Beim OGBL macht man sich Sorgen, dass dieses doppelte Ziel letztlich auf Kosten der Qualität in der Versorgung gehen wird. Vor allem sei zu befürchten, dass der gleichberechtigte Zugang aller Bürger zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung nicht mehr garantiert sein werde.
Der OGBL zeigt wenig Verständnis für die derzeitigen Protestaktionen der Ärzte. Streik könne immer nur das letzte Mittel in einem Streit sein, in dem die Diskussionen abgebrochen seien, bemerkt Syndikatspräsident Marco Goelhausen, der den Gesetzentwurf von Minister Mars di Bartolomeo aus Sicht des medizinischen Personals analysiert. Absolut nicht einverstanden ist er mit der Absicht, das Wachstum der Krankenhausausgaben auf jährlich drei Prozent (derzeit sechs Prozent) zu begrenzen. Das sei eine Steigerung, die nicht einmal ausreiche, um die Anpassung der Gehälter (Indextranche und kollektivvertragliche Anpassungen) abzudecken. Die Idee einer Budgetisierung der Ausgaben als solche findet dabei durchaus die Zustimmung der Gewerkschaft. Dass medizinische Akte bei Operationen über Pauschalen abgerechnet weren sollen, ist nicht nach dem Geschmack des OGBL. Er befürchtet, dass dies zu Missbrauch führen könnte.
Begrüsst wird die Idee zur Schaffung von nationalen Kompetenzzentren. In Spezialitäten, in denen Akte weniger häufig vorkommen, mache das durchaus Sinn. Es brauche ganz einfach einer gewissen Anzahl an Operationen, einer gewissen Routine, um auch eine medizinische Qualität zu garantieren. Dass auch ein verstärktes Zurückgreifen auf ambulante Behandlungen durchaus für Qualität stehen kann, bestreitet man beim OGBL nicht. Zweifel gibt es aber, ob mehr ambulante Behandlungen auch wirklich zu der angestrebten Senkung der Kosten führen werden. Der wichtigste Kostenfaktor sei das Personal. Und die Lohn-und Gehaltskosten pro Operation seien nur in geringem Masse davon abhängig, ob eine Operation nun ambulant odet stationär durchgeführt werde.
Voll auf der Linie des Ministers ist der OGBL, wenn es darum geht, die Ärzte enger in die Strukturen der Krankenhäuser einzubinden. Das sei einfach eine Grundvoraussetzung um die Krankenhäuser ordentliche verwalten zu können. Das OGBL-Gesundheitssyndikat könnte sich auch vorstellen, stärker in die Richtung festangestellter Krankenhausärzte zu gehen. Derzeit funktioniert nur das hauptstädtische CHL (Centre hospitalier) nach diesem Modell.
lm
De Maart
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