Dienstag11. November 2025

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GP von Südkorea: Alonso der lachende Dritte

GP von Südkorea: Alonso der lachende Dritte

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FORMEL 1 - Sebastian Vettel war so dicht dran an der ersten WM-Führung seiner Karriere, dann stoppte ihn ein Motorschaden. Auch sein Red-Bull-Teamkollege und WM-Spitzenreiter, Mark Webber, fiel beim Südkorea-Spektakel aus. Lachender Dritter war Ferrari-Star Fernando Alonso.

Aus Vettels Red Bull schlug nur noch Rauch, über den Ferrari-Funk drang nach dem irren Regenchaos von Südkorea Alonsos schadenfrohes Gelächter.

Mit dem kapitalen Motorplatzer waren für Vettel der Premierensieg in Yeongam, die erste WM-Führung seiner Karriere und ein Riesenschritt Richtung WM-Titel dahin. Nachdem sein Teamkollege Mark Webber durch einen Unfall ebenfalls vorzeitig ausgeschieden war, schnappte sich Alonso als lachender Dritter am Sonntag den Sieg und kletterte zwei Rennen vor Saisonende ebenfalls an die Spitze der WM-Wertung.

„Im Moment ist man natürlich enttäuscht. Ich kann aber nichts dran machen“, meinte Vettel. „Der Sieg wurde ihm auf grausame Weise genommen, er hat ein perfektes Rennen hingelegt. Das ist eine große Enttäuschung“, meinte sein Teamchef, Christian Horner. 45 Runden lang dominierte nämlich Vettel, der zum neunten Mal in der laufenden Saison von der Pole Position gestartet war, das Feld. Als der bis dato im Klassement führende Webber von der Strecke abkam, schien der Sieg wie auf dem Silbertablett serviert. „Ich hatte zu jeder Zeit den Rest des Feldes im Griff“, meinte Vettel.

Für den folgenreichen Triebwerksdefekt konnte er nichts. Den nahm Motorenlieferant Renault auf seine Kappe. Das Unternehmen „muss sich beim ganzen Team für den Motorschaden an Sebs Auto entschuldigen“, sagte Chefingenieur Fabrice Lom zerknirscht.

Des einen Leid, des andren Freud bei dem Südkorea-Spektakel mit einer 49-minütigen Renn-Unterbrechung und vier Safety-Car-Phasen. Alonso, der auf der Strecke als kompromisslos gilt und im Team den Nummer-eins-Status beansprucht, lachte nach der Zieldurchfahrt schallend. „Avanti“, brüllte der Spanier ins Funkgerät. Hinter ihm fuhren McLaren-Pilot Lewis Hamilton und Teamkollege Felipe Massa die weiteren Podestplätze ein.

Nach seinem vierten Sieg in den vergangenen sieben Rennen ist der Spanier auf dem besten Weg zu seinem dritten WM-Titel nach 2005 und 2006 (bei Renault F1). Er hat nun 231 Punkte und damit satte elf Zähler Vorsprung vor Webber (220). Vettel rutschte mit weiterhin 206 Punkten auf Rang vier hinter Hamilton (210) und hat damit nur noch eine Mini-Chance auf den Titel als jüngster Champion der F1-Geschichte. Titelverteidiger Jenson Button (McLaren), der Zwölfter wurde, hat als Fünfter mit 189 Punkten wohl nur noch rechnerisch eine Chance.

Der Rennverlauf

Von Beginn an entwickelte sich das Debüt in Südkorea zum denkwürdigen Abenteuer (siehe dazu auch Seite 45). Wegen des Dauerregens musste das Feld zum ersten Mal in dieser Saison hinter dem Safety-Car starten.
Nach drei Runden brachen die Renn-Kommissare den Versuch ab und beorderten die Piloten zurück in die Startaufstellung. Erst nach 49-minütiger Unterbrechung ging es zum zweiten Mal hinter dem Safety-Car los. Nach 13 weiteren Runden gaben die Kommissare das Rennen endgültig frei. Der erste Paukenschlag in Runde 19: Webber verlor die Kontrolle über seinen Boliden und krachte in Nico Rosbergs Silberpfeil. Wieder musste das Safety-Car für vier Runden auf die Piste.

Vettel blieb wie schon bei seiner Last-Minute-Pole absolut cool und setzte sich zunehmend von Verfolger Alonso ab. Dahinter zahlte sich für Rekordweltmeister Michael Schumacher die in der Zwangspause veränderte Fahrzeug-Abstimmung aus. In Runde 27 zog der 41-Jährige an Button vorbei.

Nach einem Crash von Toro-Rosso-Pilot Sébastien Buemi mit Timo Glock (Virgin) kam erneut das Safety-Car. Vettel konnte gerade noch die Chance zum Boxenstopp nutzen und blieb Erster. Alonsos Mechaniker-Crew dagegen patzte, Hamilton schnappte sich Rang zwei. Dann aber verbremste sich der Brite und der Scuderia-Star kam wieder vorbei.

Alles sah nach einem sicheren Sieg für Vettel aus. Doch in der 46. Runde begann Vettels Motor zu qualmen, Funken schlugen, er rollte aus. Der Weg war frei für Alonso: Der raste nach 55 Runden in mehreren Etappen auf dem 5,621 Kilometer langen Kurs und 2:48:20,810 Stunden jubelnd als Erster über die Ziellinie.

Beim Renault-F1-Rennstall von Präsident Gerard Lopez sah Teamchef Eric Boullier das Rennergebnis „mit gemischten Gefühlen.“ Mit Robert Kubicas fünftem Platz war man natürlich zufrieden („eine schöne Belohnung für unsere Arbeit“, sagte der Pole), mit dem Ausfall von Rookie Witali Petrow dagegen nicht: „Für Witali trafen wir eine perfekte strategische Entscheidung, und er setzte das auf der Strecke sehr gut um – bis er das Auto in der Zielkurve verlor.“ Der Russe drehte sich in der 40. Runde von der Strecke. 

FORMEL 1 IN ZAHLEN

GP von Südkorea in Yeongam, 17. von 19 WM-Läufen, Endstand nach 55 Runden (305,195 km): 1. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 2:48:20,810 Stunden (110,185 km/h), 2. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren 0:14,999 Minuten zurück, 3. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 0:30,868, 4. Michael Schumacher (Deutschland) Mercedes 0:39,688, 5. Robert Kubica (Polen) Renault 0:47,734, 6. Vitantonio Liuzzi (Italien) Force India 0:53,571, 7. Rubens Barrichello (Brasilien) Williams 1:09,257, 8. Kamui Kobayashi (Japan) 1:17,889, 9. Nick Heidfeld (beide Sauber) 1:20,107, 10. Nico Hülkenberg (beide Deutschland) Williams 1:20,851, 11. Jaime Alguersuari (Spanien) Toro Rosso 1:24,146, 12. Jenson Button (Großbritannien) McLaren 1:29,939, 1 Runde zurück: 13. Heikki Kovalainen (Finnland) Lotus, 2 Runden zurück: 14. Bruno Senna (Brasilien), 15. Sakon Yamamoto (Japan) beide Hispania

Schnellste Rennrunde: Alonso 1:50,257 Minuten (42. Runde)

Ausgeschieden: Nico Rosberg (Deutschland) Mercedes (19. Runde/Kollision), Mark Webber (Australien) Red Bull (19. Runde/Dreher), Jarno Trulli (Italien) Lotus (26. Runde/Defekt), Lucas di Grassi (Brasilien) Virgin (26. Runde/Unfall), Sébastien Buemi (Schweiz) Toro Rosso (31. Runde/Kollision), Timo Glock (Deutschland) Virgin (32. Runde/Kollision), Witali Petrow (Russland) Renault (40. Runde/Unfall), Sebastian Vettel (Red Bull) (46. Runde/Motorschaden), Adrian Sutil (beide Deutschland) Force India (47. Runde/Kollision)

Startaufstellung: 1. Sebastian Vettel 1:35,585 Minuten, 2. Mark Webber (beide Red Bull) 1:35,659, 3. Fernando Alonso (Ferrari) 1:35,766, 4. Lewis Hamilton (McLaren) 1:36,062, 5. Nico Rosberg (Mercedes) 1:36,535, 6. Felipe Massa (Ferrari) 1:36,571, 7. Jenson Button (McLaren) 1:36, 731, 8. Robert Kubica (Renault) 1:36,824, 9. Michael Schumacher (Mercedes) 1:36,950, 10. Rubens Barrichello 1:36,998, 11. Nico Hülkenberg (beide Williams) 1:37,620, 12. Kamui Kobayashi 1:37,643, 13. Nick Heidfeld (beide Sauber) 1:37,715, 14. Adrian Sutil (Force India) 1:37,783, 15. Witali Petrow (Renault) 1:37,799, 16. Jaime Alguersuari 1:37,853, 18. Sébastien Buemi (beide Toro Rosso) 1:38,594, 18. Vitantonio Liuzzi (Force India) 1:38,955, 19. Jarno Trulli (Lotus) 1:40,521, 20. Timo Glock (Virgin) 1:40,748, 21. Heikki Kovalainen (Lotus) 1:41,768, 22. Lucas di Grassi (Virgin) 1:42,325, 23. Sakon Yamamoto 1:42,444, 24. Bruno Senna (beide Hispania) 1:43,283

WM-Stände

Fahrer:
1. Fernando Alonso 231
2. Mark Webber 220
3. Lewis Hamilton 210
4. Sebastian Vettel 206
5. Jenson Button 189
6. Felipe Massa 143
7. Robert Kubica 124
8. Nico Rosberg 122
9. Michael Schumacher 66
10. Rubens Barrichello 47
11. Adrian Sutil 47
12. Kamui Kobayashi 31
13. Vitantonio Liuzzi 21
14. Witali Petrow 19
15. Nico Hülkenberg 18
16. Sébastien Buemi 8
17. Pedro de la Rosa 6
18. Nick Heidfeld 6
19. Jaime Alguersuari 3

Teams:
1. Red-Bull-Renault 426
2. McLaren-Mercedes 399
3. Ferrari 374
4. Mercedes 188
5. Renault 143
6. Force-India-Mercedes 68
7. Williams-Cosworth 64
8. Sauber-Ferrari 43
9. Toro-Rosso-Ferrari 11

Nächster WM-Lauf: GP von Brasilien am 7. November in Sao Paulo