EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier will auf Basis der Antworten im kommenden Jahr entscheiden, ob die ab Dezember geltenden Vorschriften für die Agenturen verschärft werden müssen.
Die Euro-Schuldenkrise brachte das Thema Ratings erneut auf die Tagesordnung. Viele Euro-Länder nehmen den führenden Anbietern – Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Ratings – übel, dass sie mitten in der Krise trotz eilig aufgelegter Sparprogramme die Kreditwürdigkeit Griechenlands und Spaniens herabstuften und zusätzlich Öl ins Feuer gossen.
Bewertungsstandards preisgeben
Die Aufsichtsregeln für Ratingagenturen waren die erste Lehre, die die EU im vergangenen Jahr aus der Finanzkrise gezogen hatte. Ab Dezember müssen die Agenturen teilweise ihre Bewertungsmethoden offen legen. „Das war ein wichtiger erster Schritt. Aber wir müssen über den zweiten Schritt nachdenken: die Rolle der Ratings und ihre Auswirkungen auf die Märkte“, erklärte Barnier.
Die EU-Kommission stellt nun zur Diskussion, wie die Abhängigkeit der Anleger von den Noten über die Kreditwürdigkeit eines Schuldners verringert werden könnte. Für die große Bedeutung der Ratings sind die Gesetzgeber zum Teil selbst verantwortlich, denn die Eigenkapitalanforderungen für Banken zwingen Geldhäuser dazu, die Bonität ihrer Kreditkunden mit Hilfe der Ratings zu kalkulieren.
Schärfere Transparenzkontrollen
An Ratings für Staatsanleihen will die EU womöglich schärfere Transparenzanforderungen stellen. Barnier will zudem ausloten, wie den drei dominanten Anbietern mehr Konkurrenz gemacht werden könnte. Die Kommission vermutet zudem, dass das übliche Vergütungsmodell, nach dem der zu bewertende Emittent selbst für das Rating bezahlt, zu Interessenkonflikten und Gefälligkeitsratings führt.
Die Brüsseler Behörde stellt mehrere Alternativmodelle zur Diskussion – zum Beispiel anstelle des Emittenten den Anleger oder die Börse bezahlen zu lassen.
reuters
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