 Prozent von 15 Millionen Euro. Das ‚cahier des charges‘ wurde von einer eigens eingesetzten Arbeitsgruppe ausgearbeitet. Diese wird auch den ’suivi‘ machen.“

„T“: Gab es schon Anfragen in diesen zehn Tagen?
R.S.: „Informelle Nachfragen, ja.“

„T“: Auch von der Gemeinde Luxemburg vielleicht?
R.S.: „Nein.“

„T“: Weiter zum nächsten Großprojekt: das nationale Fußballstadion in Liwingen. Der Masterplan wurde vor den Ferien von der Regierung genehmigt. Kann man etwas erfahren? Wie sieht es mit den weiteren Prozeduren aus?
R.S: „Der Regierungsrat hat den Masterplan genehmigt, also kann am Projekt gearbeitet werden. Der Promotor muss nun seine Genehmigungen anfragen, das Übliche eben. Die Arbeiten des Staats an Autobahn usw. sind genehmigt und im Staatshaushalt vorgesehen.“

„T“: Der Masterplan wurde verabschiedet, bevor von verschiedenen Seiten die Idee in den Raum geworfen wurde, das Velodrom doch an dieses Projekt anzugliedern …
R.S.: „Das ist vollkommen offen. Wenn jemand eine konkrete Idee hat, soll diese im Rahmen der vorhin beschriebenen Prozedur eingereicht werden, wir werden sie untersuchen. Mein Brief lässt den Gemeinden übrigens die Finanzierung ihres 30-prozentigen Anteils offen. Das könnte also auch über ein ‚private public partnership‘ gehen, oder ganz privat.“

„T“: Der Promotor von Liwingen heißt Flavio Becca, der zurzeit auch ein Profi-Radteam in Luxemburg aufbaut. Über eine staatliche Beteiligung an diesem Projekt wurde schon viel gemunkelt. Weiß der Sportminister mehr?
R.S.: „Direkt nicht, ich habe das aber auch gehört. Wenn der Wille besteht, dann sollte der Staat mal damit befasst werden. Das war bisher nicht der Fall. Dann kann man analysieren, was das kostet, was der Output ist … Einen wirtschaftlichen und, sagen wir mal, touristischen Output würde es bestimmt geben …“

„T“: Zwei Dossiers hielten die kleine Luxemburger Sportwelt den Sommer über „in Atem“: Das erste war die Neustrukturierung des Coque-Verwaltungsrats. Sie nominierten Pilo Fonck und den vorherigen Präsidenten Gab Deibener nicht mehr, woraufhin der ehemalige Sportjournalist Fonck als Präsident des „Conseil supérieur des sports“ zurücktrat. Ein Wort dazu?
R.S.: „Ich war ein bisschen enttäuscht nach dessen Entscheidung. Die Coque hat nichts mit dem ‚Conseil supérieur‘ zu tun. Die Erneuerung des Coque-Verwaltungsrats stand turnusgemäß an, und ich dachte, ich hätte meine Argumente in persönlichen Gesprächen verständlich rübergebracht. Ich schätze beide Personen, stehe aber zu meiner Entscheidung. Der Verwaltungsrat wurde teilweise erneuert, für die Kontinuität steht Robert Schuler, der vom Vizepräsidenten zum Präsidenten wurde.“

„T“: Hat sich das Ministerium in die „Affaire“ um Triathlon-Nationaltrainer Steffen Große eingeklinkt? Er wird ja zum Teil durch Bezuschussungen des Ministeriums bezahlt.
R.S.: „Ich habe das in der Presse verfolgt. Die Unabhängigkeit der Verbände wird aber nach wie vor respektiert, also hält sich das Ministerium raus. Ich habe aber den FLTri-Präsidenten gebeten, mich ständig auf dem Laufenden zu halten. Ich hoffe nur, dass das Ganze nicht zu Lasten der Sportler geht.“

„Bewegungs-Analphabet“

„T“: Themawechsel: Am Samstag wohnten Sie dem „1. Escher Sportskonvent“ bei, benutzten dort in Ihrer Ansprache das Wort „Bewegungs-Analphabet“. Ein starkes Wort …
R.S.: „Normale Bewegungsabläufe erlernen, wie wir das aus unserer Jugend kennen, diese Möglichkeit ist fast nicht mehr gegeben. Die Freiräume sind oft gar nicht mehr da in der Natur, die Kinder laufen eher Gefahr, angefahren zu werden. Wir müssen quasi künstliche ’natürliche‘ Räume schaffen: mehr Spielplätze, Bolzplätze, Lauf- und Fahrradwege usw., usf., damit Kinder wieder zu jeder Zeit ihre motorischen Fähigkeiten schulen können.“

„T“: In einem ähnlichen Kontext, mehr auf Erwachsene abzielend, ist die Kampagne „Meter fir Meter“ sehr erfolgreich?
R.S.: „Ja, in jeder der vier Grundbewegungen Laufen, Radfahren, Schwimmen und Gehen lief bzw. läuft es hervorragend. Punktuell gesehen, und es sind auch viele Leute hängen geblieben, die Verbände haben neue Mitglieder gewonnen. ‚Eng flott Dynamik‘, die mit ähnlichen Konzepten weitergeführt werden soll und wird.“

„T“: Eine weitere Baustelle: das Ehrenamt. Wie sieht es hier mit der Nutzung der „Chèques services accueil“ (CSA) aus?
R.S.: „Die Vereine nutzen die CSA nicht genug. Wir liegen bei etwa 10 Prozent der infrage kommenden Klubs, es müssten mehr sein. Nicht mal alle infrage kommenden Verbände nutzen die Möglichkeit. Stichproben haben indes ergeben: Da, wo sie genutzt werden, funktioniert das System.“

„T“: Zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements wurde auch eine Kampagne angekündigt …
R.S.: „Die ist in Arbeit, Ministerien übergreifend wird hier geplant. Beim Sport schwebt mir vor, verstärkt auf frühere Aktive zuzugehen – die könnten dem Sport quasi etwas ‚zurückgeben‘. Es soll nicht nur eine Werbekampagne werden, es soll auch konkrete Maßnahmen geben.“

„T“: Zum Abschluss: Heute und morgen findet in Antwerpen die zweite informelle Ratstagung der EU-Sportminister statt, seitdem der Sport fest in den EU-Verträgen verankert ist. Was steht auf der Tagesordnung?
R.S.: „Die erste Zusammenkunft betraf vor allem Organisationsfragen, nun ist die Tagesordnung schon interessanter. Schule und Sport, auch das Ehrenamt, Doping – natürlich –, und, was mir sehr wichtig erscheint, soziale Integration durch den Sport. Aber wir müssen auch noch ein bisschen sehen, wie wir funktionieren, uns mehr Strukturen geben. Damit wir gemeinsam den Sport noch stärker auf EU-Ebene verankern können. Bisher ist er doch nur ein Anhängsel. Vor allem ein Budget, das den Namen verdient, muss her.“